• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: Thailand
  • Jahrgang: 2020
  • Form: Bingcha, 200g
  • pu-erh.sk

(Original 14.03.2021)
Ich muss gestehen: ich hab mich mit den Thailand-Tee Samples von Peter letzte/vorletzte Woche etwas schwer getan - alles irgendwie sehr ungewohnt. Von allen hat mir dieser hier am besten gefallen - aber auch das nur unter Vorbehalt: er hatte zwar viel Energie, war aber war aber für meinen Geschmack zu adstringent. Da jedoch das Material von guter Qualität zu sein schien - wie gesagt durchaus ordentliches Qi und Tiefe war trotz der Adstringenz zu erkennen - habe ich mir trotzdem ein Bing zugelegt, worüber ich sehr froh bin: heute hat er mir sehr gut gefallen (nur basierend darauf würde der Tee evtl. sogar die 5-Sterne ankratzen)! Mit Quellwasser gebrüht (das letzte mal mit der bislang genutzten Britafilter-Leitungswasser-Mischung, die ich bisher verwendet habe), "vernünftig" dosiert im Mini-Zini von Chen Ju Fang (陳菊芳) hat der Tee zwar nach wie vor ein gewisses Maß an Adstringenz, die aber nicht mehr alles überdeckt, sondern Raum für andere Noten und Aromen lässt: eine angenehm frische, leichte Bitterkeit und schwer zu definierende, exotisch-grüne Noten, die mich etwas an den 2020er Thailand Maocha von Peter denken lassen - die Analogie hat mir das letzte mal komplett gefehlt. Für mich aber wichtiger als der Geschmack des Tees ist dass er mit dem Wasser-Keramik-Kombination deutlich "fülliger" ist, als bisher - nicht so richtig heftig schwer wie manch chinesischer Kollege, aber er hat schon Gewicht, behält sich jedoch seine ätherische Klarheit bei (die mit dem anderen Wasser auch deutlich trüber wirkte). Das Qi ist zwar kein tiefenentspannendes Qi wie bei den Tees, die mir am liebsten sind, sondern eher etwas Naka-artig im Stirn-/Augen-Bereich und leicht "wellenförmig" ähnlich dem 2013er KuZhu Shan von TTpl (auch wenn nicht so extrem) aber auf mich wirkt es nicht unangenehm. Dennoch: auch wenn ich von der Qualität des Tees überzeugt bin, so wirkt er (und alle Thailand-Tees - neben denen von Peter hatte ich das Glück kürzlich noch zwei andere Shengs von 2000 und 2020 von einem anderen Hersteller probieren zu dürfen) doch ungewohnt und spricht nicht sofort die entsprechenden Kriterien (Qi, Textur etc.) an - oder zumindest anders - als ich es gewohnt bin. Daher die Bewertung zunächst mal noch mit einem Fragezeichen - evtl. muss man sich erst etwas an Thailand-Tees gewöhnen, damit sie sich einem wirklich erschließen? Hat evtl. schon die zweite Iteration einen Unterschied gemacht, lag es daran, dass ich den Tee mental-abgestorben unter der Woche nach Feierabend getrunken habe oder lag die stark unterschiedliche Wahrnehmung zum letzten mal tatsächlich "nur" an dem anderen Wasser und anderer Keramik? Keine Ahnung - ich habe jedenfalls vor, die Thailand-Tees (die, die ich habe) in nächster Zeit häufiger zu trinken und zu schauen, was passiert :-)
Bewertung: 4-Sterne (?)

(Update 02.05.2021)
Nachdem ich die Thailand-Shengs von Peter nun schon des Öfteren im Kännchen hatte und man mit jedem mal etwas mehr dazu lernt, wird es Zeit für ein Update der Bewertung, da die vorläufige Wertung im Vergleich zu anderen Tees nicht mehr tragbar ist. Wie bei den anderen Thailand-Tees in letzter Zeit immer wieder angesprochen, ist der Schlüssel zum Verständnis der Tees, dass man sich von gewohnten Metriken frei macht und nicht in Schubladen-Denken verfällt: die Dinge, die man bei den meisten chinesischen Shengs als Maßstab für Qualität anlegen kann, findet man hier nicht wirklich wieder - man muss sich frei machen und "einfach nur Tee trinken" - dann erkennt man auch die Qualität der Tees. Bei dem Chafang Laocha und dem Chafang Pang San Zhou ist das etwas leichter, als bei dem Danzhu, da der Pang San Zhou mit einer interessanten Bitterkeit aufwarten kann und der Laocha durch ein runderes, gefälligeres Geschmacksprofil - der Danzhu im Gegensatz bietet auf der Geschmacksebene vor allem eher adstringent-moosige-grüne Wald-Noten, die je nach Dosierung entweder nichts wirklich besonderes oder sogar eher herausfordernd sein können. Wenn man es aber schafft, unter die Oberfläche zu sehen, kann der Tee wie schon beim letzten mal beschrieben durch deutlich mehr Breite und Tiefe glänzen, gepaart mit sehr viel Energie - Dinge, die im Gegensatz zu "fancy Geschmacksnoten" mit denen auch schon einfache YS-Shengs aufwarten können, sehr viel schwerer zu erreichen sind: und zwar nur durch eine hohe Qualität des Ausgangsmaterial. Daher bin ich auch absolut von dem Danzhu überzeugt: qualitativ ist er über jeden Zweifel erhaben und auch wenn er etwas "zickig" ist: wenn man es richtig anstellt, geht er runter wie Öl und sofort in den Kopf. Besonders gut passt zu so einem schlichten, fast demütigen Tee auch schlichte Keramik, wie der Shibo von Ferdinand Hovančík - nicht nur der Charakter ist passend sondern auch die Art wie der unglasierte Ton und das Schälchen mit Ascheglasur mit dem Aufguss interagiert (hilft etwas, die Adstringenz zu "verweichlichen" und den Fokus mehr auf das grüne und moosige im Tee zu lenken).
Bewertung: 5- oder 6-Sterne, Favorit

(Update 24.02.2023)
Ich hatte den Tee jetzt schon eine ganze Weile nicht mehr im Kännchen (auch wenn nicht ganz so lange, wie der letzte Eintrag her ist) und bin sehr erstaunt, wie sehr sich der Tee in der relativ kurzen Zeit verändert hat! Liest man die ursprünglichen Notizen von Anfang/Mitte 2021 steht vor allem im Fokus, wie rau der Tee ist (wenn man mal von der anfänglichen durchaus steilen Lernkurve für Thailang-Shengs absieht): bitter und adstringent, grob und unverfälscht - definitiv nichts für den typischen Connaisseur, der bei dem Tee entweder die Augen verdreht hätte und vom Stuhl (sofern vorhanden) gefallen wäre oder aber unter lautem Fluchen davongelaufen wäre und ewige Feindschaft dem Gastgeber gegenüber geschworen hätte. Heute aber (und man beachte, dass ich in einem Zhuni-Kännchen gebrüht habe, keine offenporige europäische Keramik!) zeigt sich der Tee regelrecht zahm - natürlich dominieren nach wie vor Bitterkeit und Adstringenz die Geschmacksebene, sind aber runder und sanfter geworden und haben einen sehr schönen moosigen Charakter, begleitet von einem leichten Pfeffer-Aroma - und sind vor allem auch schwerer in der Textur. Die Kraft und Tiefe ist nach wie vor da aber der Charakter ist nicht mehr so brachial wie vor 2 Jahren - jetzt lässt sich klar erkennen, dass es sich hier um den Vorgänger des 2021er mind_switch handelt, bei dem ein deutlicher Fortschritt in der Produktionsmethode zu erkennen war. Gerade das unverfälschte, rohe liebe ich bei einem (jungen) Sheng so sehr - daher bin ich froh, dass ich mit meinen Vermutungen, dass allen Unkenrufen zum Trotz um einen guten Tee handelt, richtig lag - und bin sehr gespannt, wie sich der Tee (auch im Vergleich zum mind_switch) weiter entwickelt!
Anmerkung: Pu-Chart mit den neuen Werten auf v2.0 aktualisiert!

2020 Chafang Danzhu (prSK) trockenes Blatt und Bing

2020 Chafang Danzhu (prSK) erster Aufguss

2020 Chafang Danzhu (prSK) zweiter Aufguss

2020 Chafang Danzhu (prSK) dritter Aufguss

2020 Chafang Danzhu (prSK) späterer Aufguss

2020 Chafang Danzhu (prSK) deutlich späterer Aufguss

2020 Chafang Danzhu (prSK) viel späterer Aufguss

2020 Chafang Danzhu (prSK) Details

2020 Chafang Danzhu (prSK) Update (02.05.2021): erster Aufguss

2020 Chafang Danzhu (prSK) zweiter Aufguss

2020 Chafang Danzhu (prSK) dritter Aufguss

2020 Chafang Danzhu (prSK) späterer Aufguss

2020 Chafang Danzhu (prSK) deutlich späterer Aufguss

2020 Chafang Danzhu (prSK) noch späterer Aufguss

2020 Chafang Danzhu (prSK) Details

2020 Chafang Danzhu (prSK) Update (24.02.2023): dritter Aufguss

2020 Chafang Danzhu (prSK) Details Aufguss

2020 Chafang Danzhu (prSK) vierter Aufguss

2020 Chafang Danzhu (prSK) fünfter Aufguss

20230224_173745 noch ein letzter Schnappschuss, bevor das Licht des Tages zu schwach wird...

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