- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Yibang, Mansong
- Jahrgang: 2008 (?)
- Form: Bingcha, ???g (nur Sample vorhanden)
- Produzent unbekannt (via pu-erh.sk)
Ich habe kürzlich ein paar ältere Samples von Peter bekommen und er hatte die Idee, ein spezielles Sample-Set zusammenzustellen, das vom Anfang bis zur jüngeren Vergangenheit reicht, damit auch diejenigen eine Chance haben, die älteren, inzwischen ausverkauften Tees zu probieren, was ich für eine sehr schöne und lohnenswerte Idee halte! Das hat natürlich seinen Preis: einerseits muss die private Schatzkammer geplündert werden (wie gesagt, die meisten Tees sind inzwischen ausverkauft) und andererseits entsprechende Samples zusammengestellt werden (was alleine schon für einen höheren Grammpreis sorgt, da die meisten Händler heutzutage bei Samples deutlich aufschlagen) - wer sich davon nicht abschrecken lässt kann dafür eine schöne prSK-Zeitreise erleben.
Beim ersten Tee, den ich aus den Samples ausgewählt habe, handelt es sich jedoch um einen, der es nicht in das Sample-Set geschafft hat: ein Mansong von vermutlich 2008. Die ersten Sheng unter Peters eigener Marke "pu-erh.sk" hat er 2010 produziert, nachdem er in 2009 viele Kontakte knüpfen konnte - da das inzwischen schon ein paar Jahre her ist, gibt es bei dem Tee das eine oder andere Fragezeichen aber das ist nicht schlimm ;-)
Interessant bei dem Tee ist vor allem, dass es sich um den ältesten Mansong handelt, den ich bislang probieren durfte - und um ehrlich zu sein wäre ich bei einer Blindverkostung auch niemals darauf gekommen, dass es sich um einen Yibang handelt! Blindverkostungen sind ein großer Spaß, wie ich kürzlich wieder mit einem Tee-Freund aus Frankreich feststellen durfte: man geht zwangsweise völlig unvoreingenommen an einen Tee heran, da sämtliche Informationen fehlen (denn Hand aufs Herz: auch wenn man nur Region und Jahrgang weiß, transportiert das schon so viele Informationen, die wiederum mit entsprechenden Erfahrungen verknüpft sind, dass man im Grund niemals unvoreingenommen ist, auch wenn man es sich einredet) und muss sich voll und ganz darauf verlassen, was einem der Tee erzählt. Da macht es einem Mansong natürlich auch nicht gerade leicht, da es (auf Basis meiner eher mageren Erfahrung mit diesem Dorf) eher untypisch für den stereotypischen Yibang-Charakter ist, wie es z.B. die letzten beiden Jahrgänge des Mansongs von Peter bewiesen haben (der 2021er sogar noch extremer als der 2020er). Dazu kommt dann die Transformation durch die Reifung - in diesem Fall EU-Storage in der Slowakei - und man schwimmt immer mehr. Auf Grund des Altersunterschieds ist ein Vergleich zu den aktuellen Produktionen von Peter aber schwer - evtl. sinnvoller ist ein Vergleich mit dem 2009er Yibang oder Jim's 2010er Yibang - aber da ich von beiden nur ein Sample hatte und das mittlerweile auch schon über 2 Jahre her ist, bewege ich mich hier auf eher dünnem Eis. Klar ist aber: wir bewegen uns optisch zwischen den beiden genannten - der 2009er Yibang sah "goldener" aus (hatte allerdings auch Taiwan-Storage!) und der 2010er Yibang sah (damals) grüner aus - aber es gibt durchaus Parallelen zu sowohl diesen beiden als auch zu den jüngeren Mansongs. Denn wie schon erwähnt wirkt der Tee wenig "bunt" oder fruchtig im Charakter sondern wie die beiden jüngeren Mansongs primär herb und bitter, aber natürlich dabei durch das Alter ganz anders: keine Schlehen sondern eher Walnuss(haut), im Abgang eine leicht zimtige Süße, was wiederum an den 2010er erinnert. Eher komplex und vielschichtig auf der Geschmacksebene hat der Tee doch auch eine gewisse Schärfe - zumindest im Anklang, wie wenn jemand mit einem scharfen Aftershave vor kurzem im Raum war - die mich den Tee potentiell eher als etwas jünger hätten einschätzen lassen, aber da es sich um EU-Storage handelt lässt sich das natürlich schwer vergleichen. Fakt ist jedoch: auch in Europa reift Tee problemlos und gerade für Single Origin Sheng und insbesondere für hochwertige, moderne Produktionen halte ich das für deutlich besser geeignet als eine zu feuchte Lagerung. Das Qi des Tees ist ordentlich, fokusiert auf die Mitte der Stirn aber dabei nicht zu stark und was ich besonders erwähnenswert finde ist die Textur: sie ist einerseits sehr voll und ausgeprägt aber andererseits ohne schwer oder besonders gewichtig zu sein, weshalb mich der Tee etwas an das "Leichtgewichtige" erinnert, was ich letzte Woche bei dem 2020er Jingmai Gushu beschrieben habe (nur natürlich anders weil älter). Durchaus ein guter Tee, aber der Charakter trifft meinen persönlichen Geschmack nicht 100%tig - aber sicherlich auch ein Tee, mit dem man sich erst vertraut machen muss: beim 2021er Mansong habe ich ja zunächst auch etwas lamentiert aber mit jedem mal, den ich ihn getrunken habe, hat er mir besser gefallen...
Bewertung: 4- oder 5-Sterne
antiker Ton hat so eine wunderschöne Textur - es ist jedes mal eine Freude, mit dem Kännchen zu hantieren!