• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: Thailand
  • Jahrgang: 2016
  • Form: Bingcha, 200g
  • pu-erh.sk

Nachdem sich die beiden 2020er Thailand-Shengs von Peter nach etwas "Lernen" als ziemlich gut herausgestellt haben, hatte ich von dem Laocha auch nochmals einen Bing geordert. "Lao" (老, zu Deutsch "alt") ist hier natürlich relativ: älter im Vergleich zu den 2020ern ist natürlich richtig, alt im "absoluten" Sinne naja - wann ein Sheng als "alt" bezeichnet wird, liegt natürlich im Auge des Betrachters (würde ich bei 5 Jahren noch nicht) aber ich vermute, dass es sich hier unter anderem um ein Wortspiel handelt: Laocha (老茶) vs. Maocha (毛茶) (also dem groben/unfertigen Tee nach dem Sha Qing (杀青), dem Ausgangsmaterial von gepresstem Puerh), da hier das Maocha 4 Jahre im ungepressten Zustand gealtert ist, nachdem es vom ursprünglichen chinesischen Käufer nicht abgeholt wurde. Auf jeden Fall eine sehr interessante Möglichkeit, ein Vorschau darauf zu bekommen, wie sich die 2020er Tees entwickeln können.
Und auch wenn 4 Jahre Unterschied nicht so viel sind, merkt man diese doch deutlich: der Tee ist viel milder und runder als die 2020er - geschmacklich startet er mit sehr schönen Noten von Karamell-Schokolade und Datteln gepaart mit schwer zu definierenden "parfümigen" Noten (in Anführungszeichen, da nicht das unangenehm floral-parfümige von manchen chinesischen Shengs). Im Laufe der Aufgüsse wandelt sich der Tee jedoch beachtlich: der primär süßen Start wird zunächst durch bitter-adstringente Komponenten etwas rauer - durch eine leichte Nussigkeit aber trotzdem interessant (der Mandel-Vergleich von Peter ist hier durchaus passend) - und erst relativ spät geht es wieder in eine süße, jetzt eher holzige Richtung. Wie bei den anderen Thailand-Shengs steht aber auch hier klar die Sauberkeit/Klarheit des Tees im Vordergrund, was natürlich deutlich schwieriger zu interpretieren ist, als die Geschmacksebene und auch wenn der Tee nicht die Energie des Danzhus hat, hat er doch einen angenehm subtil-entspannenden Effekt. Besonders interessant, nachdem ich letzte Woche den 2000er Dao Jian Zhong Qin Bing hatte: der dort sehr prägnanten Petrichor- und Geosmin-Duft des nassen Blattes ist auch hier klar vorhanden, wenn auch nicht so ausgeprägt - ob das eine Besonderheit von gereiften Thailand-Shengs ist? Ich hoffe, der Bing hält noch eine Weile, damit ich sehen kann, wie sich der Tee entwickelt! Auf jeden Fall ein schöner Tee, der sich einem zwar nicht so offenkundig erschließt wie z.B. der 2020er Ku Cha aus Chiang Rai, der voll auf die Geschmacksebene setzt und daher leicht "zu lesen" ist, aber vom Charakter her in die Kategorie "ruhig, ohne nennenswerte Besonderheit, aber trotzdem gut weil in sich stimmig und harmonisch" (oder so ähnlich) fällt, zu der ich mich in letzter Zeit immer mehr hingezogen fühle.
Bewertung: 5-Sterne
(Anmerkung: im Gegensatz zu den anderen beiden Thailand-Shengs von Peter ist hier die initiale Lernkurve NICHT berücksichtigt, da der Eindruck inzwischen zu lange her ist, um ihn noch akurat mit einzuberechnen)

2016 Chafang Lao Cha (prSK) trockenes Blatt und Bing

2016 Chafang Lao Cha (prSK) erster Aufguss

2016 Chafang Lao Cha (prSK) zweiter Aufguss

2016 Chafang Lao Cha (prSK) dritter Aufguss

2016 Chafang Lao Cha (prSK) späterer Aufguss

2016 Chafang Lao Cha (prSK) deutlich späterer Aufguss

2016 Chafang Lao Cha (prSK) noch späterer Aufguss

2016 Chafang Lao Cha (prSK) Details

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