- Kategorie: Maocha
- Herkunft: Thailand, Chiang Rai
- Jahrgang: 2020
- Olivier Schneider (via Tee-Kontor-Kiel)
Wow - als ich das Sample geöffnet habe war ich doch sehr überrascht: der Geruch sowohl vom trockenen aber insbesondere vom nassen Blatt erinnert mich eklatant an diese sauren, grünen Fruchtgummi-Streifen mit grobem Zucker außen - damit hab ich nicht gerechnet! Auch wenn der Tee natürlich nicht sauer sondern bitter ist (gibt es bei uns überhaupt bittere Süßigkeiten?) - schließlich handelt es sich hier um die Varietät Ku Cha (苦茶) - hat der Geschmack dennoch verblüffende Ähnlichkeiten damit, da der Tee eben nicht nur bitter sondern auch (vor allem im Abgang) sehr süß ist. Zudem ist die Bitterkeit keine Bulang-typische Bitterkeit wie z.B. bei dem 2020er Bulang Ku Cha von TE sondern eine sehr fruchtige Bitterkeit, was die Assoziation noch verstärkt - die Grapefruitnuancen aus der Beschreibung sind klar erkennbar. In den späteren Aufgüssen wenn die Fruchtigkeit etwas zurückgeht kommen die herberen Aspekte klarer zur Geltung: herbe, schwarze Schokolade mit nicht zu viel Zucker und dezenten gerösteten Nüssen. Ich hab zwar ohnehin einen Hang zu bitteren Tees aber dieser kann auf der Geschmacksebene definitiv die volle Punktzahl erzielen, da er nicht "nur" gut sondern auch noch wandelbar ist! Dazu kann der Tee mit einem leichten, fokussierenden Qi aufwarten, was durchaus etwas an einen Bulang erinnert - nur was den Körper betrifft ist hier nicht all zu viel geboten, was aber bei allen Thailand-Shengs bisher der Fall war, die ich hatte. Auch wenn ich normalerweise bei einem Sheng Qualitäten suche, die etwas tiefer gehen als die Geschmacksebene, macht dieser Tee seine Sache so gut, dass ich trotzdem begeistert bin. Das neue Kännchen von Martin Hanus war hier auch genau die richtige Wahl: zum einen weil Maocha doch deutlich voluminöser ist als gepresster Pu und ich das Sample so gerade in das Kännchen bekommen habe und zum anderen weil in einem glasierten Kännchen natürlich die Bitterkeit besonders schön zur Geltung kommt :-)
Bewertung: 6-Sterne
Nachtrag: nachdem ich den Tee noch ein paar mal im Kännchen hatte, muss ich fairer weise die Bewertung etwas reduzieren - ich steh zwar auf die Bitterkeit und die verrückte Fruchtgummi-Note, qualitativ ist er aber anderen (Thai-)Shengs klar unterlegen, was doch irgendwie mit einberechnet werden muss.
Bewertung: 5-Sterne