• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Yiwu, Gaoshanzhai
  • Jahrgang: 2021
  • Form: Bingcha, 250g
  • Pu-erh.sk

(Original 23.07.2022)
Gaoshanzhai (高山寨) ist für mich definitiv eines der spannendsten Dörfer in Yiwu: der von dort ist meist ohnehin schon nicht ganz so typisch Yiwu-artig süß und zugänglich, wie von den meisten anderen Yiwu-Dörfern, sondern oft etwas reservierter und schwerer zugänglich - die Essenz macht hier (zumindest bei einem guten Vertreter) nicht eine der leichter zugänglichen Metriken wie Geschmack oder Aroma aus und noch nicht einmal Textur oder Qi sondern Tiefe. Leider lässt sich diese von allen Metriken nur am schwersten beschreiben - meist nur in Relation zu anderen Tees oder an den Haaren herbeigezogenen Vergleichen - für mich aber zusammen mit Qi dennoch die wichtigste Metrik bei einem Sheng. Was Gaoshanzhai zudem noch etwas schwierig macht, ist die Tatsache dass die unterschiedlichen Jahrgänge nicht nur zwischen den verschiedenen Produzenten sondern auch bei einem einzelnen Produzenten sehr stark variieren - bestes Beispiel ist hier Jingsong Yu, der normalerweise eine sehr ausgeprägte Handschrift bei seinen Tees hat, aber gerade bei seinen Gaoshans gibt es deutliche Unterschiede (z.B. zwischen dem 2017er und dem 2018er). Peter hatte in der Vergangenheit zwei mal einen Gaoshan herausgebracht (2017 und 2018), dir mir beide gut gefallen haben, daher war ich sehr erfreut zu sehen, dass es auch 2021 wieder einen Gaoshan gibt - dazu sogar eine Danzhu-Version (was natürlich auch seinen Preis hat).
Das Blatt ist jedenfalls in bester Yiwu-Manier schön kräftig und groß (obwohl das Sample auch eher aus Nähe der Bing-Mitte Unterseite zu stammen scheint), hat aber selbst im nassen Zustand nur ein recht dezentes, leicht moosiges Aroma - definitiv nicht die tolle Brombeer-Note, die mir insbesondere beim 2017er aber auch beim 2021er Gaoshan von Yu so gut gefällt, was aber noch nicht viel aussagt, da das auch nicht bei allen Yu-Produktionen der Fall ist. Auf der Geschmacksebene zeigt sich dann interessanterweise ein ganz anderer und zugleich sehr ähnlicher Charakter, wie bei den Yu-Produktionen: kein bisschen grün und jung-aufdringlich sondern wie eingangs erwähnt reserviert und zurückhaltend, insgesamt geschmacklich eher verhalten wobei eine Yiwu-atypische Bitterkeit dominiert (wobei der gesamte Charakter des Tees doch eindeutig Yiwu ist), die jedoch null aggressiv ist - dadurch wirkt der Tee ruhig und unnahbar wie einer von Yu, hat aber doch ein typisches prSK-Gefühl. Die Textur ist sehr weich und voll, ohne jedoch sonderlich schwer oder ausgeprägt zu sein - sie ist eher wie bei Yu und trotz der vorhandenen Bitterkeit sehr glatt und geschmeidig. Und das wichtigste: Tiefe pur - und damit Gaoshan pur. Aber was ist damit gemeint? Es ist wie Qi nichts, was "messbar" ist (wie z.B. Bitterkeit) sondern mehr ein Gefühl - z.B. wie die veränderte Stimmung/Atmosphäre kurz vor einem Gewitter, oder wie wenn es einem im Wald (oder sonst einem abgeschiedenen Ort) gelingt, die Eindrücke der Natur um sich herum in sich aufzunehmen und man zumindest kurzzeitig erahnt, wie nichtig, beschränkt und irrelevant unsere menschlichen Probleme im Bezug auf das große Ganze sind. Man schmeckt nicht sondern man spürt den Baum, dessen Blätter im Kännchen ziehen und wird sich vielleicht bewusst, wie lange es gedauert hat, bis dieser so groß und alt geworden ist, um solches Gushu-Material hervorbringen zu können. Oder man erlebt es ganz anders, aber es geht auf jeden Fall über das sensorische von Geschmack, Aroma und Wirkung auf den Körper hinaus. Jedenfalls ein wirklich schöner Tee - der beste Gaoshan von Peter und einer, der sich locker mit den Besten von Yu messen kann!
Bewertung: 5- oder 6-Sterne

(Update 07.08.2022)
Neben dem Rareness 5 V2 war an unserem Teetreffen letzte Woche vor allem die Runde mit dem Gaoshan spannend, da ein direkter Vergleich mit einem anderen hochwertigen Gaoshan von 2017 (nicht der besprochene von Yu) den ungewöhnlichen Charakter des Gaoshans von Peter nur um so mehr verdeutlicht hat. Beide wurden am morgen direkt nacheinander getrunken, was ein wenig wie Yin und Yang wirkte: der Gaoshan von Peter ist ungeschliffen, "dunkel" im Charakter und strotz nur so vor Kraft - der andere war ein Gaoshan wie aus dem Bilderbuch, hell und klar (tatsächlich war auch der Aufguss heller und wenn man es nicht gewusst hätte, hätte man ihn nicht für den älteren gehalten). Tiefe hatten sie beide doch in Punkto Qi gab es wieder deutliche Unterschiede: während der 2017er wie von den Yu-Tees bekannt ein sehr schönes, angenehmes aber eher dezentes Qi hatte, war der Gaoshan von Peter ein ziemlicher Hammer und hat einen nicht mehr losgelassen - deutlich ausgeprägter, als ich es in Erinnerung hatte! Letztlich gab es wie bei der Yin/Yang-Symbolik auch hier zwei Lager - die einen schätzten den klaren, dezenten Gaoshan, die anderen den dunklen, intensiven Gaoshan.
Heute das ganze nochmals zum Gegenprüfen in gewohnter Keramik - um potentielle Unkenrufe, dass Qi doch nichts als Koffein sei auszuschließen (und weil das Rest-Sample doch eher klein war, haha) im winzigen 30ml-Zhuni. Als erstes fällt auf, das im Zhuni-Kännchen die ohnehin schon für einen Yiwu und insbesondere für einen Gaoshan sehr intensive Bitterkeit noch ausgeprägter ist - zwar kein Bulang, aber wenn man das sonst doch seht typische Gaoshan-Aroma ausschließt würde man nicht unbedingt auf einen Yiwu tippen. Und dann schlägt auch schon das Qi zu: interessant ist hier die Wirkung - die ersten ein, zwei Aufgüsse merkt man die Wirkung recht intensiv wie es sich im Kopf manifestiert und nach den Armen dann auch der Rest vom Körper schwer wird - doch es bleibt im Körper und löst sich nicht auf, so dass man sich schon nach kurzer Zeit wie in Watte gepackt und etwas von der Welt entrückt fühlt. Und auch wenn ich das klassische Gaoshan-Profil sehr schätze: dieser Gaoshan ist für mich mit so viel Qi und Tiefe der bislang spannendste!
Bewertung: 6-Sterne, Favorit

(Update 25.12.2022)
Für die heutige Session hab ich mal wieder die äußerst hübsche Kyusu von Emilio del Pozo zusammen mit einem Celadon-glasierten Porzellan-Schälchen von Ferdinand Hovančík ausgewählt - beide besitzen eine eher archaische Ästhetik, die sehr gut zu dem Charakter dieses ungewöhnlichen Gaoshans passt. Und auch wenn das Kännchen mit seiner Ton-Porzellan-Mischung nicht zu dem extrem abrundenden Kännchen wie z.B. die offenporigen von Petr Novak gehört ist es doch immer wieder erstaunlich, was für einen Einfluss unterschiedliche Keramik auf einen Tee haben kann, auch wenn nur Nuancen verändert werden: die zuletzt angesprochene Bitterkeit tritt etwas in den Hintergrund und es kommt Shanyeyun in Reinform zum tragen mit einer dezenten Kernigkeit, wie ich sie eher bei einem Guafengzhai statt bei einem Gaoshanzhai erwartet hätte (sich hier aber super macht). Die Kernigkeit wird u.a. auch über das Aroma transportiert, was bei dem eher schmalen und hohen Schälchen z.B. auch ganz anders wirkt als bei einem breiten und flachen Schälchen - so ergibt sich nicht nur optisch ein ganz anderer Eindruck als bei der ersten Session mit dem Tee, der aber mindestens genau so gut gefällt. Es ist wirklich spannend, einen so urigen Gaoshan zu trinken und einmal mehr ein Beleg dafür, wie vielfältig Single Origin Sheng (hier sogar quasi Single Tree!) sein kann: nicht nur innerhalb von Yiwu, wenn man diesen Tee z.B. mit dem Rareness 5 V2 von gestern vergleicht sondern wie schon bei den letzten Notizen angesprochen insbesondere auch der Vergleich zu anderen Gaoshan-Produktionen. Daher ist Single Origin Sheng meiner Meinung nach einem regionsübergreifenden Blend immer überlegen: damit kann man sich zwar eine gewisse Kontinuität erkaufen (wenn man z.B. einen typischen Nummern-Tee nimmt, weiß man in welche Richtung es geht - der Rest ist primär Storage), allerdings bezahlt man da einen zu hohen Preis, da die wirklich spannenden und von Jahr und Region abhängigen Besonderheiten verloren gehen und man durch die Mischung unterschiedlicher Charaktere (der Regionen) zwangsweise die Klarheit verliert und es schwer wird, Tiefe durch das aufgewirbelte Wasser zu sehen.

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) trockenes Blatt

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) Details trockenes Blatt

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) erster Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) zweiter Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) dritter Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) Details Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) späterer Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) deutlich späterer Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) viel späterer Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) Details nasses Blatt

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) Update (07.08.2022): erster Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) zweiter Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) Details Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) dritter Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) späterer Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) Details neues Schälchen von Jiri Duchek - der archaische Charakter passt wunderbar zu diesem Tee!

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) deutlich späterer Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) viel späterer Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) noch späterer Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) Details nasses Blatt

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) Update (25.12.2022): inzwischen auch mit ganzem Bing

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) Details trockenes Blatt

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) erster Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) Details Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) zweiter Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) dritter Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) Details Holzgriff - faszinierende Struktur

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) späterer Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) deutlich späterer Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) Details Glasur

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) viel späterer Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) noch späterer Aufguss

2021 Yiwu Gaoshan Danzhu (prSK) Details nasses Blatt

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