- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Mansa, Zhangjiawan
- Jahrgang: 2021
- Form: Bingcha, 250g
- Besonderheit: Danzhu Hunhe, also "single trunk blend", Tee von ausgewählten alten Bäumen
- Pu-erh.sk
Mansa(慢撒), das alte Anbaugebiet in Yiwu (易武) und deshalb häufig auch nur als Yiwu bezeichnet, bildet schon seit vielen Jahren einen der Grundpfeiler in den meisten Jahrgängen der prSK-Produktionen - die älteste Produktion die ich von Peter aus Zhangjiawan (张家湾) (wie die folgenden Produktionen) in Mansa kenne ist von 2011. Entsprechend gespannt war ich auf den Tee, weil das immer sehr schön ist, einen Ort über eine längere Zeit (bei dem selben Produzenten) zu verfolgen (auch wenn natürlich Änderungen an den Produktionsmethoden auftreten) - und war einmal mehr überrascht! Prinzipiell ist der Tee einerseits eher mit der 2019er Version zu vergleichen, da es sich dieses Jahr wieder um einen Danzhu handelt (Gushu sind ja ohnehin alle Sheng bei prSK wenn nicht anders angegeben - also der umgekehrte Modus Operandi als bei anderen Produzenten), andererseits die Produktion weniger grün ist und mehr an die 2020er Version erinnert - wie sich zeigen wird, ist das aber eigentlich ohnehin egal, da der Tee sich komplett von beiden Vorgängern unterscheidet. Auf jeden Fall sieht man den Pflanzen und der Umgebung an, dass es hier nicht um Massenproduktion wie bei einer Factory geht:
Und mindestens genau so hübsch ist auch das Endprodukt: sehr große, kräftige Blätter, die dank (zumindest meinem Sample nach) sehr lockeren Pressung auch schön intakt bleiben - da freut sich der Ästhet in mir! Das Aroma des nassen Blattest ist wohlig-vertraut: keine exotischen Noten wie bei den Thailand-Shengs von Peter sondern (mittlerweile) vertraute Qualität - man glaubt zu wissen was einen erwartet. Denn der Tee ist einerseits sehr leicht/unscheinbar, was die Textur betrifft (eine ganz andere Welt als beim Rareness 5 V2) und vor allem zu Beginn eher verhalten, was den Geschmack betrifft - gleichzeitig wirkt er aber sehr viel rauer/gröber als seine beiden Vorgänger. Das liegt sicher primär am Geschmack, denn auch wenn der nicht "laut" ist, so setzt er sich doch vor allem aus Bitterkeit und Adstringenz zusammen, leise begleitet von einer leicht floralen Süße - keineswegs unangenehm und trinkt sich auch super, aber gerade die letzten beiden Lao Mansas waren doch von eher feiner Natur. Wenn man ihn pusht kommen insbesondere Adstringenz und Bitterkeit mehr zur Geltung, richtig laut wird er dabei aber nicht - was auch gut so ist, denn der Hui Gan ist ähnlich wie bei dem 2021er Hekai nicht einfach nur Süß, sondern bringt eine intensive, frisch und leicht florale Note mit sich. Das größte Stärke des Tees ist aber ganz klar das Qi: richtig intensiv tritt es mit breiterer Brust auf, als bei dem Rareness 5 V2 - es beginnt in den Armen und fließt dann nach Oben, um sich im Stirn und Schläfen-Bereich zu sammeln, was dem Kopf eine gewisse Leichtigkeit verleiht - sehr schön! Insbesondere nach einer viel zu kurzen Nacht, sehr stressigen Tagen und viel zu viel Arbeit, für das dass eigentlich Wochenende sein sollte ist der Tee genau das Richtige, weshalb ich versucht bin dem Tee die volle Punktzahl zu geben. Der Fairnesshalber belassen wir es aber initial bei der selben Wertung wie beim Rareness 5 V2 - beides sind wirklich großartige Tees, wie man sie nur sehr selten in der Tasse hat.
Bewertung: 5- oder 6-Sterne
(Update 27.12.2022)
Und der vorerst letzte im Bunde der 2021er Shengs von Peter (da ich gerade nichts mehr vom Hekai da habe) ist der Lao Mansa - heute in einem mittlerweile schon etwas älteren Kännchen von Jan Pávek aus einer hellen Ton-Porzellanmischung, das im Gegensatz zu den Produktionen der letzten Jahre noch eine elegant-schlanke Tülle hat. Und obwohl Mansa wie schon erwähnt bei prSK ein steter Begleiter über die letzten Produktionsjahre hinweg war, so tu ich mich doch mit der Beschreibung und Einordnung ersatunlich schwer, da es kein Tee großer/viel Worte ist: er ist nicht besonders ausdrucksstark im Geschmack, hat keine auffallenden Aromen und auch die Textur ist nichts Besonderes wie bei manchen anderen seines Jahrgangs ... und genau deswegen ist der Tee aber so gut. Er hat etwas von einem guten, selbstgemachten Brot aus hochwertigen Zutaten - es unterscheidet sich von Industrieware nicht dadurch, dass es intensiver schmeckt, lockerer/"fluffiger" in der Textur ist oder besser aussieht (meist ist ja eher das Gegenteil der Fall!) sondern dass es tiefer im Geschmack ist, etwas kerniges, natürliches, handgemachtes hat, was man industriell unmöglich nachahmen kann (und schon gar nicht, wenn alles immer ausschließlich auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist) - wer schon mal ein richtig gutes, handgemachtes Vollkorn-Sauerteig-Brot probiert hat, weiß was ich meine. Damit ist aber nicht gemeint, dass der Tee nach nichts schmeckt oder kein Aroma hat - ganz im Gegenteil - aber es ist alles so natürlich und stimmig, dass es unnötig wenn nicht gar unpassend ist, hier mit tollen Vergleichen zu kommen - es ist schlicht ein guter Tee (auch wenn man fairerweise sagen muss, dass das Qi außergewöhnlich stark und rein ist). Und genau diese Natürlichkeit ist es, die sich durch die Produktionen von Peter als roter Faden durchzieht - trotz diverser Experimente hinsichtlich Produktionsmethodik in den letzten Jahren - kein anderer Produzent schafft es auch nur ansatzweiße das zu erreichen. Es ist kein Geheimnis, dass mir z.B. auch die Tees von Jingsong Yu sehr gut gefallen, aber sie haben nicht diese urtümliche Naturverbundenheit - sie sind von Anfang bis Ende voll und ganz "durchproduziert" und zwar perfekt auf den Punkt (zum Glück also noch nicht "überproduziert", was durchaus auch passieren kann), aber dadurch - um bei der Gebäck-Analogie zu bleiben - sind sie kein Sauerteig-Brot sondern eher ein Croissant: auch dafür wird gemahlenes Getreide genutzt, aber es sind mehr/intensivere Verarbeitungsschritte nötig, was die Entfernung von Pflanze zum fertigen Produkt erhöht. Warum das so ist oder was letztlich dafür verantwortlich ist kann ich nicht sagen - ich weiß nur, dass diese Natürlichkeit ebenso wie Qi bei einem Sheng für mich mit das Wichtigste ist, ich sie aber leider viel zu selten auch tatsächlich bei einem Sheng finde. Die 2021er von Peter haben diese durch die Bank alle und der Lao Mansa ist die Quintessenz dessen - es braucht eine gewisse Erfahrung, um das unabhängig von den direkt erfahrbaren Metriken wie Geschmack (oder selbst von den indirekten Meta-Metriken wie Qi und Tiefe) im Tee erkennen zu können (und wie man sieht macht es auch eine Besprechung nicht gerade einfach, haha), daher sind die Tees nicht unbedingt anfängerfreundlich, aber wenn man sich nicht durch oberflächliche Dinge wie "dieser Tee ist nicht nach Lehrbuch produziert" ablenken lässt und es schafft, über den sensationsgeilen Geschmack (was uns die heutige Gesellschaft regelrecht einprügelt) zu überwinden, kann man in ihnen wahre Schätze entdecken!
Bewertung: 6-Sterne
Details trockenes Blatt (seitliche Ansicht)
letzter Aufguss dieser Session - und der Tee ist noch lange nicht am Ende!