• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Menghai, Hekai, Banpen
  • Jahrgang: 2015
  • Form: Bingcha, 200g
  • Besonderheit: Sonnentrocknung (Shai Qing)
  • Jinsong Yu (via Shui Tang)

(Original 02.10.2021)
Banpen (班盆) ist seltsamerweise eines der Dörfer, von denen nicht sonderlich viele (im Westen zugängliche) Produzenten Sheng produzieren - was schade ist, da mir der meist eher herbe, etwas bittere Charakter von Banpen sehr gut gefällt, insbesondere die von Peter wie die 2016er oder 2018er. Die 2015er Version von Yu ist zwar weniger eindrücklich als die beiden genannten, gefällt mir aber ebenfalls sehr gut, da er genau das bietet, was ich in einem semiaged Sheng (und mit 6 Jahren würde ich ihn schon nicht mehr zu den ganz jungen zählen) suche: eine schöne Fermentationsnote. Diese zeigt sich im Aroma des nassen Blattes durch eine leicht pilzige Shiitake-Note, die sich dezent auch im Aufguss wiederfindet, hier aber zunächst durch die angesprochene Banpen-Bitterkeit in den Hintergrund gerückt wird. Die Bitterkeit ist klar vorhanden aber nie all zu stark, selbst bei einer so hohen Dosierung wie hier - da merkt man schon, dass Yu klar eine sanftere Linie fährt als Peter: da hat ein Tee durchaus mal Ecken und Kanten und das ist auch gut so. Das ist sogar einer der wenigen "etwas wilderen" Shengs von Yu die ich (bisher) kenne, da der Banpen neben den Lao Man E überhaupt etwas Bitterkeit zeigt - bei den weniger kräftigen Tees ist mir persönlich die Sanftheit daher manchmal etwas zu sanft. Hier ist die Sanftheit aber von Vorteil, da die Fermentationsnote dadurch besser zu erkennen ist - anfänglich pilzig, später eher holzig erfüllt sie den Raum mit ihrem unverkennbaren Duft. Im Gegensatz zu dem 2012er Yi Shan Mo von TU, der quasi nur Fermentation ist und der manchen vielleicht etwas zu trocken wäre, ist der Banpen von Yu aber durch die Bitterkeit, die sich im Laufe der Aufgüsse wandelt aber auch geschmacklich interessanter - da lässt sich auch verschmerzen, dass das (primär kopflastige) Qi eher verhalten ist, dennoch ein sehr ordentlicher Tee, der mir gut gefällt! Denn neben der Energie eines Tees ist die Reifung für mich mit das wichtigste an einem Sheng.
Bewertung: 5-Sterne, Favorit

(Update 28.12.2022)
Weiter geht es mit erneuten Betrachtungen bereits bekannter Tees - dieses mal von Yu und daher weniger Keramik-Experimente als bei den 2021ern von Peter, da die Tees von Yu zu zart dafür sind. Evtl. bleibe ich bis zum Jahresende in der Retrospektive - das passt irgendwie sehr gut und Material dafür hab ich auch genügend, mal schauen.
Der Banpen heute hat seine frühe Jugend bereits hinter sich und ist soweit ich weiß auch einer der letzten Jahrgänge, die Yu von dort produziert hat - ob das wie bei Bangwei auf Probleme beim sourcen des Materials zurückzuführen ist oder weil Banpen im Vergleich zu den sonstigen Yu-Produktionen mit seiner inhärenten Grobheit etwas aus der Reihe tanzt weiß ich jedoch nicht. Wobei letzteres natürlich sehr relativ zu sehen ist, wie gerade die zuletzt getrunkenen 2021er prSK Sheng eindrücklich vermittelt haben, wo selbst ein Yiwu Gaoshan wilder ist als ein Banpen bei Yu - aber so hat eben jeder Produzent seinen eigenen Stil und wie ich immer wieder betone ist es ziemlich sinnlos, einen als Maßstab zu nehmen und alle anderen daran zu messen: dadurch entgeht einem ein Großteil dessen, was die (Pu'erh-)Teewelt zu bieten hat und man betrachtet alles nur mit Scheuklappen. Wenn man sich hier mental nicht einschränken lässt kann man sowohl den wilden Yiwu als auch den zahmen Banpen genießen, denn der Banpen von Yu gibt den Charakter der Region mit seinen bitter-süß holzigen Facetten sehr schön auf eine äußerst kultivierte Art und Weise wieder - und gerade bei etwas zarteren Tees kann man (sofern vorhanden!) auch schön die Fermentations-Noten beobachten. Und auch wenn ich hier nicht diese Naturverbundenheit habe, über die ich gestern geschrieben habe, so haben mich die Yu-Tees, die ich inzwischen getrunken habe, den Wert des Shai Qing gelehrt: sie haben eine gewisse Wärme (insbesondere wenn sie nicht mehr ganz so grün hinter den Ohren sind), die laut eines schweizer Mittrinkers eben darauf zurückzuführen ist. Würden alle Produzenten Angaben darüber machen, wie getrocknet wird, würde das evtl. etwas genauere Beobachtungen ermöglichen aber man muss bei den westlich ausgerichteten Produzenten ja schon froh sein, wenn überhaupt angegeben wird, von wo der Tee stammt und man beim Wrapper keinen Augekrebs bekommt (übrigens hab ich keine Ahnung, warum Yu eine Ananas auf den Wrapper gepackt hat).
Anmerkung: Pu-Chart mit den neuen Werten auf v2.0 aktualisiert!

2015 Ban Pen Gushu (Yu) trockenes Blatt

2015 Ban Pen Gushu (Yu) erster Aufguss

2015 Ban Pen Gushu (Yu) zweiter Aufguss

2015 Ban Pen Gushu (Yu) dritter Aufguss

2015 Ban Pen Gushu (Yu) späterer Aufguss

2015 Ban Pen Gushu (Yu) deutlich späterer Aufguss

2015 Ban Pen Gushu (Yu) Details

2015 Ban Pen (Yu) Update (28.12.2022): inzwischen auch mit ganzem Bing

2015 Ban Pen (Yu) Details trockenes Blatt

2015 Ban Pen (Yu) erster Aufguss

2015 Ban Pen (Yu) zweiter Aufguss

2015 Ban Pen (Yu) Details Aufguss

2015 Ban Pen (Yu) dritter Aufguss

2015 Ban Pen (Yu) späterer Aufguss

2015 Ban Pen (Yu) deutlich späterer Aufguss

2015 Ban Pen (Yu) viel späterer Aufguss

2015 Ban Pen (Yu) noch späterer Aufguss

2015 Ban Pen (Yu) Details nasses Blatt

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