• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: China, Yunnan, XishuangbannaMenglaMansa
  • Jahrgang: 2018
  • Form: Bingcha, ???g (nur Sample vorhanden)
  • Besonderheit: Single Tree
  • Chen Zi Hao aka "Panda" via tea mania (nicht im offiziellen Sortiment)

Nachdem ich den Tee nun schon ein paar mal in unterschiedlichen Kännchen hatte jetzt auch endlich mal eine Notiz dazu - aber zunächst ein paar Hintergrund-Infos, da ich nichts mehr hasse als künstliche "Mystifizierung" bei Tee: hinter dem Pseudonym "Panda" steckt Chen Zi Hao, ein Teeproduzent aus Sichuan, der (häufig in Zusammenarbeit mit dem Teebauern Yang Ming) Pu'erh produziert (wer mehr über ihn wissen möchte, dem lege ich das Interview von Diz mit Panda ans Herz) - die preislich attraktiveren davon hat Diz bei sich im Shop. Und hierbei wichtig: bei dem Lao Mansa Single Tree handelt es sich NICHT um den regulären Mansa Gushu bei Diz im Shop sondern um eine sehr viel teurere Version, die wie der Name schon sagt von ausgewählten Bäumen stammt. Meine bisherigen Erfahrungen mit den Tees von Panda sind eher überschaubar - neben ein paar Samples vor vielen Jahren (noch bevor ich den Blog gestartet habe) gibt es daher nur eine Notiz zum 2017er Lucky Bee und dem Herbdst Pendant dazu - wobei ich dazu sagen muss, dass der Lucky Bee einer meiner Standard-Daily-Drinker ist: wenn man absolut keinen Kopf mehr für irgendwas hat, was bei einem entsprechend fordernden Job leider häufiger vorkommt als mir lieb ist, ist das der perfekte Tee dafür: "süffig", unkompliziert und preiswert - egal wie sehr man den Aufguss verbockt, der Tee liefert immer das bekannte Ergebnis. Daher sind mittlerweile auch schon der eine oder andere Bing davon weggetrunken - sprich auch wenn sich meine Erfahrung mit den Tees von Panda in der breite eher beschränkt zeigen, gibt die Quantität hier der Erfahrung doch eine gewisse Vertrautheit mit Pandas Handschrift (zumindest in Bezug auf diesen Tee).
Und genau damit kommen wir auch zum Punkt: den Tee hätte ich bei einer Blindverkostung sofort als einen Tee von Panda erkannt, da er genau wie der Lucky Bee diesen herzhaft "süffigen" Charakter hat - es mag auf Grund mangelnder Anzahl an verkosteter Tees etwas weit aus dem Fenster gelehnt sein, aber das ist schon eine sehr markante Gemeinsamkeit. Zugegeben ist dieser etwas schwer in andere Worte zu fassen - irgendwie erinnert er mich an Lyoner/Fleischwurst: im Vergleich zu einer Salami oder Debrecziner eigentlich recht verhalten im Geschmack aber trotzdem herzhaft-zünftig. Besonders in einem harten Zhuni-Kännchen kam in den ersten paar Aufgüssen eine solche Assoziation bei mir auf - hier sieht man aber, welchen Einfluss die verwendete Keramik auf einen Tee nehmen kann: im Chaozhou-Kännchen heute fehlt diese seltsame Note komplett und der Tee ist durchgängig satt und voll. Womit wir auch zum zweiten Standbein des Tees kommen: er zeichnet sich vor allem durch eine schön volle Textur aus, die vor allem im Vergleich zum Lucky Bee deutlich weicher und breiter wirkt - voll und breit ohne dabei all zu schwer zu wirken. Das harmonisiert gut mit der geschmacklichen Grundstimmung, die (wenig überraschend) primär süß ist, ergänzt durch eine dezente Fruchtigkeit - das alles zusammen macht den Tee zu einem sehr gemütlichen Tee: wie beim Lucky Bee kann man auch diesen problemlos lange ziehen lassen, ohne dass er bitter wird - voll und süß ist eine sichere Bank. Leider ist aber das Qi irgendwie recht inkonsistent: bei 3 von 4 Aufgüssen (inklusive der heutigen am Wochenende) kam nicht viel bei rüber, lediglich bei einer gab es eine nennenswerte Wirkung - und auch die Tiefe ist (evtl. bedingt durch die Produktionsmethode) eher überschaubar.
Und damit kommen wir auch zur Kritik am Tee: es ist ein guter, bodenständiger Tee von zweifelsohne guter Qualität (man spürt, dass es sich um Gushu-Material handelt - alleine schon wie viel eleganter der Tee gegenüber dem Lucky Bee trotz aller Bodenständigkeit ist, bei dem es sich ja um Shengtai handelt) mit wirklich schönem Blatt - der aber leider für das gebotene viel zu teuer ist, denn er bewegt sich auf dem selben Preislevel wie die aktuellen Lao Mansa Produktionen von prSK und wenn man sich hier die letzten 3 Jahrgänge anschaut (2021, 2020 und 2019) bewegen sich diese für mich auf einem völlig anderen Level: das hat natürlich viel mit dem persönlichen Geschmack zu tun, aber durch diese "naturverbundene Reinheit" die Peter hinbekommt wie kein anderer haben die Tees einfach einen individuelleren Charakter und zeigen offener Stärken und Schwächen, was es spannender macht. Panda operiert hier eher wie Yu durch eine sehr charakteristische Produktionsmethode, wobei man diese deutlicher herausschmeckt als bei Peter - wenn gleich natürlich auch von komplett anderem Charakter. Vielleicht liegt es auch genau an diesem Charakter: der passt für mich sehr gut zu einem Daily Drinker aber hier habe ich das Gefühl, dass sie dem Tee viel von seinem Potential nimmt.
Aber das ist wie immer Jammern auf hohem Niveau: ich habe das Sample gelöst und es darf die nächste Zeit in einem hübschen Keramik-Gefäß von Jan Pavek verbringen - mal schauen, wie sich der Tee in einiger Zeit zeigt. Auf jeden Fall werde ich auch den Rest mit Genuss trinken, so ist es nicht ;-)
Bewertung: 4- oder 5-Sterne

2018 Lao Mansa Single Tree trockenes Blatt

2018 Lao Mansa Single Tree Details trockenes Blatt

2018 Lao Mansa Single Tree erster Aufguss

2018 Lao Mansa Single Tree zweiter Aufguss

2018 Lao Mansa Single Tree Details Aufguss: man sieht sprichwörtlich, wie voll die Textur des Tees ist!

2018 Lao Mansa Single Tree dritter Aufguss

2018 Lao Mansa Single Tree späterer Aufguss

2018 Lao Mansa Single Tree Details Echizen-Oberfläche

2018 Lao Mansa Single Tree deutlich späterer Aufguss

2018 Lao Mansa Single Tree viel späterer Aufguss

2018 Lao Mansa Single Tree Details nasses Blatt

2018 Lao Mansa Single Tree die weitere Lagerung findet in einem Keramikgefäß von Jan Pavek statt

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