• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Jinghong, Youle
  • Jahrgang: 2009
  • Form: Bingcha, 357g (nur Sample vorhanden)
  • Douji (斗记) (via pu-erh.sk)

Als Peter vor 8 Monaten die 3 Douji-Tees in den Shop aufgenommen hat, hab ich natürlich gleich eines der Sample-Pakete bestellt, probiert, für OK aber nicht beeindruckend eingestuft ... und dann prompt vergessen, haha. Heute morgen vielen mir die Samples dann wieder in die Hand und hab mich spontan dafür entschieden, den Youle zu trinken - und muss sagen, ich war sehr überrascht!
Der Produzent von diesen Tees, Douji (斗记) - der volle Name lautet Xishuangbanna Menghai County Douji Tea Factory (西双版纳勐海县抖记茶厂) - dürfte dem einen oder anderen ein Begriff sein, denn zumindest vor ein paar Jahren war das noch einer der größeren Namen in der Pu'erh-Welt, die als Bindeglied zwischen Factory- und Boutique-Produktionen fungiert haben. Vom Chef Mr. Chen stammt auch die gleichnamige "Douji-Methode", bei der Sheng mit niedriger Temperatur als üblich gebrüht wird (siehe hier) - aber irgendwie kamen Douji-Tees nie so recht in Europa an und in den letzten Jahren wurde es recht still um Douji (insbesondere nachdem China Cha Dao dicht gemacht hat) und ich hab um ehrlich zu sein keine Ahnung, ob es die überhaupt noch gibt. Bis zu den Samples von Peter hatte ich lediglich ein paar Bricks von Douji, unter anderem aber auch interessanterweise ein Youle Brick (via Chris mit einem äußerst niedlichen 75g Formfaktor), die ich als OK mit ordentlichem Preisleistungsverhältnis in Erinnerung habe. Youle (攸乐) liegt in Jinghong, direkt westlich von Mangzhi (was wiederum westlich von Gedeng , Yibang und Manzhuan liegt, die selbst wiederum westlich von Yiwu liegen) und wird wie viele sicher wissen zu den "Six Famous Tea Mountains" gezählt (ursprünglich Gedeng, Mangzhi, Mansa, Manzhuan, Yibang und Youle - das hat sich jedoch mit der Zeit etwas geändert so dass heute Bulang, Jongmai, Menghai, Nannuo, Yiwu und Youle dazu gezählt werden) - und dennoch ist ein guter Youle (zumindest in Europa) nicht all zu oft zu finden, Beispiele hierfür sind z.B. der 2007er Youle Gushu von TTpl (bzw. von welchem Produzent der auch immer sein mag) und natürlich der großartige 2013 Youle von Peter selbst. Mit diesen kann sich der Tee von Douji zwar nicht ganz messen, aber er hat auch nicht den Anspruch als Gushu zu gelten - denn wie Mr. Chen selbst zugibt ist es kaum möglich, Tees im großen Stil (also in großer Menge) nur von alten Bäumen zu produzieren. Das war vermutlich auch mit der Grund, warum ich den Tee initial als mittelmäßig abgestempelt habe: ein nur sehr dezentes Qi (wie für jüngere Bäume und Factory Shengs typisch) gepaart mit der Schwäche von Youle im Körper und einer an klassische Factory-Produktionen erinnerndem aggressiv-derbem Charakter (und das ist der Unterschied von einer Factory-Derbheit und einer geschmeidigen Derbheit bei z.B. Peters Tees!). Da ich aber festgestellt habe, dass mein altes Chaozhou-Kännchen insbesondere bei midaged Sheng wirklich tolle Ergebnisse liefert - denn es verändert den Tee nicht einfach mehr/weniger/besser/schlechter als ein Yixing sondern ANDERS - der Ton hat ein ganz anderen Charakter und Duft, was sich auch stark auf den Duft des Tees auswirkt und da alles zusammenhängt auch letztlich den Tee an sich anders beeinflusst, als ein Yixing - habe ich den Tee heute darin gebrüht und war wie eingangs erwähnt sehr positiv überrascht: klar, der Tee ist nach wie vor derb im grenzwertigen Sinne (nicht zu aggressiv wie viele Massenware-Factory-Shengs aber auch nicht so schön wie Boutique-Shengs) und auch mit extra-schwerem Wasser bleibt der Tee nur mittelmäßig schwer, aber die positiven Geschmacksfacetten (reife, schwere, würzige Frucht - Aprikosen wie von Peter beschrieben passen gut) kommen gut zur Geltung und werden um eine richtig schöne, schwere Wachs-Note (ähnlich wie sie mir kürzlich schon bei dem 2006er Bulang Yesheng von TTpl sehr gut gefallen hat) in Geschmack und vor allem Aroma ergänzt, die ich so von der Session im Yixing nicht in Erinnerung habe. Das Aroma zeigt auch klar eine volle, saftige Fermentationsnote, was ein sehr gutes Zeichen ist und insbesondere bei "trockenen" Shengs wie z.B. dem 2012er Dong Banshan den Großteil des Reizes ausmacht - insgesamt macht mir der Tee viel Spaß (auch wenn ganz klar jüngeres Material enthalten ist und der Tee eigentlich nicht ganz mein übliches Beuteschema ist) und ich muss sagen die Session heute hat locker einen Stern mehr verdient als die letzte. Übrigens hat Hobbes himself zu dem selben Tee vor 10 Jahren ebenfalls einen Blogpost geschrieben, was allen als Vergleichslektüre wärmstens empfohlen sei.
Bewertung: 4- oder 5-Sterne

2009 Douji Youle trockenes Blatt

2009 Douji Youle Details trockenes Blatt

2009 Douji Youle erster Aufguss

2009 Douji Youle zweiter Aufguss

2009 Douji Youle Details Yuzamashi von Jiri Duchek

2009 Douji Youle dritter Aufguss

2009 Douji Youle deutlich späterer Aufguss

2009 Douji Youle Details nasses Blatt

Nächster Artikel Vorheriger Artikel