- Künstler (Teekanne): unbekannt, vermutlich 1970er
- Künstler (Teeschale): Chio Jae Hoon
- Herkunft (Teekanne): ursprünglich China (via Sammler in Taiwan)
- Herkunft (Teeschale): Korea
- Eigenschaften (Teekanne): vintage, Chaozhou Ton, ~100ml (effektiv)
- Eigenschaften (Teeschale): grober hellbrauner Ton mit weißer Engobe und transparenter Glasur
Dieses Kännchen ist mal etwas anderes - kein Yixing sondern ein Chaozhou (潮州) Biandeng (扁灯, zu Deutsch "flache Laterne")! Auch wenn mein Herz klar für Yixing (und hier insbesondere Zhuni) schlägt, interessieren mich Chaozhou-Kännchen schon länger aber auf Grund der kompletten Abwesenheit von vernünftigen (schriftlichen) Informationen habe ich bislang davon die Finger gelassen (denn bevor ich ein quietsch-rotes Kännchen aus "modernem" Chaozhou-Ton von einem Händler kaufe, der auch Tee von 1600 Jahre alten Bäumen für einen Spottpreis verkauft hat, hätte ich mehr davon, mit den Geldscheinen den Ofen anzuzünden) - dank dem Kontakt zu dem Sammler aus Taiwan, von dem ich auch schon mein schnuckeliges 30ml Zhuni habe, bot sich hier die Gelegenheit für etwas reales. Dennoch: die Informationslage ist auch unter eher "mündliche Überlieferung" statt "Enzyklopädie" und daher wird auch das Alter des Kännchens vorsichtig auf 1970er geschätzt - könnte auch älter sein aber letztlich kommt es ja auch hier wie bei Yixing auf die Ton-Qualität an. Und Chaozhou-Ton unterscheidet sich doch deutlich von Yixing-Ton: wie der Name schon sagt stammt dieser natürlich nicht aus Yixing sondern aus Chaozhou, was 40km nördlich von Shantou am Delta des Flusses Han Jiang liegt (auf Grund der Nähe wird wohl auch Chaozhou und Shantou fast gleichbedeutend verwendet - evtl. in ähnlichem Verhältnis wie Zhuni zu Hogni) und wird von den Einheimischen auf Grund der Farbe ebenfalls Zhuni (朱泥) genannt. Abgebaut wird der Ton in der Region Feng Xi (枫溪区) (die ein Verwaltungsbezirk von Chaozhou ist), die auf dem Fenghuang Shan (凤凰山) liegt, weshalb gesagt wird dass Chaozhou-Kännchen besonders toll für Feng Huang Dan Cong wäre, da Kännchen und Teepflanze aus der selben Erde stammen (ich werde natürlich aber trotzdem Sheng mit trinken). Er ist deutlich geschmeidiger als Yixing-Ton, weshalb Chaozhou-Kännchen auch auf der Töpferscheibe gedreht und nicht "zusammengebaut" werden - scheinbar soll er auch poröser sein als Yixing-Zhuni wobei zumindest bei diesem Kännchen die geglättete Oberfläche so seidig-glatt ist, dass das Wasser regelrecht abperlt (und nicht "nur" abfließt wie bei Yixing - schwer zu beschreiben, müsste man live sehen). Obwohl das effektive Volumen des Kännchens nur bei ca. 100ml liegt ist es im Vergleich zu meinen Yixing-Kännchen ein ziemlicher Brummer: relativ dicke Wände und die sehr flache Form machen das Kännchen sehr ausladend (siehe Vergleichsbild zum 30ml Kännchen) aber die Kurven gefallen mir sehr gut. Auch sehr hübsch finde ich den ovalen Stempel am Boden, auch wenn dieser wenig Aussagekraft hat: 老安順 (Lao Anshun) ist nur ein generischer Stempel wie "Zhongguo Yixing" und lässt keine Rückschlüsse auf den Künstler zu. Und vielleicht ist das für meine Verhältnisse schon relativ große Volumen gar nicht so schlecht, denn damit lässt sich natürlich leichter experimentieren - unter 50ml-Kännchen sind schon ziemliche Spezialisten und je kleiner das Kännchen wird, desto mehr Unterschied machen winzige Volumenunterschiede (klar, bei einem 30ml-Kännchen sind 5ml schon fast 20%!) - denn mit Chaozhou fühlt es sich ein wenig an wie vor vielen Jahren als Yixing noch ein ganz neues Thema für mich war ;-)
Das Schälchen von Chio Jae Hoon ist nur mal eine mögliche Kombination zu dem Kännchen, da zum einen das Volumen passt und zum anderen der grobe Charakter einen schönen Kontrast zu dem sehr "smoothen" Kännchen bildet - und doch haben beide über das jeweilige ovale Siegel doch eine Gemeinsamkeit. Außerdem ist es durch die Glasur recht neutral (sieht man nicht so gut aber die groben Risse in der weißen Engobe sind komplett mit transparenter Glasur versiegelt) und vor allem zu Beginn möchte ich lernen, was das Kännchen mit dem Tee macht - weitere Variablen in Form von nicht- und semi-neutralen Schälchen können dann ggf. später noch ergänzt werden, wenn ich wie z.B. bei dem Zini von Chen Ju Fang einschätzen kann, was das Kännchen an sich mit dem Tee macht.