Konishi Yohei (小西洋平) - ein Name, zu dem ich vermutlich nicht viel sagen muss: 1941 geboren hat er direkt in Tokoname den Töpfer-Weg eingeschlagen hat er zahlreiche (internationale) Preise gewonnen, ist seit 2008 "Intangible Cultural Asset in Tokoname" und war bis 2021 Chairmain der Tokoname Art Association - mittlerweile werden seine Werke sogar in Museen ausgestellt. Und das absolut zurecht: ich kenne sonst keinen so experimentierfreudigen Töpfer in Japan, der so viele grundlegend verschiedene Dinge macht und auch im hohen Alter von mittlerweile über 80 Jahren noch immer neues ausprobiert. Zwar ist mir vieles davon auch zu abgedreht/psychedelisch aber ich bin schon seit vielen Jahren Fan von seinen Werken und hab nun endlich auch mal ein für mich passendes gefunden, da die meisten Kyusus für mich als Puhead zu groß sind: verhältnismäßig schlicht ist es mit 80ml und einem Henkel im chinesischen Stil wie für mich geschaffen - der verspielte Charakter des Meisters zeigt sich vor allem bei dem knuffigen Popo-Kringel und der metallisch wirkenden Ascheglasur, die je nach Lichtstimmung dem Kännchen einen gewissen Kupfer-Look gibt - dadurch passt das Kännchen optisch z.B. gut zu der Guinomi von Dohei Fujinoki (藤ノ木土平) (welche einen völlig anderen Stil hat, als die schmale, hohe kräftig glasierte Guinomi).
Wie mit den beiden Fang Xia (放下) Yixings von EoT möchte ich auch hier mit dem Ton und dessen Auswirkungen auf Sheng experimentieren, denn wie man hat das Kännchen innen nur einen leichten Ascheanflug und der metallisch wirkende Tokoname-Ton kann gut mit dem Tee interagieren. In den ersten Versuchen hat sich das Kännchen als ein wahrer "Weichmacher" gezeigt: die Tees waren so unglaublich weich in der Textur dass es eine wahre Freude war - zwar zulasten des Gewichts des Tees (überraschenderweise mehr als dass es den Geschmack verändert) aber die Ergebnisse haben mir immer gut gefallen. Ich bin weiterhin gespannt :-)
Da ich (wieder) etwas mehr mit verschiedenen Tonarten und deren Auswirkungen auf den Tee experimentieren möchte, habe ich mir bei EoT zwei neue Yixing-Kännchen gegönnt - beide von der Eigenmarke Fang Xia (放下). Mit dieser hat EoT echt etwas tolles hinsichtlich Preis-Leistung auf die Beine gestellt und EoT traue ich auch zu, dass sie ordentlichen Ton für die Kännchen verwenden (in beiden Fällen soll der Ton aus der Huanglongshan Gegend stammen) - bei den Preisen natürlich kein High-End Stuff aber zum experimentieren genau richtig!
Das eine ist ein süßes kleines 60ml Shuiping, das vom selben Künstler wie das Hongni Shuiping gefertigt wurde, allerdings aus Duanni (段泥). Mit Duanni habe ich bislang nur eingeschränkte, eher durchwachsene Erfahrungen gemacht - ich hatte nur mal eines, das aber etwas special war da kommt dieses gerade recht - und 60ml ist eine tolle Größe um allein zu trinken: nicht so extrem wie das antike 30ml Zhuni sondern genau richtig für eine entspannte Session.
Das andere ist ein 90ml Zini (紫泥) Kännchen aus dem Holzbrand: daher hat es eine völlig andere Oberfläche als die Zini-Kännchen die ich habe, was es sehr spannend macht! Obwohl in der Shop-Beschreibung steht, dass es für den dreitägigen Holzbrand in einem "xia bo" (ein kleiner Container, der eine stärkere Asche-Glasur wie sonst im Holzbrand üblich verhindert) platziert wurde, sieht man die Reaktion deutlich - und im Inneren (insbesondere beim Übergang zur Tülle) auch wo weniger Reaktion stattgefunden hat. Die Form wird als "flat Shuiping" bezeichnet - hat definitiv was von Biandeng - was die Handhabung gegenüber einer normalen Shuiping etwas schwieriger macht aber jedes Kännchen hat so seine Eigenheiten, auf die sich ein guter Teebrüher einstellen muss. Ein direkter Vergleich mit den anderen Zini-Kännchen ist natürlich schwierig, da die ein ganz anderes Qualitätslevel an Ton haben aber es geht mir hier auch primär um das Erkunden des Holzbrands bzw. dessen Veränderungen der Oberfläche. Was mir nicht ganz klar ist: die antiken Kännchen wurden ja (zwangsweise) auch im Holzbrand gefeuert, weißen aber nicht diese Reaktion der Oberfläche auf. Vermutlich war der Container beim Brand da anders beschaffen - bzw. wurde bei diesem modernen Kännchen dieser explizit darauf ausgelegt, dass auch eine Reaktion stattfindet (ansonsten hätte der Mehraufwand ja keinen Mehrwert) - ich bin jedenfalls gespannt!
]]>Seit langem hat mal wieder ein Nicht-Yixing-Kännchen den Weg zu mir gefunden - denn als ich das gesehen habe, konnte ich nicht wiederstehen: einerseits ist es äußerst "fancy" in der Erscheinung und andererseits "technisch" etwas außergewöhnliches. Es wurde aus wildem Ton aus Jingdezhen gefertigt, für das Drehen wird die selbe Technik wie für Jingdezhen-Porzellan genutzt, die der Künstler Yi Zhi (一之) studiert hat (Jingdezhen Academy of Arts and Crafts, major ceramic art design) und im Holzofen gebrannt - das Ergebnis ist ein kleines (70ml), hauchdünnes Kännchen aus einem sehr offenporigen Ton, der einerseits durch einen ganz leichten Ascheanflug etwas von altem Metall, andererseits durch die rissige Struktur etwas von Rinde hat. Der Duft des jeweiligen Tees durchdringt beim Brühen das Kännchen regelrecht und zumindest jetzt im Anfangsstadium wird der Tee deutlich abgerundet, was bei unkomplizierten Tees die Süße verstärkt - so kann z.B. auch bei einem als "scharf" beschriebenen Tee das Ergebnis plötzlich super weich, schwer und süß sein. Bislang hatte ich noch nicht oft die Gelegenheit es zu testen, allerdings zeigen sich bereits jetzt Veränderungen an der Oberfläche - was auch dafür spricht, dass sich das Innere im Laufe der Zeit verändern wird. Ich bin sehr gespannt, wie verschiedene Tees in dem Kännchen wirken (definitiv mal wieder ein ganz neuer Blickwinkel!) und wie sich das Kännchen mit der Zeit entwickelt :-)
Weitere Infos zum Künstler entweder auf Instagram oder hier
Die Madara-Karatsu Guinomi von Mike Martino zählt zu meinen liebsten Teeschälchen, daher habe ich direkt nochmals bei zwei Stücken zugeschlagen, als die Olli und Geli in ihren Shop aufgenommen haben, auch wenn diese mit 85ml für mich relativ groß sind.
Die Madara-Karatsu (斑唐津) Tachiguinomi (立ちぐい呑) besteht aus unbehandeltem weißem Karatsu-Ton und wurde mit einer Reisstroh-Aschglasur überzogen. Sie wurde 72 Stunden lang im Anagama (穴窯) Holzofen und danach weitere 18 Stunden in einem Gasofen gebrannt. Sie hat durch den groben Ton und die spannende Glasur einen tollen, archaischen Charakter, wirkt aber auf Grund der schlanken, hohen Form gleichzeitig elegant (daher auch Tachiguinomi, was so viel wie stehende Guinomi bedeutet).
Die Izumiyama (泉山) Shiro-Yu (白湯) Guinomi (ぐい呑) besteht aus einer Mischung von 50% Izumiyama-Porzellan (Der Izumiyama-Steinbruch gilt als der Geburtsort der Porzellanherstellung in Japan) und 50% Shirakawa-Glasurstein-Granulat, das traditionell für klare Glasur in Arita-Porzellan verwendet wird. Der Körper der Teeschale wurde während des Holzbrandes vollständig verglast, was zu einer sanften Oberfläche führt. Zwei Ascheglasuren wurden aufgetragen, um eine weiche Opal-Weiß-Glasur zu erzeugen (daher vermutlich auch das Shiro-Yu, was so viel wie "weißes heißes Wasser" bedeutet). Und der dadurch erzielte Effekt ist wirklich phänomenal: mir ist noch nie eine Glasur untergekommen, die sich so geschmeidig-glatt anfühlt - wirklich verrückt! Die Teeschale wurde auf Muschelschalen platziert für 60 Stunden im Anagama (穴窯) Holzofen gebrannt, deren Abdrücke man noch klar am Fuß erkennen kann.
Beide Schälchen sind komplett unterschiedlich und doch spiegeln beide sehr schön das von Mike angestrebte Ideal Aji (味) wieder, was so viel wie "rustikale Schönheit" bedeutet. Einerseits durch die nie ganz symmetrische Formgebung, das Material, das immer auch grobe Partikel enthält und natürlich die Glasuren, auf die er besonders viel Wert legt - und man kann die Liebe zum Detail wirklich spüren!
]]>Nachdem mir meine beiden alten Kännchen (das antike Mini-Zhuni und das vintage Chaozhou sehr viel Freude bereiten und das letzte Jahr über die beiden meist genutzten Kännchen waren habe ich mich dazu entschlossen, doch nochmals ein antikes Zhuni zuzulegen, was sich mit einem Volumen von 65ml zwischen den beiden doch eher extremen Größen von 30ml und 100+ml befindet und somit genau zu meiner üblichen Session-Größe entspricht (daher dürfte das Kännchen in Zukunft häufiger in Erscheinung treten ;-)
Bei diesem handelt es sich wie bei dem Mini-Kännchen um ein antikes Kännchen, das aus der späten Qing-Dynastie bis frühe Republik stammt und aus Zhuni (朱泥) gefertigt ist - dieses mal als Biandeng (扁灯) gearbeitet (eine klassische Form, die ich sehr gerne mag!) und - für mich ein Novum - mit einer Gintsugi Reparatur am Knauf versehen, was im Grunde das selbe wie Kintsugi ist nur eben mit Silber (Gin 銀 = Silber, Tsugi 継ぎ = Verbindung/Flicken). Diese ist bereits älter und verhält sich dem Material entsprechend, d.h. die Oberfläche läuft an - was ich aber nicht schlimm finde sondern ganz im Gegenteil: im Gegensatz zu Gold verändert sich so auch die Reparaturstelle, genau wie der Ton an sich sich verändert. Auch hinsichtlich Inschrift sind sich die beiden antiken Zhunis ähnlich: auf dem Boden findet sich ein von Meng Chen (孟臣) höchstpersönlich signiertes Gedicht (?) - Poesie lässt sich nur schwer übersetzen (irgend etwas mit Bambus, Jade und Wald). Natürlich ist das auch hier nur wieder ein generischer Meng Chen Text, wie es zu der Zeit üblich bzw. in Mode war, aber sieht auf jeden Fall hübsch aus und unterstreicht den "alten" Charakter des Kännchens: irgendwie schaffen es moderne Kännchen nicht an die schlichte Eleganz eines antiken Kännchens heranzukommen - es muss immer / zu oft das Rad neu erfunden werden, hier etwas eingeritzt, da etwas angebaut oder jene Linienführung übertrieben werden, nur um als "kreativer Künstler" anerkannt zu werden, der "eine berührende Neuinterpretation" zu schaffen, mit der irgend etwas an den Haaren herbeigezogenes ausgedrückt werden soll. Das ist überhaupt nicht nötig - so ein antikes Kännchen strahlt viel mehr Charakter aus, als es ein noch so aufwändig verziertes Kännchen je könnte. Was darauf natürlich einzahlt ist der Ton: wie auch das Mini-Zhuni hat der antike Ton eine "Geschmeidigkeit" wie bei modernen Kännchen nicht anzutreffen und trotz der geringen Größe liegt das Kännchen schwer in der Hand - ist aber gleichzeitig wunderbar in der Handhabung: es gießt super (als Single-Hole Kännchen ohnehin schöner als eines mit integriertem Sieb!) ohne zu tropfen und ohne dass man sich verrenken muss, wunderbar! Ein paar Macken und dass man es auf Grund der älteren Reparatur etwa sorgsamer behandeln muss stört mich hierbei nicht.
Noch ein Vorteil von dem Volumen des Kännchens ist, dass es sich gut mit vielen Schälchen kombinieren...
Neben den Teeschälchen von Martin Hanus haben es mir vor allem die Werke von Hong Seongil (홍성일은) angetan - auch wenn es sich bei dem Neuzugang nur um einen kleinen 100ml Pitcher/Katakuchi/Yuzamashi und ein noch kleineres 30ml Schälchen handelt ist es evtl. trotzdem interessant dazu kurz etwas zu schreiben, denn wirklich kein Stück von Hong Seongil das ich habe ist gleich gemacht wie das andere (wenn man mal von zusammengehörenden Stücken wie hier absieht)! Diese beiden Stücke sind aus einem dunkel schamottiertem Porzellan gedreht und die oberen 2/3 wurden mit einer Nuka-Glasur versehen, die nur am oberen Rand eine Färbung aufweist. Nukayū (糠釉) heißt übrigens "Reiskleie-Glasur", was an der traditionellen Rezeptur der Glasur liegt: 1/3 Reiskleie-Asche, 1/3 Holz-Asche, 1/3 Feldspat o.ä. - wie auch immer das hier genutzte Rezept aussehen mag: es ergibt eine weich anmutende Oberfläche, die in schönem Kontrast zu dem durch die Schamottierung rau wirkendem Porzellan steht. Sehr spannend finde ich auch die Formgebung: einerseits sehr modern wie bei dem schwarzen Kännchen von ihm und mit einer gewissen Strenge aber andererseits ist das Schälchen nicht wirklich rund, was dem ganzen dann doch einen ungezwungenen Charakter gibt.
]]>Da ich wie schon öfters erwähnt der Ansicht bin, dass die Teeschale mindestens genau so wichtig ist wie die Teekanne konnte ich diesen beiden winzigen (30ml und 40ml) Shigaraki-yaki (信楽焼) Guinomi (ぐい呑み) von Satoki Ohnishi (大西左朗) nicht widerstehen. Beide sind wie z.B. Raku-Chawans nicht auf der Töpferscheibe gedreht sondern von Hand aufgebaut und insbesondere bei der etwas größeren erkennt man das auch klar in der Formgebung, beide sind aus dem selben Ton und vom selben Künstler aber mit höchst unterschiedlicher Glasur:
Die größere Tebineri yakishime Shigaraki-yaki Guinomi ("Tebineri" bedeutet "von Hand aufgebaut", "Yakishime" unglasiert (wenn ein eigentlich unglasiertes Stück viel Ashe abbekommt wird es stattdessen "Youhen" genannt)) hat wie für Shigaraki eher üblich größtenteils eher dezenten Ascheanflug, durch den viel von dem hellen Ton und der typischen orangenen Farbgebung durchscheint, nur eine Seite hat etwas mehr abbekommen, was zu einer weiß-gelben Glasschicht verschmolzen ist. Die kleinere Hikidashi Shigaraki-yaki Guinomi ("Hikidashi" ist das Substantiv zu "herausziehen") hingegen ist komplett von einer dicken grünen Glasschicht überzogen, die im Inneren eine dicke schwarze Glas-Ansammlung und außen an einer Stelle eine grobe, blau-schwarze Ansammlung bildet, was daher kommt dass die Stücke aus dem glühend heißen Ofen gezogen werden und so in glühender Asche baden - was für ein tolles Ergebnis! Beide Stücke aber insbesondere die Hikidashi Guinomi sind die Essenz dessen, was mich an Keramik so fasziniert: die Formgebung ist ungezwungen und frei und die beeindruckenden Glasuren wirken zufällig und natürlich - ganz im Gegensatz zu manchen Stücken aus Taiwan und China, die so verzwungen und gekünstelt wirken.
Ein solch ungleiches Geschwisterpaar bietet sich natürlich hervorragend zum Vergleichen an und da es sich um eine Ascheglasur handelt ist auch die Hikidashi Guinomi spannend da nicht komplett neutral - in den ersten Tests positionieren sie sich quasi neben der Karatsu-yaki (唐津焼) Guinomi (ぐい呑み) von Dohei Fujinoki (藤ノ木土平): die Hikidashi Guinomi ist neutraler, die Tebineri yakishime Guinomi beeinflusst etwas mehr. Aber auch einzeln lassen sie sich auf Grund des geringen Volumens super mit meinen Zwergenkännchen verwenden. Satoki Ohnishi, geboren 1964, ist übrigens der Sohn von Chūza Onishi, einem sehr berühmten Töpfer, der als erster Künstler den Titel " Preserver of the Intangible Cultural Property that is Shigaraki-ware" erhalten hatte - und wenn ich mir die beiden tollen Stücke anschaue hat er definitiv seinen Teil von ihm gelernt ;-)
Dieses Kännchen ist mal etwas anderes - kein Yixing sondern ein Chaozhou (潮州) Biandeng (扁灯, zu Deutsch "flache Laterne")! Auch wenn mein Herz klar für Yixing (und hier insbesondere Zhuni) schlägt, interessieren mich Chaozhou-Kännchen schon länger aber auf Grund der kompletten Abwesenheit von vernünftigen (schriftlichen) Informationen habe ich bislang davon die Finger gelassen (denn bevor ich ein quietsch-rotes Kännchen aus "modernem" Chaozhou-Ton von einem Händler kaufe, der auch Tee von 1600 Jahre alten Bäumen für einen Spottpreis verkauft hat, hätte ich mehr davon, mit den Geldscheinen den Ofen anzuzünden) - dank dem Kontakt zu dem Sammler aus Taiwan, von dem ich auch schon mein schnuckeliges 30ml Zhuni habe, bot sich hier die Gelegenheit für etwas reales. Dennoch: die Informationslage ist auch unter eher "mündliche Überlieferung" statt "Enzyklopädie" und daher wird auch das Alter des Kännchens vorsichtig auf 1970er geschätzt - könnte auch älter sein aber letztlich kommt es ja auch hier wie bei Yixing auf die Ton-Qualität an. Und Chaozhou-Ton unterscheidet sich doch deutlich von Yixing-Ton: wie der Name schon sagt stammt dieser natürlich nicht aus Yixing sondern aus Chaozhou, was 40km nördlich von Shantou am Delta des Flusses Han Jiang liegt (auf Grund der Nähe wird wohl auch Chaozhou und Shantou fast gleichbedeutend verwendet - evtl. in ähnlichem Verhältnis wie Zhuni zu Hogni) und wird von den Einheimischen auf Grund der Farbe ebenfalls Zhuni (朱泥) genannt. Abgebaut wird der Ton in der Region Feng Xi (枫溪区) (die ein Verwaltungsbezirk von Chaozhou ist), die auf dem Fenghuang Shan (凤凰山) liegt, weshalb gesagt wird dass Chaozhou-Kännchen besonders toll für Feng Huang Dan Cong wäre, da Kännchen und Teepflanze aus der selben Erde stammen (ich werde natürlich aber trotzdem Sheng mit trinken). Er ist deutlich geschmeidiger als Yixing-Ton, weshalb Chaozhou-Kännchen auch auf der Töpferscheibe gedreht und nicht "zusammengebaut" werden - scheinbar soll er auch poröser sein als Yixing-Zhuni wobei zumindest bei diesem Kännchen die geglättete Oberfläche so seidig-glatt ist, dass das Wasser regelrecht abperlt (und nicht "nur" abfließt wie bei Yixing - schwer zu beschreiben, müsste man live sehen). Obwohl das effektive Volumen des Kännchens nur bei ca. 100ml liegt ist es im Vergleich zu meinen Yixing-Kännchen ein ziemlicher Brummer: relativ dicke Wände und die sehr flache Form machen das Kännchen sehr ausladend (siehe Vergleichsbild zum 30ml Kännchen) aber die Kurven gefallen mir sehr gut. Auch sehr hübsch finde ich den ovalen Stempel am Boden, auch wenn dieser wenig Aussagekraft hat: 老安順 (Lao Anshun) ist nur ein generischer Stempel wie "Zhongguo Yixing" und lässt keine Rückschlüsse auf den Künstler zu. Und vielleicht ist das für meine Verhältnisse schon relativ große Volumen gar nicht so schlecht, denn damit lässt sich natürlich leichter experimentieren - unter 50ml-Kännchen sind schon ziemliche Spezialisten und je kleiner das Kännchen...
]]>Das Kännchen stellt sicherlich den absoluten Tiefpunkt meiner (Yixing)-Karriere dar: 30ml - noch kleiner und es würde vermutlich als Teapet gelten! Abgesehen von den winzigen Ausmaßen ist das Kännchen besonders spannend, da es sich um ein antikes Kännchen (späte Qing-Dynastie bis frühe Republik) handelt - da konnte ich, obwohl ich schon das eine oder andere Yixing-Kännchen habe hust, beim besten Willen nicht widerstehen! Sehr zu Freuden meines Geldbeutels hat das Kännchen auch eine Beschädigung am Deckel, die zwar keinerlei Einfluss auf die Funktionalität hat, jedoch dafür sorgt, dass es im Vergleich zu einem unbeschädigten antiken Zhuni nur halb so viel wert ist. Ich find das sogar durchaus spannend, da man so einen Blick unter die geglättete Oberfläche bekommt - ähnlich wie bei dem Shipiao von Shi Feixing, bei dem (ebenfalls am Deckel) eine Stelle nicht geglättet wurde. Im direkten Vergleich fällt auf, dass das antike Zhuni sehr viel feiner ist - hier gibt es keinerlei Schamottierung wie beim modernen Zhuni - überhaupt hat der Ton eine bemerkenswerte "Geschmeidigkeit" wie ich sie auch von qualitativ sehr hochwertigem Hualongshan oder Zhaozhuang Zhuni nicht kenne. Die Form nennt sich Bianyuan (扁圆) (= flach und rund), der man ansieht, dass sie schon etwas älter ist, was mir sehr gut gefällt - moderne Ausprägungen sind meist deutlich extremer, teilweise auch mit ausgeprägtem "Kragen" oder ähnliches. Da es sich um ein antikes Kännchen handelt sind davon abgesehen wenig Infos verfügbar: die Signatur Meng Chen (孟臣) ist lediglich die Referenz an einen sehr berühmten Töpfer aus Yixing, der für einige Kannen-Formen verantwortlich ist (wie z.B. auch die berühmte Shuiping) und auf Grund seiner Bekanntheit eine regelrechte Kannen-Gattung hervorgerufen hat, die zumindest früher (teilweise auch heute noch) nach ihm benannt und "signiert" werden. Nicht umsonst stammt von dem taiwanesischen Dichter und Historiker das Zitat "茶必武夷、壶必孟臣、杯必若琛,三者为品茶之要,非此不足自豪,且不足待客。" (Der Tee muss Wuyi sein, die Kanne muss Mengchen sein und die Tasse muss Ruochen sein - diese drei sind wichtig für den Teegenuss, ohne diese kann man kein stolzer Gastgeber sein.)
Entgegen dem Zitat hab ich natürlich vor das Kännchen vor allem für Sheng zu nutzen, was bei den bisherigen Versuchen auch trotz Singlehole-Filters wunderbar funktioniert hat - bei den relativ großen Blättern von hochwertigem Sheng ist das winzige Loch ohnehin kein Problem aber auch bei Shengs mit kleinem Blatt hat es sehr zu meinem Erstaunen absolut perfekt funktioniert als ob ein feines Sieb drin wäre, klasse! Dank der winzigen Größe kann man so auch mit 2g konzentrierte Aufgüsse machen, wodurch sich das Kännchen einerseits natürlich für besonders teure Tees anbietet aber andererseits auch dann, wenn man nicht gerade 2 oder 3 Stunden für eine Session einräumen kann (da das Gesamtvolumen der Aufgüsse natürlich deutlich geringer ist) - insbesondere bei den späteren Aufgüssen macht sich...
Fang Xia (放下), die Keramik-Eigenmarke von EoT beobachte ich schon seit sie mit den Teeschälchen gestartet sind: auch wenn diese auf den ersten Blick schlicht wirken steckt doch einiges dahinter - der Ton wurde von Hand verarbeitet (bzw. auf traditionelle Weiße mit den Füßen geknetet), bei der Glasur handelt es sich um eine Ascheglasur vom letzten lebenden menschlichen Nationalschatz Chinas auf seinem Metier und gebrannt wurde das ganze im Holzbrand (traditioneller Dragon Kiln in Jingdezhen). Und solch eine Liebe zum Detail ohne dabei mit auffälligen Verzierungen protzen zu müssen macht den Unterschied - die Schälchen fühlen sich trotz einheitlichem, schlichten Erscheinungsbild und obwohl es sich um eine größere Serie handelt ganz anders an als eine typische Massenproduktion (selbst wenn diese hochwertig ist) - das gefällt mir außerordentlich gut! Daher habe ich nicht lange gezögert als dann auch ein Gongdaobei (Pitcher) im selben Stil (wenn auch mit einer leicht texturierten Oberfläche) verfügbar war und habe bei der Gelegenheit auch gleich ein Hongni (红泥) Shuiping (水平) Kännchen der selben Marke mitbestellt - es wurden nämlich mittlerweile auch einige preiswerte Yixings unter der Eigenmarke veröffentlicht. Dabei handelt es sich um Huanglongshan Hongni (黄龙山红泥) von ordentlicher Qualität was von einem Töpfer verarbeitet wurde, der seit 30 Jahren nichts anderes als Shuiping Kännchen macht - und ich muss sagen ich wurde mehr als positiv überrascht! Das Kännchen ist so dünnwandig dass es gefühlt kaum mehr wiegt als ein Kännchen mit dem halben Volumen - das kann locker mit dem Kännchen von Chen Tu Gen (was für mich die Referenz auf diesem Gebiet ist) mithalten und das obwohl es auch nur halb-handgefertigt ist: ich weiß nicht, ob da eine andere Technik dahinter steckt aber zwischen diesem Kännchen und dem von Jie Zhao liegen was das betrifft Welten (alleine der Deckel von dem Kännchen wiegt schon so viel wie das komplette Shuiping). Die Verarbeitung hat trotzdem noch eine gewisse Grobheit: man sieht Werkzeugspuren, nicht alles ist symmetrisch-perfekt und insbesondere der oberen Rand innen ist ziemlich grob aber das gefällt mir eigentlich ganz gut: zusammen mit den eingeritzten Schriftzeichen am Boden gibt es dem Kännchen einen vintage-artigen Charakter. Und entscheidend ist: es gießt wunderbar und ohne zu tropfen - und das trotz Singlehole Filter. Da muss ich gestehen war ich etwas besorgt, wie gut das funktioniert aber bisher hat es bei allen Tees perfekt funktioniert! Einziges Manko: das Luftloch im Deckel sitzt leicht zu - aber mit entsprechender Handhabung ist auch das kein Problem - trotzdem interessant: bei dem winzigen antiken Zhuni-Kännchen passiert das nicht obwohl das Loch hier nur den halben Durchmesser hat - es liegt also nicht nur am Durchmesser. Außerdem halte ich schon länger Ausschau nach einem qualitativ gutem Hogni-Kännchen, was aber nicht wie ein F1-Kännchen ein Vermögen kostet, um langfristig die Wirkung von Hogni im Vergleich zu Zhuni und Zini zu studieren: ist es lediglich der Allwetter-Reifen...
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