- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Manzhuan
- Jahrgang: 2003
- Form: Bingcha, 357g (nur ein viertel Bing vorhanden)
- Chenyuan Hao (陈远号) via Puerh.uk
Wie letzte Woche hab ich auch diese Woche den Luxus und kann den 2004er Manzhuan Brick von gestern mit einer nahezu gleich alten Produktion von Chenyuan Hao (陈远号) vergleichen - natürlich ist bereits von vorneherein klar, dass die Unterschiede groß sein werden: der CYH Manzhuan ist ein Bing, nicht so fest gepresst, nicht rauchig und deutlich teurer (exakt 1€ mehr pro Gramm: 1,34€/g) - spannend ist es trotzdem!
Das trockene Blatt ist größer und vor allem dunkler als beim EoT Manzhuan - was aber wie gesagt zu erwarten war: durch eine leichtere Pressung als Bingcha hat das Blatt mehr Luft zum reifen. Am Rande erwähnt sei hier das Neifei (wovon der viertel Bing ein Stück enthält): dieses besteht im Gegensatz zu den Pus, den wir als gemeiner Pöbel normalerweise trinken nicht aus Papier sondern aus Textil und ist vom Big Boss persönlich unterzeichnet! Hinsichtlich Aroma macht ein Vergleich keinen großen Sinn, da beim EoT natürlich die Rauchigkeit vergleicht - aber erwähnenswert ist auch hier wie bei dem Youle von CYH die ausgezeichnete, saubere Taiwan-Lagerung mit einem Hauch von Walnuss. Sehr schön ist, dass sich der Walnuss-Eindruck auch auf der Geschmacksebene fortsetzt - was mich hier allerdings sehr überrascht, ist wie sehr die Bitterkeit des Tees in der Intensität dem Brick von gestern ähnelt, obwohl offensichtlich deutlich weiter gereift. Zumal ich auf Basis der jüngeren Manzhuan wie dem 2013er Manzhuan von Peter oder dem 2012er Manzhuan Huangsahn von Yu eher holzig-süße Noten erwartet hätte - interessant, dass die beiden ältesten Vertreter dieser Region davon deutlich abweichen (zumindest zu Beginn) ... aber dabei gilt natürlich, dass eine Region wie Manzhuan groß genug ist, damit die einzelnen Dörfer darin doch deutliche Unterschiede aufweisen können. Generell ist spannend, wie ähnlich sich die beiden Tees (also der 2004er EoT und der 2003er CYH) auf der Geschmacksebene sind: beide starten eher herb (wobei der EoT natürlich durch Adstringenz und Rauchigkeit deutlich derber ist), behalten das relativ lange bei und werden dann erst ab dem 6./7. Aufguss süßlich-holzig, was ich wie gesagt eher mit Manzhuan in Verbindung bringen würde (übrigens hatte ich bei dem 2022er Walong von Yu etwas dazu geschrieben, woher Manzhuan den Namen hat). Und auch die Stärke des Tees liegt in der selben Metrik: der Textur. Was ich dazu gestern geschrieben habe, trifft hier auch zu und ist noch deutlich ausgeprägter - er ist so ölig wie der 2004er Dingji Yesheng von YQH wenn nicht noch dichter: noch etwas mehr und man müsste ihn mit einem Löffel essen - das ist schon beeindruckend. Auch das Qi hat einen sehr ähnlichen Charakter: subtil, ruhig und entspannend - gefällt mir sehr gut, auch wenn man schon etwas Ruhe braucht, um es voll wahrzunehmen (den Tee hatten wir Anfang Januar ebenso wie den 2016er GFZ Goldmark bei einem Freund getrunken und auch wenn Textur und Walnuss genau so vorhanden waren, kam das Qi bei Gesprächen nicht so rüber). Das ist auch der einzige Punkt, der für etwas Abzug in der Gesamtbewertung sorgt: wenn das Qi stärker ausgeprägt wäre oder mehr Körperwirkung hätte, hätte er klar die volle Punktzahl erreicht - aber auch so ein wirklich schöner Tee und wie bei dem Youle von CYH gefällt mir die bodenständigere Produktionsmethode gegenüber anderen Boutiquen sehr gut. Ich bin auf die weiteren Tees von CYH gespannt!
Bewertung: 5-Sterne