• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Yiwu
  • Jahrgang: 2004
  • Form: Bingcha, 500g
  • Besonderheit: Sonnentrocknung (Shai Qing)
  • Yangqing Hao (杨庆号)

Durch einen glücklichen Zufall ergab sich letztens die Gelegenheit, den Dingji Yesheng von YQH innerhalb der EU zu kaufen, wo ich natürlich nicht lang gezögert habe - schließlich hab ich mit den Produktionen von YQH bislang gute Erfahrungen gemacht, selbst mit den Regionsübergreifenden Blends. Beim Dingji Yesheng handelt es sich aber wie bei dem 2004er Tejipin (zu dem ich dringend mal eine aktuelle Notiz schreiben muss) um einen reinen Yiwu Sheng - bei dem handelt es sich schon um einen wirklich außergewöhnlichen Tee, daher war ich auf den Dingji Yesheng äußerst gespannt, da es sich hier um die absolute Top-Produktion der frühen Jahrgänge von YQH handelt. Das unterstreicht auch der Name: 頂極野生. 頂 (ding) bedeutet top/ am besten, 極 (ji) Apex / extrem - zusammen wohl so viel wie "Höhepunkt" - und 野生 (Yesheng) "wilder Baum" wobei hier Yesheng nicht im Sinne der Varietät gemeint ist (wie ich das Wort in meinem Blog verwende) sondern im wörtlichen Sinne, dass es sich um die wild wachsenden Gushu-Bäume tief im Wald handelt. Das genaue Yiwu-Dorf wird zwar nicht angegeben, aber laut James von TeaDB handelt es sich wohl um Chawangshu in Guafengzhai. Und auch wenn der Tee ein großes Preisschild hat, muss man dabei beachten, dass es sich auch sprichwörtlich um einen großen Tee handelt - der Bing hat satte 500g - wodurch sich der Grammpreis auf nur 1,10€/g relativiert, was z.B. deutlich unter aktuellen Mittelklasse-Yu-Produktionen liegt. Und es ist einfach gleich etwas ganz anderes, ob der Bing neben einem Kännchen so aussieht:
20221101_084158 Oder so:
20221101_083924
Aber nun zum Tee: bereits beim trockenen Blatt fällt mir auf, dass die typische Yang-Storage-Note hier bei weitem nicht so ausgeprägt ist, wie bei den etwas jüngeren YQH Shengs - dafür gibt es eine schön deftige Räucherspeck-Note. Das Blatt ist wie bei den übrigen (hochwertigen) Produktionen wunderschön groß und kräftig, die Knospen haben inzwischen eine schöne goldene Färbung angenommen - würde jetzt noch anstatt einem bärtigem Tee-Einsiedler eine hübsche junge Dame den Tee brühen, hätte man wirklich was fürs Auge! Und auch wenn ich die Yang-Storage-Note prinzipiell ganz gerne mag, bin ich doch froh, dass sie hier nicht so ausgeprägt ist - denn der Tee ist geschmacklich eher dezent, dafür mit einem sehr eigenen Charakter: ich hatte noch nie ein Tee, der so nach Butter schmeckt! In den ersten Aufgüssen Butter und Speck auf leicht kernigem Hintergrund (der die GFZ These stützt) - letzterer macht dann einer geschmeidigen Mischung aus Holz und Leder mit Butter-Popcorn Platz und geht dann ab dem ~14. Aufguss in eine sehr angenehme warme Süße von zerlassener Butter über. Dass die Textur auch ölig schwer (aber nicht so voll wie z.B. ein samtiger LME) und absolut weich ist, verstärkt den Eindruck noch zusätzlich und untermauet den entspannten und gesetzten Charakter des Tees: Blümchen und bunte Farben sucht man hier vergebens - ebenfalls eine Parallele zu dem besten älteren GFZ den ich kenne. Textur, Charakter, Tiefe und Wandlungsfähigkeit - das alleine würde schon zu einer Top-Bewertung ausreichen aber der Tee hat dazu auch noch ein Sehr schönes, intensives Qi zu bieten: es geht zwar eher sanft zu Werke, ist dann aber sehr ausfüllend und intensiv entspannend - aber von hellerer/leichterer Qualität als das Qi des Tejipin, was für mich der Inbegriff des Stoner-Qis ist (auch wenn ich prinzipiell wenig von solchen Schubladen-Benennungen halte, da trifft es sicher zu). Interessant ist die Parallele in der Wirkung des Qis nach ein paar Runden zu dem Qi des 2021er Chawangshi Gushus von TE: auch wenn es nicht so unvermittelt und ungestüm ist, so wirkt es doch in exakt den selben Regionen von Gesicht und Nase, was für mich ebenfalls die Chawangshu-These untermauert. Aber letztlich: ob nun Chawangshu oder nicht ist eigentlich vollkommen egal - es ist ein hervorragender gereifter Sheng, der mir Freude bereitet ohne dass mir der Preis Tränen in die Augen treibt, da ist es völlig egal was auf den Labels steht.
Bewertung: 6-Sterne, Favorit

2004 Dingji Yesheng (YQH) trockenes Blatt und Bing

2004 Dingji Yesheng (YQH) Details trockenes Blatt

2004 Dingji Yesheng (YQH) erster Aufguss

2004 Dingji Yesheng (YQH) zweiter Aufguss

2004 Dingji Yesheng (YQH) Details Aufguss

2004 Dingji Yesheng (YQH) dritter Aufguss

2004 Dingji Yesheng (YQH) späterer Aufguss

2004 Dingji Yesheng (YQH) deutlich späterer Aufguss

2004 Dingji Yesheng (YQH) viel späterer Aufguss

2004 Dingji Yesheng (YQH) noch späterer Aufguss

2004 Dingji Yesheng (YQH) Details nasses Blatt

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