- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Yibang, Mansong
- Jahrgang: 2022
- Form: Bingcha, 200g (nur Sample vorhanden)
- Tea Encounter
Nachdem wir bei einem Teetreffen im kleinen Kreis gestern unter anderem zwei aktuelle Yibang-Sheng von Yu probiert haben (wenn auch aus anderen Dörfern - dazu bei Gelegenheit mehr) bietet es sich an, den freien Brückentag heute zu nutzen, um den aktuellen Mansong von TE zu versuchen. Mit Mansong (曼松) hat sich Tiago einen weiteren großen Namen rausgesucht, der üblicherweise den Geldbeutel weinen lässt - nicht umsonst war das früher eine der Regionen für Gong Cha (贡茶), also Tribut-Tee für den Kaiser. Das Alter der Teepflanzen wird sehr vage mit "not very young but not gushu yet" angegeben, sprich es ist alles zwischen 10 und 100 Jahren möglich wobei der Preis von 0,57€/g für Mansong sehr stark Xiaoshu suggeriert.
Das Aroma des trockenen Blatts jedenfalls macht direkt deutlich, dass es sich um ein Yibang handelt: intensiv, fruchtig und facettenreich - interessanterweise wirkt das Aroma des nassen Blatts ganz anders, eher etwas gemüsig, kernig und gedämpft. Geschmacklich startet der Tee mit einer interessanten Parallele zu den beiden anderen Yibangs von gestern: primär bitter. Böse Zungen mögen nun behaupten, dass das Problem hinter dem Kännchen sitzt und nicht in ihm, da ich gerne kräftig dosiere, aber bei 3 von 3 Yibangs das selbe Phänomen ist schon etwas verdächtig. Wie gestern geht die Bitterkeit aber schnell zurück und macht Raum für weitere Geschmacksnoten - hier vor allem Adstringenz und eine gewisse Fruchtigkeit, weshalb ich die in der Beschreibung erwähnte Ananas absolut nachvollziehen kann. Da die Bitterkeit aber bis zu deutlich späteren Aufgüssen immer klar vorhanden bleibt sorgt das zusammen mit dieser Adstringenz für einen gewissen aggressiven Charakter, was die Xiaoshu-Vermutung untermauert. Im Kontrast dazu bietet der Tee aber durchaus etwas Qi - nicht all zu intensiv aber angenehm, man merkt dass man ein Pu'erh trinkt - dafür gibt es Pluspunkte. Allerdings hat der Tee zwei eindeutige Schwächen: die Textur ist für meinen Geschmack zu dünn und er beitet kaum Tiefe - beides ebenfalls Punkte, die für ein junges Ausgangsmaterial sprechen - das wird vor allem im Vergleich zu den beiden Mansong von prSK (der 2021er und vor allem der sehr schöne 2020er) deutlich aber man muss fairerweise sagen, dass diese auch das dreifache kosten und wie die Tees gestern gezeigt haben auch das fünffache für einen guten Yibang bei weitem noch nicht die Obergrenze ist. Wenn man einen Tee rein für die Geschmacksebene für etwas Yibang-Feeling sucht ist der Tee natürlich vollkommen OK, aber ansonsten ist Yibang und insbesondere Mansong nichts für den preisbewussten Teetrinker - da bietet der Walong zum selben Preis DEUTLICH mehr und der Manzhuan sogar für weniger mehr ... aber ich bin auch nicht unbedingt ein Yibang-Fanboy ;-)
Bewertung: 3-Sterne