• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Manzhuan
  • Jahrgang: 2022
  • Form: Bingcha, 250g (nur Sample vorhanden)
  • Tea Encounter

Nach dem Walong gestern stand heute logischerweise der 2022er Manzhuan von TE auf dem Programm - das genaue Dorf in Manzhuan wird im Gegensatz zum Walong nicht genannt, der Beschreibung im Shop nach scheint das Material aber zumindest von einem einzelnen Teebauern zu stammen und zwar dessen Top-Material von seinen ältesten Bäumen ("the most ancient ones"). Und Matt hat nicht zu viel versprochen: bereits das Aroma des trockenen Blatts (und insbesondere dann des nassen Blatts) macht deutlich, dass es sich trotz gleicher Herkunfstregion um einen Tee von völlig anderem Charakter handelt - süß und mit einer dominierenden, fast schon stechenden Zitrus-Note, die förmlich "BITTER" schreit, hier ist nichts mit "smooth and dreamy". Und auch im geschmack zeigt der Tee Zähne: die bittere, an Limetten erinnernde Note ist klar vorhanden - im ersten Moment ringt sie noch mit der Süße aber letztlich gewinnt dann doch die Bitterkeit und bemerkenswerterweise auch sehr Nachhaltig, denn statt Hui Gan (回甘) müsste es hier eigentlich Hui Ku (回苦) heißen, denn selbst der Nachhall ist durch und durch zitrusmäßig bitter. Das ist zwar keineswegs unangenehm, da es sich um eine gute Bitterkeit handelt und sie ist trotz meiner etwas dramatischen Beschreibung nicht so heftig wie bei einem richtig ordentlichen Bulang aber es ist schon extrem ungewohnt für einen Manzhuan. Neben bitter-süßen Facetten zeigt sich die Geschmacksebene vor allem hellgrün-gemüsig - und wie beim Walong gibt es ganz dezente Röstnoten im Aroma, weshalb ein passender Vergleich wohl wäre, dass es sich beim Manzhuan um gegrilltes Gemüse handelt, während der Walong gegrilltes Obst ist. Ebenfalls interessant: die Textur des Tees ist normal schwer und nicht so ätherisch wie beim Walong - bleibt nur die Frage, was nun besser ist, denn dadurch büßt der Manzhuan etwas beim Charakter ein, obwohl ich es sonst ja eher schwer mag. In zwei Punkten ist der Tee aber dem Walong deutlich unterlegen: die aggressivere und zugegebenermaßen kompexere Geschmacksebene ist zwar schön, aber der Walong hat dafür deutlich mehr Tiefe - und das Qi ist beim Walong wie beschrieben auch sehr ausgeprägt, während es hier recht dezent ist. Dafür wirkt das Qi aber auch anders: statt direkt eher indirekt - es kommt langsam in Brust- und Schulterregion auf und wandert dann nach oben Richtung Schläfen - statt einer verträumten Wirkung im Kopf arbeitet es hier eher im Körper. Auch wenn beides gute Tees sind und ich hinsichtlich Bitterkeit definitiv kein Verächter der Kost bin, gefällt mir der ruhige, verträumte Charakter des Walongs doch deutlich besser. Auf dem Niveau der Top-Farmerleaf Shengs (Gulan und Nuo Gu Wan ist er aber allemal - vor dem Hintergrund müsste ich die Bewertung des Walong fast nochmals etwas anheben ... naja, schon ein Grund ihn bald nochmals zu trinken ;-)
Bewertung: 4- oder 5-Sterne

2022 Manzhuan Gushu (TE) trockenes Blatt

2022 Manzhuan Gushu (TE) Details trockenes Blatt

2022 Manzhuan Gushu (TE) erster Aufguss

2022 Manzhuan Gushu (TE) zweiter Aufguss

2022 Manzhuan Gushu (TE) Details Aufguss

2022 Manzhuan Gushu (TE) dritter Aufguss

2022 Manzhuan Gushu (TE) späterer Aufguss

2022 Manzhuan Gushu (TE) deutlich späterer Aufguss

2022 Manzhuan Gushu (TE) viel späterer Aufguss

2022 Manzhuan Gushu (TE) Details nasses Blatt

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