- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Manzhuan
- Jahrgang: 2003
- Form: Zhuangcha, 230g
- Private Produktion via Essence of Tea
Dieser Brick mit dem etwas ungewöhnlichen Gewicht von 230g ist ebenfalls keine Eigenproduktion von EoT sondern wurde von einer alten Bekannten von EoT produziert, die seit den 90ern im Pu'erh Business tätig ist - gepresst wurde er wie der 2004er Youle auch von der Chang Da Hao Tea Factory, von der auch das Neifei stammt - der Brick ist eigentlich nackt, aber da ich glücklicherweise noch ein schönes, handgeschöpftes Papier ohne Aufdruck übrig hatte, konnte ich dem Tee einen eignen Wrapper verpassen ;-)
Abgesehen davon, dass es sich wohl größtenteils um Material von alten Bäumen handeln soll, ist vor allem auch das "smokey" im Namen von Interesse: ich mag eine schöne (es gibt ja auch nicht so schöne) Rauchnote sehr gerne bei einem Sheng, da das für mich immer etwas von den "guten alten Zeiten" hat, als ein Sheng noch derb und gut war. Zumindest sofern es sich dabei auch um gutes Material handelt - beides zusammen ist leider eher selten geworden - ein sehr positives Beispiel wäre da z.B. der 2006er Yiwu Daye Hou Sheng Zhuancha. Daher hab ich auch hier wie bei dem Youle gleich zu einem "großen Sample" gegriffen, da der Preis mit 0,34€/g für einen 20 Jahre alten Tee mehr als fair ist - und für ein Brick sieht das Blatt zumindest in den oberen Schichten auch wirklich sehr ordentlich aus.
Beim Auspacken wird auch direkt klar, dass der Tee seinen Namen verdient hat: zwar kein so krass torfiges Aroma wie bei dem fetten Yiwu Brick aber doch eine schöne Lagerfeuer-Note, die zumindest für mich sehr vielversprechend ist. Die äußeren Schichten lassen sich gut lösen, aber sobald man tiefer kommt, macht sich die feste Pressung bemerkbar und Bruch ist unvermeidlich - dieser sorgt dann auch trotz des Alters für ein gewisses Maß an Adstringenz, das zusammen mit ordentlich Bitterkeit vor allem in den ersten Aufgüssen schon ziemlich ruppig daher kommt. Aber: das ruppige beschränkt sich auf den Geschmack und es rumpelt nicht im Magen, was durchaus für die Behauptung spricht, dass primär Material von alten Bäumen verwendet wurde. Auf der Geschmacksebene tut sich vor allem in den ersten Aufgüssen recht viel: zu Beginn hat der Tee eine gewisse Schärfe - in Verbindung mit Bitterkeit und Adstringenz sorgt das doch für eine gewisse Aggressivität - holzig, harzig und ein bisschen süß wird er erst später, wo sich dann auch klarer der Manzhuan-Charakter erkennen lässt (so intensiv ist die Rauchigkeit dann doch wieder nicht, dass sie das verdecken würde). Besonders gut gefällt mir bei dem Tee auch die Textur: sie ist gar nicht soooo schwer aber trotzdem ölig dick und kräftig - was man dem Aufguss auch regelrecht ansieht und sich glücklicherweise bis zum Schluss durchzieht. Übrigens spannend: diese kommt im glasierten Schälchen VIEL besser zur Geltung - im bizen-artigen Fingerhut wirkt der Tee zwar breiter und leichter, aber dadurch geht die ölig-dichte Textur verloren, weshalb ich später nur noch das glasierte Schälchen von Jiri Duchek genutzt habe. Aber der Youle hat eindeutig mehr Power als der Manzhuan - man spürt zwar schon auch ein leichtes Qi aber abgesehen davon, dass das Qi hier ruhiger ist, ist es beim Youle deutlich stärker (und auf Grund der weniger starken Pressung auch weiter gereift), weshalb ich den wählen würde, wenn ich wählen müsste. Dennoch: oldschool rauchig, entspanntes Qi und Qualitätsmaterial zu einem super Preis - damit rennt der Tee bei mir offene Türen ein, auch wenn es einem Sommelier, der nur moderne/saubere Highend-Produktionen trinkt vermutlich die Schuhe ausziehen würde ;-)
Bewertung: 4- oder 5-Sterne