- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Yiwu, Wangong, Yishanmo
- Jahrgang: 2023
- Form: Bingcha, 200g (nur Sample vorhanden)
- Tea Encounter
Nachdem ich kürzlich bei Matt gelesen habe, dass es auch dieses Jahr einen Yishanmo von Tiago gibt war ich schon etwas geknickt, dass ich den nicht mitbestellt habe - erfreulicherweise habe ich aber heute entdeckt, dass mir Tiago davon ein Sample zur Bestellung beigelegt hat, wohoo - danke Tiago!
Yishanmo (一扇磨) gehört zur Dorfgemeinschaft Wangong (弯弓) in Yiwu (易武) und Tee von dort ist gar nicht so häufig zu finden - vermutlich weil einerseits Wangong der bekanntere Name ist und andererseits weil Yishanmo für Yiwu eher untypisch ist, was auch dieser Tee unter Beweis stellt. Bevor wir ins Detail gehen ist aber ein interessanter Punkt, dass der Tee deutlich weniger grün produziert ist, als es beim diesjährigen Huazhu oder Laomane der Fall ist, was normalerweise eher Tiagos Handschrift entspricht - das sieht man auch sehr gut an der Aufgussfarbe. Da Matt geschrieben hat, dass der Tee sehr subtil sei hab ich mich für das glasierte kleine schwarze Kännchen von Hong Seongil (홍성일은) entschieden und sehr großzügig dosiert. Übrigens sind auch das Katakuchi und das Teeschälchen von ihm - wie Andrzej Bero erfindet sich Hong Seongil in seinen Stücken immer wieder neu, ohne jedoch den unverkennbaren koreanischen Einfluss zu verstecken - das macht seine Werke so besonders!
Dass es sich um einen Yiwu handelt macht aber bereits das Aroma beim Waschgang klar: ein wunderbar tief-süßes Aroma erfüllt den Raum und macht Lust auf den Tee. Im Kontrast dazu startet der Tee auf der Geschmacksebene ziemlich bitter - das liegt sicher auch mit an der Dosierung aber ist wie gesagt auch ein "Feature" von Yishanmo, dass der Tee nicht dem stereotypischen Yiwu-Profil entspricht (sofern es das überhaupt wirklich gibt - beschäftigt man sich eingehender mit der Region stellt man schnell fest, wie unterschiedlich die einzelnen Dörfer sind), wie auch schon die 2021er Version oder der 2022er von Yu gezeigt haben. Und zumindest im glasierten Kännchen finde ich den Tee (bei dieser Dosierung) auch gar nicht so subtil: er kann mit Komplexität, hinreichender Tiefe und zumindest zu Beginn einem angenehm entspannenden Qi durchaus bei mir punkten - da ist der der 2012er von TU deutlich subtiler (wobei ich den aber auch nicht ganz frisch kennengelernt habe). Bitterkeit und Adstringenz machen den Tee für einen Yiwu sogar in der ersten Hälfte der Session etwas aggressiv wenn man es so sehen möchte - später kommt dann die Yiwu-Süße deutlicher zu tragen, wobei der Tee dann schon deutlich an Kraft verliert. Lediglich die Textur ist etwas dünn, für 0,35€/g kann man sich aber nicht beschweren - insgesamt ein ordentlicher Tee, wobei die 2021er Version schon deutlich "eindrücklicher" und zugänglicher war.
Bewertung: 4-Sterne