- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Menghai, Mengsong, Huazhu, Banglong
- Jahrgang: 2023
- Form: Bingcha, 250g
- Tea Encounter
Die Tee-Auswahl gestern war zugegebenermaßen nicht ganz zufällig: auch wenn der 2020er Huazhu sich als überaus passen zum Wetter herausgestellt hat, war die Intention doch eher der Vergleich mit dem Huazhu Liangzi Gushu, den Tiago dieses Jahr erfreulicherweise anbietet. Und nur zur Sicherheit: der Huazhu von Peter ist natürlich auch Gushu - da schreibe ich es nie mit dazu, da im Grund alle seine Shengs Gushu sind - da muss ich eher umgekehrt dazu schreiben, wenn es mal ein Xiaoshu ist - aber da Tiago neben dieser Gushu-Version auch eine "Zhongshu"-Version im Angebot hat, ist der Hinweis hier zur Unterscheidung wichtig. Interessant ist auch noch, dass Tiago mit Banglong das genaue Dorf auf dem Huazhu Liangzi Shan angibt - das weiß ich bei den Tees von Peter tatsächlich nicht.
Klar, die Lichtverhältnisse sind heute natürlich auch etwas andere aber bereits vom bloßen Anblick wird klar, dass es sich um zwei völlig unterschiedliche Tees handeln muss: während das trockene Blatt auch noch recht dunkel wirkt (wenn auch nicht so wie der prSK 2020er), erstrahlt das nasse Blatt in einem leuchtenden Grün, das so manchen modernen Tiguanyin Konkurrenz machen könnte. Eine deutlich grünere Produktion war auf Grund der gewohnten "Handschrift" von Tiago ja zu erwarten aber im direkten Vergleich zu 2020er von Peter wirkt das schon ziemlich krass - und dieser krasse Unterschied resultiert natürlich auch in einem komplett anderen Tee! Im Gegensatz zu gestern ist der 2023er kein bisschen verschlossen: er ist direkt am dem ersten Aufguss voll da mit viel Bitterkeit und einer außergewöhnlich schönen Nussigkeit, wie ich sie in diesem Maß bei noch keinem Huazhu erlebt habe - dazu ein ziemlich mächtiges Qi, das zwar nicht ganz an "richtigen Hämmer" von Peter ran kommt, aber da der Tee in einem ganz anderen Preissegment spielt mehr als meine Erwartungen übertrifft. Natürlich gibt es bei dem Tee keine Spur von Dunkelheit wie bei dem 2020er gestern - eher das Gegenteil, das hellgelb des Aufgusses strahlt einen regelrecht an und anstatt ruhiger Schwere gibt es gelöste Leichtigkeit (man könnte hier jetzt über Ying und Yang schwadronieren aber ich lasse es lieber). Würde man nur die ersten Aufgüsse bewerten, hätte der Tee hier volle Punktzahl - aber so fulminant wie der Tee startet, so schnell baut er auch ab: nach drei Aufgüssen lässt das Qi bereits spürbar nach und die Nussigkeit wandelt sich zu einer einer etwas generellen Süße - auch auf dem Level noch ein ordentlicher Tee, aber im Vergleich zu den ersten Aufgüssen hat er schon einen Gang heruntergeschalten. Aber leider hält auch das Level nur eine begrenzte Zeit und dem Tee geht verhältnismäßig schnell die Puste aus - schade, aber nicht ganz überraschend: die sehr grüne Produktionsmethode lässt den Tee eher wie Maocha wirken - man kann ihn mit Genuss sofort trinken und hat alles im Schälchen, was er zu bieten hat - ohne erst Jahre warten zu müssen, bis sich der Tee etwas öffnet (Factory-Shengs die erst nach Jahrzehnten genießbar werden ignoreire ich an der Stelle erstmal). Daher ist es kein Wunder, dass die meisten Pu'erh-Produzenten heutzutage diesen Weg wählen - man muss aber wenn man auch die langfristige Lagerung bedenken möchte einen guten Mittelweg finden: grüner als früher ist für unsere Breitengrade (mit weniger Luftfeuchtigkeit und niedrigeren Temperaturen) sicher kein Problem aber etwas Entwicklungspotential muss schon noch vorhanden sein - die Grenze könnte hier evtl. bereits überschritten sein aber wenn man einen tollen, kräftigen Tee zum jetzt trinken sucht wird mit diesem Tee zu äußerst fairen 0,4€/g sicher fündig!
Bewertung: 4- oder 5-Sterne