• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Yiwu
  • Jahrgang: 2010
  • Form: Bingcha, 357g (nur Sample vorhanden)
  • Dayou Tea Co. Ltd. (大友茶業有限公司) (via Tea Mountain)

Ich hab seit längerem noch ein paar Samples rumliegen, die ich zwar schon ein paar mal getrunken habe, aber nach wie vor unentschlossen bin - einer davon ist dieser 2010er Yiwu von Dayou (大友). Dabei scheint es sich um irgend eine Sonderpressung zu einem mir nicht bekannten Anlass zu handeln, denn der Beiname "Jia Ji Hong Yin" (甲级红印) bedeutet zu Deutsch so viel wie "erstklassiges rotes Siegel/Zettel" - was bei einem Blick auf den Wrapper auch einleuchtend ist. Aber solche Labels sind eh egal, da sie nichts zur Qualität des Tees beitragen - entscheidend ist, dass es sich um einen mittlerweile 13 Jahre alten Sheng aus Yiwu handelt - im Shop wird von "hundertjährigen" Bäumen gesprochen, gehen wir also einfach mal von Dashu als Basis aus. Für die Session heute kommt das Bizen-Style Kännchen von Jiri Duchek zum Einsatz (wenn auch nicht mit dem passenden Schälchen, da ein unglasiertes Schälchen für eine Bewertung des Tees zu stark beeinflussend ist) - von den drei Kännchen die ich von ihm habe (siehe hier und hier) ist mir das definitiv das liebste!
Das Blatt an sich schaut gut aus: schön dunkel und groß mit sichtbarem Alter - der Brocken vom Bing lässt sich auch sehr gut lösen, obwohl er von weiter innen im Bing stammt, was also für eine eher lockere Pressung spricht (an der Stelle sei nochmals positiv erwähnt, dass ich bei fast allen Tees wirklich ein schönes, großes Bing-Stück von TMcz bekommen habe - kein Sack voll Staub, wie es schon bei anderen Händlern passiert ist - das ist für mich ein Grund bei diesem Händler nichts mehr zu bestellen). Das Aroma vom Tee gefällt mir ganz gut: derbes Leder, etwas trockene Pilze - kein Muff oder so aber eine gewisse Schärfe, die auf ein typisches semiaged Sheng Problem hindeuten könnte. Gemeint ist natürlich die unangenehme Säure, der die meisten Pu-Trinker schon mal bei Tees zwischen 5 und 15 Jahren begegnet sein dürften - woher diese letztlich genau stammt, kann ich nach wie vor nicht sagen. Es gibt ja zich verschiedene Theorien, wobei die (vor allem in China) am weitesten verbreitete "zu trocken = sauer" schlicht falsch ist, wie das Querschnitts Sample Set von Peter mehr als eindrucksvoll bewiesen hat - dass es aber etwas mit den Lagerbedingungen zu tun hat ist schon wahrscheinlich, da primär semiaged Sheng davon betroffen ist. Jedenfalls ist bei diesem Tee erfreulicherweise nur eine dezente Säure wahrnehmbar, die tolerierbar ist (und auch das Kännchen von Jiri Duchek hilft), daher gibt es dafür nur leichten Abzug - größtenteils ist die Fermentation in Ordnung. Weshalb ich eher nicht so recht mit dem Tee warm werde liegt daran, dass es ihm an Charakter fehlt: die Textur ist OK, geschmacklich finden sich die bereits beim Aroma erwähnten Pilze und das Leder in eher unaufdringlicher, angenehmer Form vor einer Basis-Süße wieder und es gibt etwas (wenn auch nicht viel) Qi und Tiefe, wenn auch keine nennenswerte Komplexität. Aber nichts davon ist wirklich spannend und im Gegensatz zu anderen subtilen Tees schafft dieser es nicht, daraus einen eigenständigen Charakter zu entwickeln - somit bleibt als Fazit eigentlich nur: nett aber mehr nicht. Allerdings werden auch nur 0,38€/g für einen 13 Jahre alten Tee von einer bekannten Taiwanesischen Marke aufgerufen...
Bewertung: 3-Sterne

2010 Dayou Yiwu Jia Ji Hong Yin trockenes Blatt

2010 Dayou Yiwu Jia Ji Hong Yin Details trockenes Blatt

2010 Dayou Yiwu Jia Ji Hong Yin erster Aufguss

2010 Dayou Yiwu Jia Ji Hong Yin Details Aufguss

2010 Dayou Yiwu Jia Ji Hong Yin späterer Aufguss

2010 Dayou Yiwu Jia Ji Hong Yin deutlich späterer Aufguss

2010 Dayou Yiwu Jia Ji Hong Yin viel späterer Aufguss

2010 Dayou Yiwu Jia Ji Hong Yin noch späterer Aufguss

2010 Dayou Yiwu Jia Ji Hong Yin Details nasses Blatt

Nächster Artikel Vorheriger Artikel