• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Menghai, Mengsong, Huazhu
  • Jahrgang: 2021
  • Form: Bingcha, 250g
  • Pu-erh.sk

(Original 24.07.2022)
Neben Mansa ist auch Huazhu (滑竹) eine Konstante im Lineup und wenn man den ganzen (im Westen zugänglichen) Teemarkt betrachtet ein sträflich vernachlässigter Berg, denn mit die schönsten Tees von prSK stammen von dort wie die 2015er oder 2019er Version. Letztes Jahr gab es leider keinen, daher freue ich mich um so mehr dass es dieses Jahr wieder eine Version gibt - noch dazu einen Danzhu wie 2019!
Und bereits der verschwitzt-deftige, schwer pflanzliche Duft des nassen Blatts mach eindeutig klar: das ist ein Huazhu in vertrauter pre-2019 prSK-Manier! Der Tee ist genau das, was ich bei einem Tee (aka Sheng) suche: roh und unverfälscht mit viel Kraft. So schön auch die allumfassende Leere eines Rareness 5V2 oder der Blick in den tiefen Abgrund eines Gaoshans ist, diese Rohheit - und damit meine ich nicht roh im Sinne von aggressiv sondern im Sinne von archaisch und ungekünstelt - ist es, die ich für mich als idealen Sheng-Charakter empfinde. Natürlich spielen hier viele Faktoren zusammen: ohne ein starkes Qi (und das ist wie bei den beiden genannten Vorgängern sehr direkt und unvermittelt), einer gewissen Geschmacks- und Aroma-Zusammensetzung (die deutlich ins Raue und Bittere geht - später kommt eine wilde Süße zum Vorschein, was mich in der Übergangsphase etwas an Lakritz erinnert) und einem gewissen Maß an Tiefe geht das nicht. Das ist ganz schön viel verlangt aber der Tee schafft es - und ideal ist es für mich deshalb, weil ich auf diese Mischung immer anspringe, egal wie der Tag ist und egal wie viel Zeit und Konzentration ich für den Tee übrig habe (Rareness und Gaoshan sind absolut Top-Tees, brauchen aber Aufmerksamkeit und würden nach einem langen Arbeitstag, an dem sämtliche mentale Energie aufgebraucht wurde, nicht mehr wirken) - und dieser archaische Charakter ruft ein Gefühl von Reinheit hervor, von Unkorrumpiertheit, bei der all die Abstrusitäten der modernen Gesellschaft noch keine Verschmutzung hinterlassen haben - das ist eine hohe Kunst und (für mich) ausschließlich bei den besten Shengs (insbesondere wenn jünger, da dann die rohe Kraft am besten zur Geltung kommt) zu finden (kein anderer Tee hat es jemals vermocht, mich so zu berühren). In wie weit das auch für andere gilt ist natürlich eine andere Frage, aber ich würde dennoch sagen, dass der Huazhu nach dem Hekai dieses Jahr trotz seinem rauen Charakter der zugänglichste ist - zugegeben, die anderen sind dieses Jahr schon ziemlich "out there" und konzentrieren sich (sehr zu meiner Freude) auf Meta-Metriken (und jeder auf seine ganz spezielle Art - das macht diesen Jahrgang zu dem spannendsten und lehrreichsten, den Peter bis Dato raus gebracht hat), was es aber für Anfänger sehr schwer macht, sie zu erfassen. Als initiale Bewertung nehme ich einfach mal den selben Wert wie bei den anderen (als potentielle Schwachstelle könnte man anführen, dass die Textur und das Gewicht im Bezug auf die anderen Metriken schwach sind, aber das ist nun mal generell nicht die Stärke von Mengsong-Tees), was dann bei der nächsten Runde aktualisiert wird - denn eine Session mit einem Sampel ist schließlich kaum mehr als auf der Straße jemandem "Hallo" zu sagen (um ihn/sie kennen zu lernen braucht es schon etwas mehr)...
Zum Abschluss der 2021er-prSK-Runde muss ich noch sagen, dass ich mit v2.0 vom Pu-Chart sehr zufrieden bin: die Grafiken repräsentieren die einzelnen Tees sehr gut wieder und zeigen auch schön die sehr unterschiedlichen Charaktere auf (da war dieser Jahrgang wirklich absolut ideal dafür geeignet). Falls ihr anderer Meinung seid, lasst es mich gerne wissen!
Bewertung: 5- oder 6-Sterne, Favorit

(Update 23.12.2022)
Hurra, endlich Urlaub! Über die Feiertage habe ich mir vorgenommen, nochmals die 2021er China-Shengs von Peter zu Besprechen - einerseits da die Original-Notizen schon wieder fast ein halbes Jahr her sind und andererseits um auch mal wieder ein paar andere Kännchen abzulichten (da ich die Initial-Besprechungen ja immer mit klassischen Kännchen mache, um einen vergleichbaren Standard zu haben) ;-)
Den Anfang macht der Huazhu Danzhu - als einer der beiden zugänglichster der 2021er Shengs ist das naheliegend, da nicht nur sein Charakter zugänglich ist sondern er vor allem auch weniger fordernd für den geneigten Trinker ist, somit ideal zum "runterkommen". Als Keramik kommt eine Kombination von Martin Hanus (Schälchen und Kännchen) und Jiri Duchek (Yuzamashi und Teeboot) zum Einsatz: schlicht und etwas grobschlächtig passt gut zum Charakter des Huazhu und im Gegensatz zu den filigraneren Jahrgangskollegen schadet ihm ein wenig "Anschliff" auch nicht. Aber man sollte sich von dem archaischen Äußeren des Kännchens nicht täuschen lassen: auch wenn es eher grober Ton ist, ist dieser doch sehr dicht (was das Kännchen trotz der geringen Größe auch erstaunlich schwer macht), weshalb der Effekt eher dezent ausfällt. Mit ein Grund, weshalb dieses Kännchen mit zu meinen liebsten europäischen Kännchen gehört - ganz abgesehen von der tollen Ästhetik: unaufdringlich, natürlich, nichts gekünsteltes oder erzwungenes und doch besticht es durch eine Vielzahl an kleinen Details wie der Schamottierung im Ton, dem dezenten Farbspiel des Ascheanflugs oder der meisterhaft ausgeführten Formgebung, was man z.B. an der Tülle sehr gut sieht, die durch eine leicht asymmetrische Wölbung der Formsprache etwas ganz eigenes verleiht - ohne würde dem Kännchen etwas fehlen und "erzwungen" ausgeführt wie man bei z.B. taiwanesischer Keramik zu oft beobachten kann würde das sicher katastrophal aussehen. Erwähnenswert ist auch das Schälchen: ultra-grober, dunkler Ton mit einer spannenden "neuen" Glasur - Martin Hanus erstaunt und begeistert mich doch immer wieder aufs neue!
Aber zurück zum Tee: am grundlegenden Charakter ändert das Kännchen nichts - unterstützt eher den klaren/reinen Charakter des Huazhu eher noch, indem der Bitterkeit ein wenig die Ecken genommen wird. Interessanterweise lässt sich aber trotzdem eine mindestens eben so starke Wandlung über die Session hinweg beobachten, wie in einem guten Zhuni-Kännchen: anfangs wirkt er noch etwas verschlossen, durch die Bitterkeit evtl. sogar etwas kühl und abweisend, öffnet sich dann aber allmählich und wird zunehmend wärmer und süßer, wobei im Untergrund immer genügend Tiefe und subtile Facetten vorhanden sind, dass er nie unausgeglichen einseitig wirkt. Das Qi ist in der ersten Hälfte am deutlichsten vertreten, was den auf der Geschmacksebene erweckten Eindruck noch verstärkt: man startet mit einem Tee und endet mit einem anderen Tee - beide sind toll aber von völlig unterschiedlichem Charakter: wild und kräftig vs entspannt und gemütlich - den roten Faden von A bis Z bildet aber unverkennbar die Klarheit, wie sie nur durch hervorragendes Material erreicht werden kann. Ein "stilles Wasser", das nicht mit intensiven Aromen oder ausgefallenen Geschmacksfirlefanz angeben muss.

2021 Huazhu Danzhu (prSK) trockenes Blatt

2021 Huazhu Danzhu (prSK) Details trockenes Blatt

2021 Huazhu Danzhu (prSK) erster Aufguss

2021 Huazhu Danzhu (prSK) zweiter Aufguss

2021 Huazhu Danzhu (prSK) dritter Aufguss

2021 Huazhu Danzhu (prSK) Details Aufguss

2021 Huazhu Danzhu (prSK) späterer Aufguss

2021 Huazhu Danzhu (prSK) deutlich späterer Aufguss

20220724_092643 viel späterer Aufguss

Martin Hanus Glasur Details Glasur

2021 Huazhu Danzhu (prSK) letzter Aufguss der Session - der Tee ist gerade erst in die süße Phase übergegangen!

2021 Huazhu Danzhu (prSK) Details nasses Blatt

2021 Huazhu Danzhu (prSK) Update (23.12.2022): inzwischen auch mit ganzem Bing

2021 Huazhu Danzhu (prSK) Details trockenes Blatt

2021 Huazhu Danzhu (prSK) Erster Aufguss

2021 Huazhu Danzhu (prSK) Details Aufguss

2021 Huazhu Danzhu (prSK) zweiter Aufguss

2021 Huazhu Danzhu (prSK) dritter Aufguss

2021 Huazhu Danzhu (prSK) Details Schälchen Martin Hanus

2021 Huazhu Danzhu (prSK) späterer Aufguss

2021 Huazhu Danzhu (prSK) deutlich späterer Aufguss

2021 Huazhu Danzhu (prSK) Details Kännchen Martin Hanus

2021 Huazhu Danzhu (prSK) viel späterer Aufguss

2021 Huazhu Danzhu (prSK) noch späterer Aufguss

2021 Huazhu Danzhu (prSK) Details nasses Blatt

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