- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Yiwu, Wangongzhai
- Jahrgang: 2020
- Form: Bingcha, 200g
- Tea Encounter
(Original 27.06.2020)
Dieses Jahr hat Tiago 3 Xiaoshu Shengs und 2 Gushu Shengs aus eigener Produktion im Angebot, die in entsprechend unterschiedliche Preiskategorien fallen. Ich finde es immer gut, wenn es sowohl etwas preiswertes für unter der Woche als auch etwas hochwertiges für die längeren Sessions am Wochenende im Programm gibt!
Der erste 2020er Sheng des Jahres (wenn man von Maocha absieht) ist für mich somit dieser Yiwu (einer der beiden Gushus von Tiago) - Guoyoulin (国有林) bedeutet "staatlicher Wald", also durch den Staat verwaltete und regulierte Bäume, was mich sofort hellhörig gemacht hat, da meine liebsten Shengs (z.B. der 2019er Rareness 5 von prSK sowie die Herbst-Version davon oder der 2017er Yiwu Guoyoulin von EoT) aus einem solchen Wald stammen. Sehr schönes Blatt, wieder recht locker gepresst (was ich persönlich mehr mag als so Backsteine) verströmt der Waschgang ein intensives Zuckerwatte-Aroma. Ähnlich wie der Tee von EoT startet dieser auch eher etwas verhalten: ein wenig Süße, leichte Bitterkeit und vor allem ein sehr grüner Charakter zeichnen den Geschmack in den ersten beiden Aufgüssen aus. Ab dem dritten Aufguss öffnet sich der Tee dann aber recht schnell und es kommt eine sehr schöne wilde Süße als Hauptbestandteil zum tragen während sich das Grün verliert, später dann auch noch eine gewisse Adstringenz - alles in allem bleibt der Tee aber rund und ruhig. Was mir am besten gefällt ist das Qi: Es hat den selben Charakter wie bei den anderen - es geht kurz in den Kopf und fließt dann spürbar in die Arme ab, sehr entspannender Charakter. Auch wenn die Intensität nicht mit den genannten Beispielen mithalten kann ein sehr schöner Tee!
Bewertung: 5- oder 6-Sterne, Favorit
(Update 26.12.2021)
Da es wie bei dem Walong gestern auch bei dem Wangong schon wieder 1,5 Jahre her ist, macht auch hier ein Update Sinn - und ich muss sagen, dass ich sehr erstaunt bin, wie sich der Tee in der Zeit entwickelt hat - insbesondere im direkten Vergleich zum Walong (es wurden nicht nur beide Tees in einem Ton-Topf gelagert sondern sogar in ein und dem selben Ton-Topf, an einer unterschiedlichen Lagerung kann es somit nicht liegen). Während in der letzten Notiz noch von einem grünen Charakter und Zuckerwatte die Rede ist, ist davon heute nichts mehr zu finden - im Gegenteil, der Tee ist eher atypisch für einen Yiwu: das Aroma des Aufgusses hat etwas von Getreide und der Geschmack etwas von frischem Teig oder Gebäck zwar schon mit einer leichten Süße aber nur dezent (für Kenner: Hefezopf). Allerdings sind das nur feine Nuancen, die in einem Blend sicher untergehen würden, um nochmals das Thema des Unicorns aufzugreifen - genau wegen solchen Überraschungen liege ich Singel Origin Shengs! Und obwohl insgesamt ein eher zurückhaltender, ruhiger Tee hat er einiges an Kraft - der Aufguss wirkt auch ohne aufwändiges Blumenbouquet voll und das Qi startet deutlich wahrnehmbar im Gesicht und verbreitet von dort ausgehend ein angenehm entspannendes Gefühl - genau die Art von Sheng, die ich neben einem simplen bitteren Sheng liebe. Klar, die Kehrseite der Medaille ist, dass der Wangong bei weitem nicht an die volle Textur des Unicorn herankommt - ein Tee alleine kann eben nicht alles ... muss er aber auch nicht. Wirklich ein außerordentlich schöner Yiwu, der so gar nicht das Yiwu-Klischee erfüllt - vermutlich genau deshalb.