- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Puer, Jingmai
- Jahrgang: 2008, Herbsternte
- Form: Bingcha, 357g (nur halber Bing vorhanden)
- Chenyuan Hao (陈远号)
Nach dem überaus hübschen Herbst-Mansa ist heute der zweite Herbst-Tee an der Reihe, dieses mal einer aus Jingmai. Wer meinen Blog schon eine Weile verfolgt weiß, dass ich kein all zu großer Fan von Jingmai bin: nach den frühen Begegnungen mit Jingmai in Form von Farmerleaf (bzw. damals noch Bannacha) Tees vor 8+ Jahren hat die "Begeisterung" schnell abgenommen, da die Tees einfach nichts außer einer eindimensionalen Süße zu bieten haben (daher auch nochmals der Hinweis dass wirklich alte Notizen vor dem Hintergrund kritisch betrachtet werden müssen). Selbst ein wirklich teurer Jingmai von Jeep kommt nur auf ein "schon nett"-Level und weckte trotz meiner Affinität zu jungen Sheng kein Bedarf mir davon mehr zuzulegen. Der einzig wirklich spannende Jingmai ist der 2003er Jingmai Millennium Ancient Tree von Deng Shihai (鄧時海) - allerdings ist dieser leider nur noch zu mindestens dem dreifachen Preis am Markt zu bekommen, den Kamil zuletzt aufgerufen hatte, was dann wiederum in keinem Verhältnis zur Leistung steht. Vor dem Hintergrund war ich von diesem Tee um so mehr überrascht - um so mehr als ich nachträglich erfahren habe, dass es sich um einen Herbst-Tee handelt, was ich definitiv bei der ersten Session nicht erkannt habe!
Wie bei allen anderen Cang-Tees handelt es sich auch hier um schönes, hochwertiges und gut verarbeitetes Material mit hervorragender Lagerung - letzteres ist wie bei dem Cang Jing auch hier besonders wichtig, wenn der Tee zeigt gut, was ein Grundproblem von Jingmai ist: Süße altert im Gegensatz zu Bitterkeit nicht gut und wird einfach nur schwächer, d.h. auf der Geschmacksebene ist der Tee wie der Jing recht zurückhaltend wodurch aber auch wieder die Fermentationsnote gut zur Geltung kommt - hier durch die verbleibende Rest-Süße weniger "trocken" als beim Jing. Auch hinsichtlich Textur kann der Tee nicht wirklich überzeugen - ebenfalls generell nicht unbedingt eine Stärke von Jingmai und auch das eine Metrik, die mit der Reifung eher schwächer wird (ein Grund mehr für kräftige junge Shengs). Das klingt zunächst einmal nach einem sehr subtilen Tee - weshalb mich das Qi auch vollkommen unvorbereitet getroffen hat (auch das ist eigentlich keine Stärke von Jingmai ... wie gesagt, nicht meine liebste Region, haha): mindestens so kräftig wie beim Cang Yi, wenn auch von völlig anderem Charakter (anregend-kopflastig) zeigt der Tee hier so viel Power, dass ich wie gesagt niemals darauf gekommen wäre, dass es sich um einen Herbst-Tee handeln könnte und auch nochmals nachschauen musste, ob das wirklich ein Jingmai ist - beeindruckend. Er ist zwar mit 0,93€/g etwas teurer als der Cang Hong (ist aber auch 5 Jahre älter) aber dennoch für jeden eine Empfehlung wert, der Interesse an Jingmai und/oder semi-aged Sheng hat!
Bewertung: 4- oder 5-Sterne