• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Menghai, Bulang
  • Jahrgang: 2006
  • Form: Tuocha, 250g (nur Sample vorhanden)
  • genauer Produzent unbekannt (via Tea Mountain)

(Original 30.01.2022)
Und noch ein Sheng aus dem Jahr, bei dem der genaue Produzent unbekannt ist (Long Feng scheint hier eher der Produktname zu sein) - im Gegensatz zu dem fetten Yiwu-Brick von gestern ist dieser Tee jedoch als Tuocha gepresst, weswegen man von der Wrapper-Abbildung im Shop leider nicht so viel entziffern kann (mehr evtl. wenn ich ein komplettes Tuo da habe). Wie der Name schon sagt stammt das Material dieses mal aus Bulang und durfte 12 Jahre in Kuala Lumpur reifen - insbesondere letzteres ist ein wichtiger Faktor: von den vier klassischen Regionen, in denen Pu'erh traditionell zum reifen gelagert wurde (Hong Kong, Guangzhou, Taiwan und Malaysia) ist mir Malaysia mit Abstand am liebsten. Es ist auch die Region, die sich am ehesten von den anderen unterscheidet, da die natürliche Bedingung (also nicht extra klimatisiert) hier auf Grund der Nähe zum Äquator das ganze Jahr über fast gleich sind, lediglich der Niederschlag variiert auf Grund des Monsunklimas - d.h. die Temperaturen variieren zwischen 25° und 30° und somit deutlich weniger als in den anderen 3 Regionen und die Luftfeuchtigkeit ist mit durchschnittlich 60-80% zwar im Vergleich zu uns hoch, im Vergleich zu Hong Kong aber niedriger. Ob das das Geheimnis dafür ist, dass sich die Tees dort zwar schnell entwickeln aber trotzdem ihren Charakter behalten und nich wie bei feuchter HK-Storage zu Einheitsbrei werden?

Das Blatt sieht jedenfalls auch hier für ein Tuocha wirklich sehr schön aus - große, kräftige, dunkle Blätter, die im Gegensatz zu dem Yiwu deutlich dezenter im Aroma sind: eine leichte Rauchigkeit lässt sich zwar erahnen, aber das ist weit weg von der intensiven Torf-Rauchigkeit des Yiwus. Voll und reif mit genau dem richtigen Maß an Feuchtigkeit (wofür ich Malaysia-Storage schätze) macht das trockene Blatt schon mal Lust auf den Tee, wobei eine leichte Off-Note wahrnehmbar ist, die sich aber spätestens im Geschmack erklärt: feuchtes Kraftpapier. Macht durchaus ja auch Sinn, da Tuochas ja öfters (wie es auch hier der Fall zu sein scheint) in einem kräftigeren Wrapper eingeschlagen sind und mehrere Tuochas zudem nicht in einem Tong aus Bambus-Blätter wie Bingchas zusammengefasst sind, sondern in einem "Sack" aus Kraftpapier. Ist aber zumindest für mich nicht wirklich störend da nicht all zu stark und es gut zu dem "old school" Charakter des Tees passt - im Gegenteil, mir gefällt der Geschmack des Tees eigentlich sehr gut, da er etwas sehr "speckiges" hat (da kommt vermutlich die leichte Rauchigkeit zur Geltung - auch wenn der Ausschlag im Pu-Chart eher der Ledrigkeit zuzuordnen ist): deutlich schwerer als der Yiwu gestern, mindestens genau so weich und ironischerweise deutlich süßer erinnert mich es etwas an Datteln im Speckmantel, die erstaunlich gut mit altem Papier harmonieren (hier natürlich das Aroma und nicht der Geschmack). Auch wenn der Tee kaum noch Bitterkeit hat, da sich diese mittlerweile fast komplett in eine Süße umgewandelt hat, merkt man die Bulang-Herkunft doch an den leicht bitter-scharfen Kanten, die die Süße hat - definitiv spannender als eine einfache, eindimensionale Süße wie bei einem (einfachen) Jingmai. Sehr erstaunlich ist aber das ziemlich intensive Qi des Tees, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet (nicht zu dem Preis und schon gar nicht bei einem Factory-Tuocha): es ist ähnlich wie bei dem 2013 KuZhu Shan Gushu (wenn auch ein Tick dezenter) direkt nach dem ersten Schluck sehr präsent zwischen den Augen und wirkt dann vor allem im Kopf - das dürfte die Art von Qi sein, die in englischsprachigen Blogs gerne als "lightheaded" bezeichnet wird. Toller Tee - evtl. sogar das Potential für noch einen Stern mehr, da mehr Qi als der Yiwu, aber da dieser durch die Torf-Note begeistern kann bekommen beide zunächst einmal die selbe Wertung.
Bewertung: 5-Sterne, Favorit

(Update 10.12.2022)
Da heute auf Grund von zu viel Arbeit nicht viel Zeit zum Teetrinken (und schon gar nicht für ausführliche Tee-Besprechungen) blieb, nur kurz ein Update zu diesem Tee, den der in letzter Zeit immer wieder im Kännchen war: in den letzten 11 Monaten hat sich natürlich keine große Weiterentwicklung ergeben aber der Eindruck aus der initialen Besprechung hat sich bekräftigt und es ist ein wirklich schöner, gemütlicher Tee. Sehr unkompliziert ohne aber banal zu sein und trotzdem mit einem schönen Qi (vor allem in den ersten Aufgüssen) genau das, was man nach einer SEHR langen Arbeitswoche braucht! Interessant ist eine gewisse Parallele zum 2004 Dingji Yesheng von YQH in Punkto "speckiger oldschool Charakter" - natürlich nicht auf dem Niveau und in der Intensität aber dafür kostet der Tee auch nur ein viertel davon (0,28€/g) - definitiv ein erstklassiges Preis-Leistungs-Verhältnis! Außerdem ist das ein Tee, den ich besonders gerne aus offenporiger Keramik trinke: man opfert zwar etwas Schwere aber dafür wird der Tee noch weicher und runder - geschmacklich büßt er kaum etwas ein, da die würzige Bulang-Süße nicht sonderlich filligran ist und das speckige Kraftpapier Aroma davon nicht beeinträchtigt wird. Da passt das Treebark-Kännchen von Petr Novak natürlich wie die Faust aufs Auge :-)
Anmerkung: Pu-Chart mit den neuen Werten auf v2.0 aktualisiert!

2006 Bulang Long Feng trockenes Blatt

2006 Bulang Long Feng erster Aufguss

2006 Bulang Long Feng Details Aufguss

2006 Bulang Long Feng zweiter Aufguss

2006 Bulang Long Feng dritter Aufguss

2006 Bulang Long Feng späterer Aufguss

2006 Bulang Long Feng deutlich späteren Aufguss

2006 Bulang Long Feng Details nasses Blatt

2006 Bulang Long Feng Update (10.12.2022): inzwischen auch mit ganzem Tuochan

2006 Bulang Long Feng Details trockenes Blatt

2006 Bulang Long Feng erster Aufguss

2006 Bulang Long Feng Details Aufguss - die weißen Flecken ist kein Kalk sondern feine Bläschen in lustiger Formation

2006 Bulang Long Feng zweiter Aufguss

2006 Bulang Long Feng dritter Aufguss

2006 Bulang Long Feng Details Treebark-Kännchen

2006 Bulang Long Feng späterer Aufguss

2006 Bulang Long Feng deutlich späterer Aufguss

2006 Bulang Long Feng Details nasses Blatt

Nächster Artikel Vorheriger Artikel