• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: China, Yunnan, Menghai, Hekai, Guangbie
  • Jahrgang: 2023
  • Form: Bingcha, 250g
  • pu-erh.sk

Bei den 2023er Sheng von Peter ist mal wieder eine "neue" Region dabei: Guangbie Laozhai (广别老寨). Guangbie liegt in Hekai in Menghai auf einer Höhe von 1590m - angeblich stammen die Samen der Bäume aus der Laobanzhang-Region (natürlich viel zu lange her, als dass man da etwas konkretes zu sagen könnte), weshalb dem Tee eine gewisse Ähnlichkeit mit LBZ nachgesagt wird. Auf Grund dessen wird Guangbie zu den Bulang Shan Cha (布朗山茶) gezählt - die man wie ich zum ersten mal gehört habe auch als Yao Cha (妖茶), zu Deutsch Dämonen-Tee bezeichnet - wohl auf Grund der Bitterkeit und des Temperaments. Bei dem Material handelt es sich natürlich um Gushu (古树) Material, was auf den ersten Blick etwas grüner wirkt als der Gaoshan gestern aber wenn man sich die schön goldgelbe Aufgussfarbe anschaut, ist das weniger ein Verarbeitungs-Thema als wohl mehr etwas inhärentes des Materials (ich hab jedoch keinen blassen Schimmer, wie das zustande kommt). Zwar ist der Charakter des Tees schon etwas grüner/frischer als beim Gaoshanzhai aber das hat natürlich auch mit der Grundlegenden Bulang-Charakteristik zu tun, so dass hier eine abschließende Beurteilung schwer fällt - dazu kommt, dass der einzige Guangbie-Sheng den ich bisher hatte ein 2006er von Xi Zi Hao (囍字號) ist, der nicht nur deutlich älter sondern auch völlig anders verarbeitet ist.

Die "dämonische" Herkunft des Tees wird bereits im Aroma angekündigt: die leicht scharfe Note, die bei einigen Bulang Shengs von der Bitterkeit künden ist da, aber begleitet von einer schön tiefen, feuchten Urwald-Note. Geschmacklich finde ich auch diese am spannendsten, gerade wenn man wie gestern beschrieben die Temperatur etwas niedriger hält und so die Bitterkeit nicht in den Vordergrund stellt: man kann förmlich den Wald schmecken/fühlen - was etwas schwer zu beschreiben ist, denn schmecken alleine wird dem nicht gerecht: es ist viel mehr das Gefühl, das die verschiedenen Aspekte des Tees wie Qi, Tiefe, Komplexität, Geschmack, Aroma usw. in einem auslösen und wirklich wild wachsende, alte Bäume von domestizierten Teegärten unterscheidet, eine ursprüngliche Klarheit, die man nicht faken kann. Apropos: Qi und Tiefe sind ganz klar die Stärken des Tees! Bereits beim ersten Schluck breitet sich die Energie vom Kopf ausgehend im ganzen Körper aus - diese "Energieverschiebung" mag ich sehr und das ist auch etwas, was das Qi eines Shengs von dem Qi eines Oolong (siehe Post zum Dalushan) unterscheidet, ganz unabhängig von der individuellen Intensität - und die Tiefe des Tees ist ein wesentlicher Bestandteil, warum sich der Tee so ursprünglich anfühlt - auch das etwas was ich bei einem guten Sheng liebe und sich nicht von anderen Teesorten nachahmen lässt. Aber auch für jemanden, dem die Geschmackseben wichtiger ist hat der Tee einiges zu bieten: bitter süß (Gewichtung je nach Art des Brühens), moosig-kräutrige Aspekte und ein intensiven, lang anhaltenden Hui Gan - alleine das wäre (wenn man von Qi, Tiefe und Komplexität absieht) schon ausreichend um den Tee als guten Tee verkaufen zu können (was andere Großhändler ja auch machen) - dazu genügend Wandlungsfähigkeit über die Session hinweg damit sich der Tee vom Dämon zum Engel entwickeln kann (wenn primär die Süße im Vordergrund steht und die derben Aspekte und Erinnerungen an das Rösten im Wok weggewaschen sind). Das ist genau die Art von Tee, die ich suche - nach dem Mangsheqing vom vorherigen Jahrgang auch dieses mal wieder eine tolle "Neuentdeckung"!
Bewertung: 6-Sterne, Favorit

2023 Guangbie (prSK) trockenes Blatt und Bing

2023 Guangbie (prSK) Details trockenes Blatt

2023 Guangbie (prSK) erster Aufguss

2023 Guangbie (prSK) späterer Aufguss

2023 Guangbie (prSK) Details Aufguss

2023 Guangbie (prSK) deutlich späterer Aufguss

2023 Guangbie (prSK) viel späterer Aufguss

2023 Guangbie (prSK) noch späterer Aufguss

2023 Guangbie (prSK) Details nasses Blatt

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