- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Yiwu, Bohetang
- Jahrgang: 2022
- Form: Bingcha, 200g (nur Sample vorhanden)
- Längass Tee
Nachdem Toby von Längass Tee bereits großzügigerweise zur diesjährigen Teezui ein umfangreiches Proben-Paket beigesteuert hat, hatten wir uns anschließend noch etwas unterhalten und er war so nett, mir nochmals ein paar weitere Samples für die Besprechung im Blog zukommen zu lassen, die ich schon im März bei dem Tee-Seminar in Bern kennenlernen durfte - vielen Dank hierfür! 😊
Den Anfang macht ein Tee, von der mir nicht nur aber insbesondere auch wegen seinem Namen im Gedächtnis geblieben ist: der Bohetang (薄荷塘) Kantou (砍头). Bohetang dürfte so ziemlich jedem Pu-Nerd ein Begriff sein, auch wenn die meisten vermutlich noch nicht all zu viele Tees von dort hatten, da die Preise für diese gehypte Region sehr extrem sind (zumindest geht es mir so, ich hatte bislang lediglich einen 2018er BHT von HQF sowie ein 2016er Dragonball von Panda). Das wird auch auf der Produktseite sehr schön Beschrieben: in dem abgelegenen Tee-Garten gibt es lediglich 49 Gushu-Bäume sowie 249 Dashu-Bäume (und natürlich noch viele Xiaoshu-Bäume aber Xiaoshu ist nicht interessant), die alle unter der Schirmherrschaft von vier durch Schwestern verbundenen Familien stehen (dieser Tee stammt übrigens von Der Familie Zhou). Und hier kommt das "Kantou" ins Spiel, was auf Deutsch "geköpft" heißt - sprich diese Bäume wurden irgendwann mal abgesägt aber nicht komplett gekillt, so dass sie anschließend wieder ausgetrieben haben. Dadurch sind die Bäume weniger imposant als welche die nicht zurückgeschnitten wurden (und werden daher idR auch nur als Qiaomu bezeichnet, wenn der Händler fair ist) was den Preis deutlich drückt und auch wenn es nicht ganz das selbe ist, profitieren die neuen Triebe natürlich trotzdem von dem alten Wurzelwerk - das selbe Prinzip wie z.B. bei dem tollen Yiwu Old Tree von TTpl. Natürlich ist das bei echtem BHT-Material immer noch ein sehr stolzer Preis aber im Gegensatz zu Gushu-Material über 1/3 preiswerter.
So viel zum Background, nun zum Tee: wie auch die anderen beiden ist auch das ein dezenter Tee - ob das ein spezifisches Charakteristikum für BHT ist kann ich nicht sagen (da die Testgruppe zu klein), ist aber die einzige wirkliche Gemeinsamkeit zwischen den drei BHT-Tees die ich sehe - aber geschmacklich wieder eine andere Richtung: eine leichte Süße, die mich etwas an Hagebutten erinnert und eine dezente Frische, die mich an sauberes Leinen erinnert. Durch die zurückhaltende Art kommt dafür das Qi und die Tiefe des Tees gut zur Geltung - zwar primär im Kopf verortet aber sanft in der Wirkung trägt das zu einer entspannten, ruhigen Session bei. Für meinen Geschmack fehlt es dem Tee etwas an "Fülle" oder "Dichte", denn auch Tees die keine Geschmacksexplosion sind können hier mehr Präsenz in der Tasse zeigen, wie z.B. der 2021er Rareness 5 v2 von prSK eindrucksvoll beweist. Aber das ist natürlich auch immer eine Frage der Philosophie des Produzenten: wie Peter, Yu und CYH jeweils ganz unterschiedliche Handschriften und Ziele haben, so wird das auch bei Längass der Fall sein - rückblickend zu dem Seminar in Bern und in Kombination mit der Session heute würde ich sagen, dass es eher in Richtung elegant und subtil geht aber warten wir erst mal noch die weiteren Samples ab 😉
Bewertung: 5-Sterne