- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Menghai, Bulang
- Jahrgang: 2014
- Form: Bingcha, 200g
- Besonderheit: Sonnentrocknung (Shai Qing)
- Jinsong Yu (via Tee-Kontor-Kiel)
Nach den letzten besprochenen Tees heute mal wieder einer, wo der Produzent klar ist: Jingsong Yu. Dadurch ist auch klar, dass hier einen kein Haudrauf-Bulang wie ein (EU-Storage) 2012er Bulang von EoT erwartet. Interessant ist, dass der Tee obwohl es sich um Gushu-Material handelt (bei Yu ist genau wie bei Peter (prSK) Gushu quasi Standard, weshalb ich das nicht extra im Namen führe - Xiaoshu ist hier die Ausnahme, weshalb was bei den beiden Produzenten extra genannt wird) und der Tee schon ein paar Jahre reifen durfte im Vergleich zu aktuellen Yu-Produktionen ein ganzes Stück preiswerter ist. Das scheint generell bei ihm der Fall zu sein (regionale Preisunterschiede natürlich ausgenommen), dass frühere Produktionen verhältnismäßig günstiger sind - daran lässt sich ablesen, dass die Teepreise in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen sind, denn auch wenn auf Grund der Verfeinerung der Produktionsmethoden hier sicher etwas mehr Kosten entstanden sind, ist das schon auffällig.
Der Tee jedenfalls weiß direkt vom Start an zu gefallen: das nasse Blatt hat ein schönes, leicht pilziges Aroma, was auf eine gelungene Fermentation hindeutet und der Aufguss hat eine so schön schwere, fast ölige Textur dass es eine wahre Freude ist. Geschmacklich dominiert (wenig überraschend) eine gelungene Mischung aus Süß und Bitter - es ist noch mehr Bitterkeit übrig als bei dem Bulang Tuocha letzte Woche aber Yu-typisch ist diese geschmeidig und gezähmt, im Vergleich zu anderen Bulangs wie z.B. dem 2013er von prSK geradezu kultiviert. Je nach verwendetem Schälchen steht entweder eher die verbleibende Bitterkeit im Vordergrund wie bei dem komplett glasierten von Jan Pavek oder eher die weiche, schwere Textur wie bei der Tamba-yaki Guinomi von Masafumi Ohnishi (大西雅文) - in beiden Fällen hat der Tee aber einen langanhaltenden, süßen Abgang. Da es bei dem Tee für mich gar nicht so sehr um die Bitterkeit geht - denn Hand aufs Herz: das können andere besser - gefällt mir der Tee aus der Tamba-yaki Guinomi besser: hier kommen alle Aspekte des Tees schön zur Geltung - schwer, weich und doch nicht erdrückend, bitter und doch süß, anregend, für Yu geradezu wild und doch mit leichtem, entspannenden Qi und vor allem mit einem sehr warmen, "sonnigen" Charakter (kommt hier das Shai Qing zur Geltung oder ist das Zufall?) zeigt sich hier die Ausgewogenheit, die Yu sehr gut beherrscht. Schöner Tee zu - nach heutigen Maßstäben für Boutique-Sheng - einem sehr fairen Preis.
Bewertung: 5-Sterne