• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: China, Yunnan, ???
  • Jahrgang: 2009
  • Form: Bingcha, 350g (nur Sample vorhanden)
  • unbekannter Produzent (via Tea Mountain)

Heute war ein recht rätselhafter Tee im Kännchen: ein 2009er Gushu aus Chung Wu von einem unbekannten Produzenten. Der Wrapper hat einen proletarischen Charm, der mich an die ROC-Ästhetik erinnert (wie z.B. das Siegel der Republik China) und der Bing an sich besteht aus sehr großen Blättern mit langen Stängeln, die alle (zumindest an der Oberseite) sehr parallel angeordnet sind, was dem Bing ein "gekämmtes" Erscheinungsbild verleiht. Auf der Unterseite sieht man die etwas gröbere Selektion des Blattes - das aber wie bei dem sehr schönen 2006er XZH Guangbie Laozhai KEIN Huangpian zu sein scheint - reifes Blatt ja, aber keine spröden alten Blätter (und damit Huangpian). Aber Moment: Chung Wu - wo soll das denn sein? Das mag nichts heißen aber in meinen zusammengetragnen Infos findet sich nichts auch nur annäherndes in diese Richtung, was in Yunnan liegen könnte - also ein Grenztee? Aber Chung Wu (oder "Chung Hwu" wie es auf dem Wrapper steht) klingt auch nicht nach einem der üblichen verdächtigen Länder um Yunnan herum wie Laos, Thailand oder Myanmar. Ein Hinweis liefern hier die Hanzi auf dem Wrapper: links von 古茶 ("Gu Cha" = alter Tee) steht 中和 "Zhonghe" - Zhonghe, das auch Chunghe (oder nach dem Wade-Giles System "Chung-ho") genannt wird ist eine Stadt, die seit 2010 ein Stadtteil von Neu-Taipeh ist ... also Taiwan! Daher gehe ich mal davon aus, dass der Tee nicht dort angebaut wurde sondern der Produzent dort seinen Sitz hat wie z.B. auch XZH oder YQH.

Beispiel Bingcha und ROC Siegel

Nun aber zum Tee: auch wenn das Blatt wie gesagt sehr schön ist (wenn auch nicht ganz so beeindruckend groß wie bei dem Guangbie), macht bereits das Aroma des nassen Blatts klar, dass wir uns hier auf einem anderen Level befinden, als es bei dem XZH der Fall ist - es schwingt eine saure Note mit, die für Ärger sorgen könnte. Und wenig überraschend startet der Tee auch mit einer typischen Factory-Säure, welche die primären Geschmacksfacetten von Leder und altem, nassen Laub begleiten ... oder doch nicht so typisch, denn sie wirkt hier viel weniger störend als bei dem gängigen Massenwaren-Factory-Sheng sondern erinnert mich eher etwas an einen Goishi-Cha (wenn auch natürlich nicht so extrem). Ziemlich verwirrend aber nicht schlecht - und interessanterweise hat der Tee durchaus auch etwas Qi zu bieten, jedoch baut er nach den ersten 5 Aufgüssen relativ schnell ab. Optik und die holzigen Laubnoten hat der Tee mit dem XZH gemein aber sonst sind es doch sehr unterschiedliche Tees, wobei der XZH klar der besssere von beiden ist (jedoch auch etwas mehr kostet) - auf Grund des atypischen Charakters tue ich mich hier etwas mit der Bewertung schwer, aber spannend ist der Tee allemal!
Bewertung: 3- oder 4-Sterne

2009 Gu Shu Chung Wu trockenes Blatt

2009 Gu Shu Chung Wu Details trockenes Blatt

2009 Gu Shu Chung Wu erster Aufguss

2009 Gu Shu Chung Wu zweiter Aufguss

2009 Gu Shu Chung Wu Details Aufguss

2009 Gu Shu Chung Wu dritter Aufguss

2009 Gu Shu Chung Wu späterer Aufguss

2009 Gu Shu Chung Wu deutlich späterer Aufguss

Antikes Zhuni Kännchen Details Teekännchen: dieses antike Zhuni-Kännchen hat einen Charm, bei dem keines meiner modernen mithalten kann

2009 Gu Shu Chung Wu letzter Aufguss

2009 Gu Shu Chung Wu Details nasses Blatt

Nächster Artikel Vorheriger Artikel