- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Menghai, Bulang, Laobanzhang
- Jahrgang: 2005
- Form: Bingcha, 1000g (nur Sample vorhanden)
- Liming Tea Factory (黎明茶厂) bzw. deren Marke Bajiaoting (八角亭) (via pu-erh.sk)
Heute ist der vermutlich teuerste Tee im Kännchen, den ich bislang hatte: ein 2005er Laobanzhang (老班章) von Bajiaoting (八角亭) für den astronomischen Preis von 6,33€/g - was eigentlich WEIT über meinem Limit des vertretbaren liegt! Daher hab ich mir auch nur ein winziges 3g Sample gekauft (ich hab ja zum Glück Kännchen, die klein genug sind, damit man trotzdem eine volle Kanne bekommt), denn das sehe ich als Bildungs-Investition: die großen Namen und Laobanzhang im besonderen sind wie wir alle wissen die Tees, die am meisten gefälscht werden - somit ist es schon sehr schwer, hier gutes authentisches Material zu bekommen und noch schwerer, desto älter das Material sein soll...
Gerade bei älteren Tees ist ja auch immer das Thema Lagerung wichtig - glücklicherweise ist diese bei dem Tee sehr ordentlich (man stelle sich mal vor, wie ärgerlich es wäre ein 1kg Bing LBZ durch miese Lagerung zu ruinieren, uff): in den ersten Aufgüssen kann man einen Hauch Lagerung erahnen (die aber nicht unangenehm oder extrem ist), was aber nicht ausgeprägt genug ist, um vom Tee abzulenken. Und das ist auch das interessanteste an der Session für mich: man kann trotz des fortschreitenden Alters klar den "typischen" Laobanzhang Charakter erkennen. Nachdem Peter den im Shop bereits "hard to describe" nennt, werde ich den Nagel sicher auch nicht auf den Kopf treffen, versuche es aber trotzdem mal. Am besten geht das denke ich, wenn man Laobanzhang in Relation zu anderen Bulang-Dörfern/Regionen setzt, denn gerade im Vergleich mit z.B. Laomane werden die Unterschiede besonders deutlich: während LME eine eher samtig-breite Bitterkeit hat, was dem Tee viel Textur verleiht (insbesondre wenn noch jünger) ist diese bei LBZ eher etwas "spitzer/schärfer" und somit "enger" in der Wirkung, dafür wirkt LBZ im Vergleich frischer und leichter - was interessanterweise auch bei diesem Tee nach 19 Jahren der Fall ist. Solch einen Vergleich mit genau diesen beiden Regionen (wenn auch mit jüngeren Tees) hatten wir erst letzten Sonntag in Bern bei Längass-Tee, was schon sehr eindrücklich ist - zumal bei jüngeren Sheng auch die Geschmacks- und Aromakomponenten (z.B. eher floral vs. eher zitrus-artig, eher pflanzlich vs. deftiger Stall etc.) mehr divergieren wie bei reiferen Sheng. Und obwohl zwischen dem LBZ heute und dem von letzter Woche über ein Jahrzehnt an Altersunterschied und deutlich unterschiedliche Brühtechniken liegen sind die Parallelen verblüffend!
Und wenn man von dem eher analytischen Ansatz heute absieht lässt sich sagen, dass es auf jeden Fall ein guter Tee ist: er bietet einen ausgeprägten LBZ-Charakter mit viel Qi und Tiefe und kann insbesondere auf der Geschmacksebene punkten - qualitativ schon nochmals ein Unterschied zu dem 2004er LBZ von Dayou und da er mehr Power hat würde ich ihn sogar dem 2005er LBZ von Xi Zi Hao vorziehen. Und was mir auch gut gefällt ist, dass der Tee Pangxiejiao (旁鞋脚) - zu Deutsch Krabbenscheren - enthält, das gibt einem Sheng einen schönen oldschool Charakter, den ich z.B. bei dem 2020er Mansa von Peter liebe. Aber: man zahlt bei Tees von berühmten Orten einfach sehr viel alleine für den Namen - und wenn man dann wie hier NOCH mehr bezahlt bekommt man evtl. auch einen guten Tee. Daher tauchen die ganz großen Namen der Pu'erh Welt bei mir auch eher selten im Blog auf: selbst wenn es gute Tees sind, steht der Preis im 99% der Fälle in keinem Verhältnis zur Leistung, selbst wenn diese wie hier hervorragend ist. Aber es gibt auch andere Tees, die "nur" ein Drittel davon kosten und genau so viel leisten - gerade Yiwu/Mansa hat da meiner Meinung nach sehr viel zu bieten - daher muss letztlich jeder für sich selbst entscheiden, ob man den Aufpreis für den prestigeträchtigen Namen zahlen möchte oder nicht...
Bewertung: 6-Sterne