• Kategorie: Maocha
  • Herkunft: Thailand
  • Jahrgang: 1980s
  • unbekannter Produzente, gesourct von Vei Yan (via pu-erh.sk)

Auf diesen Tee war ich sehr gespannt, da es der älteste Thai-Sheng ist, den ich bisher probieren durfte - die jungen von Peter sind toll, aber es ist immer super spannend einen Blick in eine mögliche Zukunft zu werfen, gerade bei Thai-Sheng, wo im Gegensatz zu China-Sheng die Erfahrungswerte hinsichtlich Reifung begrenzt sind! Um genügend Platz für die großen Blätter zu haben, habe ich das etwas größere Zhuni-Kännchen von Chen Tu Gen (陳兎根) in Kombination mit dem vollständig glasierten Nuka Pitcher und Schälchen von Hong Seongil (홍성일은) für die Session gewählt - Zhuni in Kombination mit neutraler Keramik ist meiner Meinung nach für aged Sheng optimal :-)
Das sehr schöne große Blatt hat keinerlei "white frost" und auch das Aroma lässt auf eine deutlich trockenere Lagerung schließen, als es z.B. bei dem 2000er "Dao Jian Zhong" Qin Bing der Fall ist/war: sehr sauber, null funky und nur minimal erdig. Spannend ist die Veränderung des Aromas im nassen Zustand: hier bekommt es plötzlich eine sehr schwere, tiefe Süße und schwer einzuordnende, vielleicht am ehesten pilzig zu beschreibende Noten, was ich so noch nie bei einem Tee diesen Alters hatte - die meisten (losen) Sheng/Maocha haben in dem Stadium eine gewisse Trockenheit was hier überhaupt nicht der Fall ist. Und auch dem Aufguss sieht man bereits an, dass in den Blättern noch viel Kraft schlummert: der leicht ins rötlich gehende, dunkle Aufguss hat klein, kräftige Bläschen, die sich lange halten - ein (potentieller) Vorbote für die schön volle und vor allem weiche Textur des Tees. Das spannendste für mich ist, dass man auch nach über 40 Jahren merkt, dass es sich um einen Thai-Sheng handelt, da es ungewohnte Facetten gibt, die ich so von keinem China-Sheng kenne - und die wiederum ganz anders sind, als bei den jungen Thai Shengs: da so ungewohnt ist es etwas schwer die richtigen Worte zu finden - ich würde den Geschmack am ehesten als eine Mischung aus Lakritz, Kräuter-Bonbon und einer saftigen Pilz-Süßspeise mit Vanille (gibt es sowas?) beschreiben. Das mag für den einen oder anderen eher seltsam klingen, mir gefällt es aber sehr gut! Und interessant ist auch, wie unterschiedlich hier die Wahrnehmung ist, wenn man sich z.B. einen anderen Bericht über den Tee durchliest. Und ebenso erstaunlich ist, wie viel Power der Tee nach all den Jahren noch hat: das Qi wirkt zwar zunächst eher sanft (aber klar wahrnehmbar), baut sich aber über mehrere Aufgüsse hinweg langsam auf, so dass ich mich irgendwann plötzlich gefragt habe, warum ich mich so "light headed" fühle. So extrem wie von Peter beschrieben (mein Kopf ist offensichtloch noch dran, haha) empfinde ich es zwar nicht aber gerade im Vergleich zu gleichaltrigen China-Kollegen ist das schon sehr beachtlich, da das Qi mit dem Alter meist deutlich dezenter wird. Alles in allem ein Tee der mir viel Spaß macht, mit dem man etwas lernen kann und ganz klar einer der besten seiner Altersklasse ist - dank thailändischer Herkunft sogar noch zu einem in Anbetracht des Alters fairen Preis!
Ein direkter Vergleich mit anderen Tees ist jedoch nicht ganz einfach: da wäre einerseits der gleichaltrige Baozhong, der ebenfalls aus Thailand stammt, bei dem es sich jedoch offensichtlich um eine andere Art von Tee handelt und wo ich als Pu-Head klar den Maocha bevorzuge und andererseits der 1970er Wild Old Tree Loose Puerh oder der 1992er Gongting Pu die jedoch beide knapp 10 Jahre älter/jünger sind, was ein Vergleich etwas einschränkt - die übrigen 1980er die ich probiert habe sind alles keine losen Tees sondern Bings, die anders reifen. Dennoch ein Versuch: zwischen dem Gongting und diesem Maocha liegen meiner Meinung nach Welten und zeigt einmal mehr, warum ich kein Fan von typischen Factory-Produktionen bin - der 1970er ist zwar ebenfalls sehr schön, zeigt aber auch sehr deutlich den Unterschied an Kraft auf, von dem ich gesprochen habe. Daher ist dieser Thai-Maocha für mich klar der Favorit von den genannten Tees.
Bewertung: 6-Sterne

1980 Thai Maocha (prSK) trockenes Blatt

1980 Thai Maocha (prSK) Details trockenes Blatt

1980 Thai Maocha (prSK) erster Aufguss

1980 Thai Maocha (prSK) späterer Aufguss

1980 Thai Maocha (prSK) Details erster vs späterer Aufguss

1980 Thai Maocha (prSK) deutlich späterer Aufguss

1980 Thai Maocha (prSK) viel späterer Aufguss

Details Stempel von Chen Tu Gen (陳兎根) Details Stempel von Chen Tu Gen (陳兎根)

1980 Thai Maocha (prSK) noch späterer Aufguss

1980 Thai Maocha (prSK) Details nasses Blatt

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