- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna
- Jahrgang: 1970er
- Form: Sancha
- unbekannter Produzent (via The Chinese Tea Shop)
Der doch etwas längere Name des Tees ist auf der Packung erfreulicherweise auch auf Chinesisch angegeben: 70年代野生古樹樟香普洱散茶 - im Grund sagt der übersetzte Namen bereits alles aber für alle, die wie ich Freude an so etwas haben:
- 70年代 = 70er Jahre
- 野生 = Yesheng, wobei hier nicht "das Yesheng" gemeint ist, wie ich es sonst verwende sondern es sich nur um Material von unkultivierten Bäumen handelt
- 古樹 = Gushu
- 樟香 = Zhang Xian, Kampfer-Aroma
- 普洱 = Pu'erh
- 散茶 = Sancha, loser Tee
Auf der Packung ist außerdem noch der Zusatz "Ban Sheng Shou (半生孰)" angegeben, was mich zugegeben etwas verwirrt: Shou ist hier 孰 geschrieben und nicht 熟 (wie für Shu Pu'erh) - wenn ich das richtig sehe, kann das mit "was (ist)" übersetzt werden und 半生 mit "ein halbes Leben", womit es hier weder um Sheng (hier "stimmt" die Schreibweise) und Shu im Sinne von den Puerh-Kategorien geht sondern es ist wohl ein poetischer Beiname des Tees wie es z.B. auch die Rareness-Reihe von prSK haben, der auf das Alter des Tees anspielen soll. Zhang Xian kann zudem ein Hinweis auf die Lagerung sein, da diese Note vor allem bei feuchter gelagerten Tees (insbesondere Hong Kong (香港)) anzutreffen ist - und ein XXer Jahrgang ist immer etwas fishy: einerseits ist klar, dass man dann nicht weiß von wann der Tee tatsächlich ist und andererseits umfasst ein Jahrzehnt doch eine gewisse Zeitspanne, so dass ich hier automatisch im besten Fall immer irgendwie vom letzten Jahr (also hier 1979) ausgehe, insbesondere bei etwas so altem.
Aber genügend der Theorie, zum Tee an sich: das Blatt ist schön groß und schwarz mit einem leichten Graustich - die Größe legt nahe, dass hier etwas ältere Blätter verwendet wurden (gerade die XXer losen Shengs sind sehr häufig Huangpian) und das Grau, dass die Lagerung in der Tat zumindest phasenweise etwas feuchter war, was auch das Aroma bestätigt. Der Aufguss ist jedenfalls super dunkel schwarz-braun mit deutlichem Rotstich und zeigt in der Textur die typische Weichheit eines HK-Shengs. Der Geschmack macht den Kampfer im Namen klar, hat aber schon fast etwas Shu-mäßiges (diese unverkennbare Shu-Note, die sämtliche Shus haben und weshalb auch das Ziel der Nachahmung eines alten Shengs nie erreicht werden kann) jedoch ohne jegliches wo dui wei (渥堆味, dem fischigen Shu-Muff junger Shus). Auch wenn der Tee wirklich schön weich und entspannt ist erinnert er mich deutlich an andere lose HK-Shengs wie den 1990er von EoT, dem 1997er von TTpl oder dem 2002er von Olivier Schneider - aber definitiv älter, da der Tee zwar die Eigenschaften einer feuchten Lagerung aufweist, sich aber nicht mehr so feucht anfühlt wie die zuvor genannten. Schade ist jedoch, dass das durch HK-Storage ohnehin schon geschwächte Qi quasi komplett weg ist. Die kritische Betrachtung hört sich jetzt vermutlich negativer an als sie gemeint ist: es ist ein angenehmer, weicher Tee der sich warm anfühlt und durchaus gut trinken lässt, wie wir in kleiner Runde vor ein paar Monaten bereits festgestellt haben.
Die große Frage bei einem Tee, der behauptet so alt zu sein lässt sich dadurch nicht beantworten: HK-Storage verwischt so vieles, so dass der Tee sowohl aus den frühen 90ern, den 80ern oder tatsächlich aus den späten 70ern stammen könnte - keine Ahnung...
Bewertung: 4- oder 5-Sterne