• Künstler: Matteo Riccardo Bosisio
  • Herkunft: Italien/Schweiz
  • Eigenschaften: verschiedene Porzellan-Sorten, unterschiedliche Ascheglasur, Holzbrand

Zusammen mit dem Kännchen habe ich mir auch noch ein paar Schälchen aus unterschiedlichen Porzelan-Sorten gesichert, da jedes nicht nur optisch einen völlig unterschiedlichen Charakter hat, sondern auch den Tee unterschiedlich beeinflusst - wie das Kännchen auch hier ohne diesem etwas zu nehmen! Wichtig zu wissen: alle Stücke sind nicht extra mit einer künstlichen Glasur glasiert sondern es handelt sich überall "nur" um den Effekt des Ascheanflugs im Holzbrand (wobei die meisten Stücke von einem guten Platz im Ofen stammen und daher einen deutlich ausgeprägten Ascheglasur-Effekt haben).
Holzbrand-Porzellan-Schälchen (Matteo)

Im Folgenden zu den einzelnen Stücken von links nach rechts:

Ice Porzellan (Schweiz):
Durch bestimmte Vorgänge beim Brand (deren genau Bezeichnung ich mir nicht merken konnte) kommt es hier zu einer glasartigen Oberfläche mit einem sehr feinen Krakelee (was bei weiterer Nutzung sicher noch deutlich ausgeprägter sichtbar wird) - das Schälchen hat daher eine sehr glatte Oberfläche mit verschiedenen optischen Schwerpunkten und spannenden, netzartigen Mustern. Dieser optische Effekt - auch Yaobian (窑变) genannt - ist gegenüber dem Ming-Porzellan hier ausgeprägter. Gegenüber einem wirklich neutralen Schälchen (und nur weil ein Schälchen vollständig glasiert ist bedeutet das nicht, dass es automatisch neutral ist - so nehmen z.B. die Qing-Celadon-Schälchen deutlichen Einfluss auf den Tee wohingegen die ROC-Blueline-Schälchen deutlich neutraler sind) wird hier die Geschmacksebene verstärkt, insbesondere die hohen Noten.

Holzbrand-Porzellan-Schälchen (Matteo)

Holzbrand-Porzellan-Schälchen (Matteo)

Paros Porzellan (Griechenland):
Optisch das beeindruckendste Schälchen mit seiner samtigen Textur (was man auf den Fotos leider überhaupt nicht sieht), der dunkelgrau-goldenen Farbgebung und natürlich der kräftigen, körnigen Ascheablagerungen - da gibt es so viel zu entdecken und wie bei allen Stücken finde ich das um so spannender, da das nur teilweise gesteuert werden kann und nicht wie bei so mancher taiwanesischen Töpferin durch "künstliches" bemalen mit Glasur erzwungen wird (und dementsprechend wirkt). Wenn man dazu noch bedenkt, dass lediglich 40% der Stücke aus Paros-Porzellan den Brand überleben kann ich mich wirklich glücklich schätzen, dass Teo mir dieses Schälchen anvertraut hat - normalerweise sind das die Schätze, die Töpfer für sich behalten 😉 Gegenüber einem wirklich neutralen Schälchen wird hier die Textur SEHR samtig - selbst Tees ohne großartige Textur fühlen sich hier plötzlich wie flüssiges Samt an, das ist schon erstaunlich - verändert aber natürlich auch durchaus den Charakter des Tees!

Holzbrand-Porzellan-Schälchen (Matteo)

Holzbrand-Porzellan-Schälchen (Matteo)

Teo's Mix Porzellan:
Das eher unauffällige Schälchen hat es faustdick hinter den Ohren: von allen vier Porzellan-Sorten ist das quasi der Lautsprecher! Optisch könnte man es gar mit einem einfachen, unglasierten Ton-Schälchen verwechseln aber wenn man genauer hinschaut sieht man, dass die Oberfläche (obwohl es sich hier um eines der einfacheren Schälchen dieser Sorte handelt) durch die hohe Temperatur beim Brand sehr dicht ist und einen ganz feinen Ascheanflug hat. Es verstärkt die Geschmacksebene und führt zu einer breiteren, intensiveren Textur - wenn man da einen ohnehin schon kräftigen Tee wie den Hekai von Peter (den wir am gemeinsamen Tee-Treffen als Versuchs-Tee gewählt hatten) im Vergleich zu einem wirklich neutralen Schälchen trinkt ist das wirklich wie wenn man das Volume beim Verstärker ein paar Stufen hochgedreht hat ... das muss der Tee aber natürlich auch abkönnen, denn wenn der Tee Fehler hat, werden selbstverständlich auch diese verstärkt.

Holzbrand-Porzellan-Schälchen (Matteo)

Holzbrand-Porzellan-Schälchen (Matteo)

Ming Porzellan (China):
Von den vier Schälchen das dezenteste: der Yaobian Effekt ist zwar ähnlich wie bei dem Ice Porzellan aber dezenter eher in der Haptik ausgeprägt (zwar auch hier eine glatte Oberfläche aber doch mit etwas mehr "Unebenheiten" und Abwechslung als beim Ice), was sich schlecht/nicht auf Bildern einfangen lässt. Auch der Effekt auf den Tee ist hier etwas subtiler: eine weichere, seidige Textur aber nicht so eine krasse Transformation wie bei Paros (was wie erwähnt im Vergleich samtig wirkt), ein wenig die Spitzen der Geschmacksebene poliert aber nicht so sehr wie bei Ice - mit dem Schälchen hat man wirklich eine gute Baseline für den Tee, wenn ein komplett neutrales Schälchen mal zu langweilig sein sollte - daher kann ich mir gut vorstellen, dass sich das Schälchen zu einem meiner Standard-Schälchen mausern wird 😊

Holzbrand-Porzellan-Schälchen (Matteo)

Holzbrand-Porzellan-Schälchen (Matteo)

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