• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Yiwu, Guafengzhai, Chawangshu
  • Jahrgang: 2023
  • Form: Bingcha, 200g (nur Sample vorhanden)
  • Essence of Tea

Nach dem Tanglilin gestern, der das untere Ende der 2023er Preisskala darstellt heute das obere Ende: Chawangshu (茶王树). Zu dem Garten muss ich vermutlich nicht viel sagen - einer der ganz großen Namen unter den Tee-Gärten in Yiwu. Nach dem 2022er ist es nun das zweite Jahr in Folge, dass EoT einen Sheng von dort im Sortiment hat - und mit 1,87€/g muss man leider sagen dass es sich noch um einen der preiswerteren (Gushu) Tees von dort handelt. Dennoch ist der Tee damit in einem Preissegment, wo er schon einiges leisten muss, um den Preis zu rechtfertigen - Schwächen werden da (zumindest von mir) kaum vergeben und das gilt um so mehr, da mir Labels wie berühmte Namen oder Produzenten egal sind: es zählt ausschließlich der Tee und der muss gut sein - ob es nun ein Chawangshu, Laobanzhang oder "nur" ein Baotang ist - wenn der Tee nix taugt ist auch der Name scheißegal.
Nun, jedenfalls besteht das Blatt leider wie letztes Jahr aus relativ viel Bruch (zu viel für das Preissegment) und man sieht sehr deutlich, dass auch ein hoher Anteil Huangpian enthalten ist - vermutlich der Grund, warum der Tee trotz des großen Namens noch zu einem nicht völlig obszönen Preis angeboten werden kann (denn leider muss man sagen, dass gerade bei den großen Namen die Preise in den letzten Jahren jenseits von gut und böse sind - einen echten high-end LBZ Gushu gibt es z.B. erst ab 5€/g und das bin ich nicht bereit zu bezahlen). Der Huangpian-Anteil zeigt auch ein ganz typisches Verhalten: beim Lösen der Blätter entstehen sehr kleine Brösel, da die großen Blätter spröder sind als "normale" Blätter (oder Knospen). Da wir den Tee ebenfalls vor zwei Wochen schon hatten habe ich heute gleich zum kleinen Duanni Shuiping gegriffen, um der für meinen Geschmack zu hohen Adstringenz entgegenzuwirken - und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden: die Adstringenz wurde sehr deutlich reduziert, was die Aggressivität des Tees deutlich mindert und der Textur zu gute kommt. Von den beiden Stärken des Tees - Qi und Komplexität - wird zum Glück nur die Komplexität etwas dadurch angegriffen, das Qi kommt dennoch schön zur Geltung: anregend, mit starkem Fokus auf die Stirn kann man es schon in die Kategorie "in your face" zählen, auch wenn es nicht so extrem ist wie z.B. bei dem 2021er Chawangshu Gushu von TE. Wie offenporige europäische Keramik schleift aber auch Duanni die feineren Geschmacks-Komponenten ab, was etwas schade ist - gerade bei einem so auf Frische produzierten Tee wie diesem Chawangshu. Daher lässt mich der Tee etwas zwiegespalten zurück: einerseits ist es schon ein Tee mit viel Power, andererseits hat er durch die zu hohe Adstringenz (was sicher mit dem Huangpian-Anteil zusammenhängt) eine Schwäche, die er sich in dem Preissegment eigentlich nicht erlauben darf - bei der Verkostung an dem Teetreffen hatten wir eine Parallelverkostung mit einem Chawangshu von CYH gemacht und ich muss sagen, dass der CYH dem EoT eindeutig überlegen war, da er diese Schwäche nicht hatte und deshalb sehr viel runder/stimmiger wirkte (aber auch preislich mit 2,13€/g auch etwas höher liegt). Für jemanden, der einen authentischen Chawangshu Gushu probieren möchte (und kein Vermögen ausgeben möchte) ist der Tee sicher interessant (ebenso wie sein Vorgänger) aber für mich ist der Kompromiss leider nichts...
Bewertung: 5-Sterne

2023 Chawangshu (EoT) trockenes Blatt

2023 Chawangshu (EoT) Details trockenes Blatt

2023 Chawangshu (EoT) erster Aufguss

2023 Chawangshu (EoT) späterer Aufguss

2023 Chawangshu (EoT) Details Aufguss

2023 Chawangshu (EoT) deutlich späterer Aufguss

PXL_20231022_075011661 viel späterer Aufguss

2023 Chawangshu (EoT) noch späterer Aufguss (Ausdauer hat der Tee definitiv!)

2023 Chawangshu (EoT) Details nasses Blatt

Nächster Artikel Vorheriger Artikel