• Kategorie: Maocha
  • Herkunft: Thailand
  • Jahrgang: 2022
  • pu-erh.sk

Hurra, der erste Pu'erh von 2022: technisch eigentlich nicht ganz korrekt, da es sich um Maocha handelt (die Herkunft aus Thailand ist meiner Meinung nach nicht relevant - das beharren auf willkürlich gesetzte Ländergrenzen ist purer Protektionismus, den Pflanzen sind die sinnlosen Ländergrenzen der Menschen egal - es kommt auf die Qualität des Materials und die Verarbeitung an, alles andere ist Politik) aber ich finde es eine tolle Sache, dass es dieses Jahr möglich ist, das Maocha der Thai-Shengs vorab als Maocha zu probieren. Gegenüber einem gepressten Bing hat man hier auch noch mehr die Möglichkeit, die Schönheit der Blätter zu begutachten - und wie man auf den Bildern gut sieht, ist das Blatt wirklich sehr schön groß und kräftig, regelrecht "sperrig" (selbst bei der sehr großen Sangbian Zini von Jie Zhao muss man schauen, wie man das Material rein bekommt). Und es hat schon im trockenen Zustand ein tolles, intensives Aroma - frisch, voll und fruchtig, letzteres erinnert mich vor allem in nassen Zustand anfangs an Kiwi. Kein Wunder, das Material stammt ja wieder wie bei der 2020er Version und der 2021er Version von den ältesten Bäumen von Vei Yan (siehe Beitrag zum 2021er). Geschmacklich erwartet einen wie letztes Jahr wieder eine Überraschung: insbesondere die ersten Aufgüsse sind zwar durchaus schön fruchtig (sanfte Aprikose - die pilzige Note von letztem Jahr fehlt dieses mal komplett), aber für mich am prominentesten ist die wunderbar breite Bitterkeit. Wüsste ich es nicht besser (und würde man die exotischen Fruchtnoten ausblenden) würde ich bei der Bitterkeit 100% auf Bulang tippen: sie ist so voll und samtig, nicht all zu heftig sondern genau wie manche süßliche Bulang-Dörfer "bitter-sweet". Generell ist der Tee dieses mal extrem voll/intensiv in der Textur mit viel Gewicht - zugleich geschmacklich aber irgendwie flauschig-leicht - wieder ein komplett anderer Tee als die beiden Vorgänger. Gut, man muss berücksichtigen, dass es sich hier um Maocha handelt, d.h. zum einen ist die Dramaturgie der Aufgüsse eine andere als bei einem gepressten Bing (da sich die Blätter nicht erst öffnen müssen startet der Tee gleich voll und verschießt dafür aber auch in den ersten Aufgüssen schneller sein Pulver) und zum anderen verändert auch die Pressung nochmals den Charakter des Tees (Geschmack und Aroma ändert sich, durch ein anderes Trocknungsverhalten ergeben sich neue Facetten wie vermutlich die pilzige Note beim 2021er), aber es ist schon ultra-spannend, diese Entwicklung mitzuerleben: 2020 war rohe, unverfälschte Kraft im Tässchen (Geschmack, Textur, alles scheißegal, nur das Qi zählte), 2021 wurde diese deutlich mehr in gefällige Geschmacksrichtungen gelenkt und dieses Jahr liegt der Fokus ganz eindeutig auf der Textur. Ganz großes Kino! Einzig das Qi scheint dieses Jahr etwas milder auszufallen (wobei das schon Jammern auf höchstem Niveau ist - das Qi ist trotzdem sehr intensiv und stellt 90% aller anderen Tees in den Schatten) und ab dem 4./5. Aufguss baut er schneller als seine Vorgänger ab, aber bei nur einer Session ist es für einen tiefergehenden Vergleich natürlich noch etwas früh - es folgen sicher noch Updates in anderer Keramik. Ich kann verstehen, warum Peter zögerlich ist, den Tee als Bings pressen zu lassen - aber ich hoffe doch sehr, dass er es macht, denn alles ist besser wenn als Bing gepresst. Spaß bei Seite: wie oben beschrieben verändert sich ein Tee durch das pressen nochmals, bekommt dadurch aber für mein Empfinden zusätzliche Komplexität und macht ihn vor allem auch hinsichtlich Lagerung interessanter - und ein Vergleich von dem gepressten Tee gegenüber den beiden Vorgängern wäre natürlich auch spannend!
Bewertung: 5- oder 6-Sterne

2022 mindSWITCH Maocha (prSK) trockenes Blatt

2022 mindSWITCH Maocha (prSK) Details trockenes Blatt

2022 mindSWITCH Maocha (prSK) erster Aufguss

2022 mindSWITCH Maocha (prSK) Details Aufguss: auf Fotos immer etwas schwierig abzulichten, aber man sieht dem Tee seine Textur regelrecht an

2022 mindSWITCH Maocha (prSK) zweiter Aufguss

2022 mindSWITCH Maocha (prSK) dritter Aufguss

2022 mindSWITCH Maocha (prSK) nochmals Details Aufguss: die Aufgüsse vergehen, die Textur bleibt

2022 mindSWITCH Maocha (prSK) späterer Aufguss

2022 mindSWITCH Maocha (prSK) deutlich späterer Aufguss

2022 mindSWITCH Maocha (prSK) Details nasses Blatt

Nächster Artikel Vorheriger Artikel