• Kategorie: Wulong Cha bzw. Baozhong
  • Herkunft: Thailand
  • Jahrgang: 2022
  • Vei Yan (via pu-erh.sk)

Hurra, die neuen 2022er Thailand-Tees von Peter sind da! Zumindest eine Vorab-Version, denn von den beiden Pu'erhs gibt es zunächst "nur" das Maocha zum probieren, die Bings kommen später - heute starte ich aber mit einem der beiden Nicht-Pus: dem 2022er Baozhong (包種茶, teilweise auch "Pouchong" übersetzt). Der Tee stammt vom selben Produzenten, von denen Peter auch seine Thailand-Sheng bezieht: Vei Yan. Peter schreibt, dass der Tee aus einem kleinen speziell für Wulong bestimmten Garten stammt, was auf einen gewissen experimentellen Charakter hindeutet und wenn man sich den Tee anschaut auch definitiv der Fall zu sein scheint: Baozhong/Pouchong hat ja schon ein relativ großes Spektrum an Oxidation verglichen mit anderen Wulong aber dieser ist wirklich pechschwarz mit nur kleinen grünen Stellen - meist kenne ich Baozhong doch deutlich grüner wie z.B. bei dem 2021 Wen Shan Bao Zhong, eben einen modernen Baozhong der mittlerweile ja zu den am wenigsten oxidierten Wulongs zählt (weshalb man ihn teilweise auch schon fast als Lu Cha ansehen kann), da ist diese dem Trend entgegenlaufende Variante eine willkommene Abwechslung.
Das nasse Blatt hat ein unglaubliches Aroma: Ananas, etwas grüne Kochbananen und etwas schwer zu beschreibendes "exotisches" das eindeutig klar macht, dass es sich hier nicht um einen Tee aus China handelt - voll, intensiv, spannend und trotzdem nicht aufdringlich verbreitet das Aroma eine positive Grundstimmung. Und genau so positiv fallen die ersten Aufgüsse aus: frisch und gemüsig, genauer süßliches gegrilltes Gemüse, mit dezenten Fruchtnoten im Hintergrund und kaum floralen Noten machen auch die Geschmacksebne zu einem für einen Wulong sehr ungewohnten Erlebnis - keine Spur von nuttigem Blumenwasser, erstickendem Parfüm oder überbordender Mineralität was mich an den meisten Wulongs stört. Der Tee wirkt so viel natürlicher (oder naturnäher?) als alle Wulongs die ich kenne - der selbe Charakter, der mich auch bei den Shengs von Peter so fasziniert: keine versnobbte Überproduktion, um den weltmännischen Gaumen der schon alles kennt doch nochmals mit irgendwelchen gekünstelten Noten zu reizen und stets darauf bedacht den verweichlichten Gourmet nicht mit womöglich noch zurückbleibenden Ecken und Kanten zu verärgern, sondern schlichte Hausmannskost, welche durch ihre Schlichtheit die Qualität der Zutaten zur Geltung bringt. Zumindest fühlt sich der Charakter des Tees für mich so an - in wie weit sich das mit den Metriken eines Wulong-Experten deckt weiß ich nicht und ist mir auch egal, denn der Tee macht mir richtig Spaß, obwohl es kein Pu'erh ist - und das ist etwas echt seltenes! Und auch wenn dem Tee etwas Ausdauer fehlt (ab dem 3. Aufguss baut er deutlich ab, ab dem 6. ist Schluss) und er als Nicht-Pu kein Qi hat ein klasse Tee: großes Lob an Peter und Vei Yan! Muss ich definitiv mal noch in anderer Keramik und mit Tetsubin-Wasser (bei der Session habe ich meinen Ton-Kessel genommen) probieren.
Bewertung: 5- oder 6-Sterne

20220616_070615 trockenes Blatt

20220616_070646 Details trockenes Blatt

20220616_072158 erster Aufguss

20220616_072214 Details Aufguss

20220616_073743 zweiter Aufguss

20220616_075229 dritter Aufguss

20220616_081607 späterer Aufguss

20220616_083257 letzter Aufguss

20220616_083341 Details nasses Blatt

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