• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Yiwu, Gaoshanzhai
  • Jahrgang: 2022
  • Form: Bingcha, 200g
  • Besonderheit: Sonnentrocknung (Shai Qing)
  • Jinsong Yu (via Shui Tang oder Tee-Kontor-Kiel (als 100g Version))

Ein frohes neues Jahr an alle! Nachdem das letzte Jahr mit einem Gaoshan beendet wurde, erschien es mir passend, das neue ebenfalls mit einem Gaoshan zu beginnen - abgesehen davon ist es bei Single Origin Sheng immer sehr spannend, die verschiedenen Jahrgänge eines Produzenten miteinander zu vergleichen. Und wenn man schon Tee von einem bestimmten Ort trinkt, ist es auch immer schön, etwas Hintergrundwissen dazu zu haben: Gaoshanzhai (高山寨) ist ein Dorf der Yi (Han sind natürlich wie fast überall auch anwesend), ein Volk das noch immer eine sehr naturverbundene Religion praktiziert, bei er es sich soweit ich weiß um Bimoismus handelt. So bringen sie z.B. im Frühjahr den Teebäumen Räucherwerk dar und auch wenn ich (abgesehen von einem dürftigen Wikipedia-Artikel) sonst nicht viel über diese Religion weiß, so klingt es doch etwas nach den Shintō-Ritualen, die mich in Japan tief beeindruckt haben und zeugen von einem würdevollen Respekt dem Tee gegenüber. Einmal mehr ein Indiz dafür, dass das Umfeld der Teebäume extrem wichtig für das Endprodukt ist - abgesehen von einer möglichst naturbelassenen Umgebung, die nicht intensiv bewirtschaftet oder gar mit Düngern und Pestiziden gearbeitet wird, ist genau so der Umgang mit den Teebäumen dafür relevant. Interessant ist auch, dass es in Gaoshanzhai angeblich besonders viel alte Teebäume geben soll - was daran liegt, dass man in den 70ern nicht wie andernorts den Anweisungen der Regierung gefolgt ist und die Teebäume zugunsten von Monokulturen abzuholzen, da die Yi traditionell Jäger und keine Bauern sind (oder waren - in den letzten 15 Jahren hat sich Berichten zufolge in der Region extrem viel getan: während vor 2007 noch Wasser von Brunnen geholt werden musst, wurde inzwischen entsprechende Infrastruktur angelegt und anstatt dem außenliegenden Toilettenhäuschen gibt es nun moderne WC mit Spülung).
Aber nun zum eigentlichen Tee: auch hier hat sich in den letzten Jahren bei Yu einiges getan - war die 2021er Version schon (wie die meisten anderen des 2021er Lineups) deutlich kräftiger (und dadurch zu Beginn zugänglicher), so ist der 2022er nochmals etwas intensiver. Zwar bleibt er zum Glück dem typischen Gaoshan-Charakter (ruhig und tief) treu, zeigt sich aber geschmacklich präsenter, was ihn dank schönem Qi zu einem sehr stimmigen, jungen Sheng macht ... der wie mancher 2021er jedoch bei einer Blindverkostung nicht unbedingt Yu zuzuordnen wäre. Dadurch platziert sich der Tee etwas zwischen den Stühlen: einerseits nicht so ätherisch wie manch Vorgänger, andererseits nicht so mächtig wie der 2021er Gaoshan Danzhu von prSK - daher wird er hinsichtlich Bewertung etwas darunter eingeordnet. Mal schauen, wie die Reise in Zukunft bei Yu weitergeht: auf Grund der gestiegenen Preise werde ich vom 2022er Jahrgang nur noch zwei weitere Sheng besprechen - die übrigen sind schlicht zu teuer, als dass der Grammpreis moralisch noch zu rechtfertigen wäre - aber (Spoiler) auch diese sind nicht gerade leise.
Bewertung: 5-Sterne

2022 Gaoshan (Yu) trockenes Blatt und Bing

2022 Gaoshan (Yu) Details trockenes Blatt

2022 Gaoshan (Yu) erster Aufguss

2022 Gaoshan (Yu) zweiter Aufguss

2022 Gaoshan (Yu) dritter Aufguss

2022 Gaoshan (Yu) späterer Aufguss

2022 Gaoshan (Yu) deutlich späterer Aufguss

2022 Gaoshan (Yu) viel späterer Aufguss

2022 Gaoshan (Yu) Details nasses Blatt

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