- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Manzhuan, Manlin
- Jahrgang: 2021
- Form: Bingcha, 200g
- Besonderheit: Sonnentrocknung (Shai Qing)
- Jinsong Yu (via Shui Tang)
(Original 14.11.2021)
Manlin (曼林), ein Dorf im Westen von Manzhuan (曼磚) (was wiederum westlich von Yiwu (易武) liegt) ist für mich ein kaum beschriebenes Blatt: bis auf einen guten 2016er Sheng aus dem damaligen (leider viel zu kurz laufenden) Teaclub von EoT (2 Pakete mit 1-2kg Puerh im Jahr - nicht die jämmerliche 0815 Nachfolger-Version wie sie jeder x-beliebige Teeshop anbietet) und einen sehr guten 2016er von ZSL (der für mich zu den Highlights von ZSL zählt) hatte ich von dort leider noch keinen Tee. Im Grunde aber auch nicht schlimm - so geht man schon nicht mit einer Erwartungshaltung an den Tee, was i.d.R. ohnehin auch wenn man es sich vornimmt kaum vermeidbar ist. Wobei das für heute auch nicht ganz korrekt ist, denn auch dieser Tee hat uns letztes Wochenende sehr gut gefallen ;-)
Im Gegensatz zum Mangzhi von gestern startet der Tee deutlich dezenter - wobei auch das hier relativ ist: im Vergleich zu anderen (jungen) Yu-Shengs ist auch dieser wenig zurückhaltend. Eine schönte tiefe Süße spielt die Hauptrolle, die vor allem zu Beginn durch eine Adstringenz begleitet wird, die den Tee deutlich grüner wirken lässt als den Mangzhi. Zusammen mit der vollen und geschmeidigen Textur hätte ich hier am ehesten auf einen guten (wenn auch etwas adstringenteren) Yiwu getippt, da der Grundcharakter doch tief und ruhig ist - ganz anders als der Mangzhi aber genau so gut! Erwähnenswert ist, dass der Tee für mich von den 2021er Shengs von Yu (einer fehlt noch) bislang das intensivste Qi hatte - wobei man dazu sagen muss, dass auch das eher sanft ist, eine absolute Qi-Keule wird man bei Yu vermutlich nicht finden (auch hier wieder der Hinweis: so viele kenne ich noch nicht von ihm und auch "nur" bis zu dem 3€/g-Level).
Und etwas Off-topic zum Thema Qi: entgegen mancher Diskussionen verdeutlicht die Tatsache, dass man bei einem 20ml-Schlückchen aus dem winzigen antiken Kännchen überhaupt ein Qi wahrnimmt, dass es sich NICHT nur um die Auswirkung von Koffein handeln kann, da die Menge hier schlicht viel zu gering und vernachlässigbar ist. Es handelt sich um 2 - 2,5g Tee oder so und selbst wenn das mit Redbull angerührter Koicha wäre, würden 20ml nicht ausreichen um den Effekt zu erklären.
Bewertung: 5- oder 6-Sterne, Favorit
(Update 04.09.2022)
Nachdem ich kürzlich den neuen 2022er Manlin hatte wollte ich eigentlich schon längst zum Vergleich nochmals den 2021er trinken - somit heute besser spät als nie: und es war wirklich spannend zu sehen, wie unterschiedlich die beiden Jahrgänge sind - zumindest inzwischen! Denn wenn ich mir die Notiz von letztem Jahr anschaue schreibe ich dort, dass der Tee relativ dezent ist, so wie es aktuell auch beim 2022er der Fall ist - davon ist heute (für Yu-Verhältnisse) nichts zu spüren: es werden allerlei intensiver Geschmacksfacetten geboten - neben der leicht holzigen, für Manzhuan typischen Süße (die aber deutlich grüner und weniger holzig als beim 2022er wirkt) hat der Tee durchaus auch etwas floral-gemüsige Facetten und wie letztes Jahr schon geschrieben ein gewisses Maß an Adstringenz - neu ist eine überraschend prägnante Bitterkeit in den ersten 6-8 Aufgüssen, was aber primär der recht großzügigen Dosierung (die winzige Teerutsche verleitet offensichtlich zum überdosieren bei kleinen Kännchen, haha) geschuldet sein dürfte. Abgesehen von der inzwischen deutlich intensiveren Geschmacksebene wirkt der Tee grüner und frischer als der 2022er - bei einer Blindverkostung hätte ich den 2021er als jünger eingeschätzt (der Fairnesshalber muss man natürlich sagen, dass ein Jahr Unterschied auch nicht sonderlich viel ist) - wobei ich trotz (oder gerade wegen?) der Verschlossenheit des 2022er und dem dadurch hervorgerufenen ruhig-tiefen Charakter diesen fast lieber mag - dafür scheint das Qi hier einen kleinen Tick intensiver zu sein und der Tee hat eine ziemliche Ausdauer (wobei auch das natürlich mit der Dosierung zusammenhängt). So oder so: beides sind tolle Tees und ich bin gespannt, wie sie sich in den nächsten Jahren entwickeln - geht es in die gleiche oder eine andere Richtung?
Anmerkung: Pu-Chart auf v2.0 aktualisiert!
Update (04.09.2022): inzwischen auch mit ganzem Bing
letzter Aufguss im kleinen Zhuni-Kännchen