• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: Thailand
  • Jahrgang: 2017 (gepresst 2023)
  • pu-erh.sk

Bei diesem Tee handelt es sich um Maocha das seit 2017 offen gelagert und erst dieses Jahr zu Bings gepresst wurde - das ist immer eine wichtige Info, da Maocha anders reift als ein gepresster Tee. Im Grunde handelt es sich hier um den Nachfolger des 2016er Lao Cha (bzw. des 2016er Lao Cha v2) da bei diesen Tees genau so verfahren wurde. Was es mit dem Namen auf sich hat wird erst später klar, denn wenn ich es richtig verstehe stammt das Material von Veian und ist kein Blend verschiedener Regionen (wofür der Name stehen könnte) - aber dazu kommen wir später.
Die Pressung scheint mir jedoch etwas stärker zu sein als bei den beiden 2016ern (wenn auch nicht so heftig wie bei den 2022er Thailand Sheng Bings) wodurch das Blatt etwas kleiner wirkt - aber was sofort auffällt ist das tolle Aroma des nassen Blatts: tief und kräftig mit einer sehr ausgeprägten Fermentationsnote und einer von Bitterkeit kündenden Schärfe - sehr viel versprechend! Der Aufguss hat eine schön golden-orangene Farbe und hält sich geschmacklich nicht zurück, ganz im Gegenteil: neben der zu erwartenden Bitterkeit und einer alkoholisch anmutenden Fermentationsnote dominiert eine ausgeprägte Adstringenz. Das Adjektiv "shocking" was Peter in seiner Beschreibung nutzt scheint hier durchaus angebracht - da ich kein großer Fan von Adstringenz bin gibt es deshalb etwas Abzug in der Wertung aber wenn man sich auf diesen herben Tee einlassen kann zeigen sich im weiteren Verlauf der Session seine wahren Qualitäten. Allen voran die Reifung: durch all die herbe Fassade hindurch ist sie klar wahrnehmbar und sorgt dafür, dass der herbe Charakter eine interessante Note bekommt und mich an Schnaps denken lässt. Qi ist in einer eher kopflastigen aber dennoch angenehmen Form vorhanden, wenn auch im Vergleich zu einem mindSWITCH nicht ganz so ausgeprägt - die Textur ist ok aber als Adstringenz-Memme greife ich hier gerne wie heute zu einem offenporigen Kännchen wie dem hässlichen Entlein von Petr Novak (auch wenn schon alt und es in Punkto Verarbeitung nicht mit seinen aktuellen Werken aufnehmen kann nach wie vor mein liebstes Kännchen von ihm - Schlichtheit ist Trumpf!), was zwar die Textur leichter macht, dafür weicher und der Adstringenz etwas entgegenwirkt. Was aber dem Tee (meiner Meinung nach) seinen Namen beschert ist die Komplexität, die sich hinter der ruppigen Fassade verbirgt: einerseits zeigen sich auf der Geschmacksebene nachdem der erste "onslaught" an Ruppigkeit vorüber ist eine Vielzahl an unterschiedlicher Facetten, die von Leder, Holz bis Honig reichen - immer vor der Bühne von Bitterkeit und Adstringenz aber im Zusammenspiel mit etwas Tiefe, Qi und der Fermentation ergibt sich hier dennoch ein sehr spannendes und entgegen der deftigen Anmutung harmonisches Gesamtbild. In ein paar Jahren könnte das durchaus ein wirklich toller Tee werden, aktuell kann durchaus etwas anstrengend sein - aber auch das hat Peter sehr treffend formuliert: "this tea is like a rough ZEN teacher who conveys the teaching with a sudden smack of his stick".
Bewertung: 4-Sterne

20231013_090543 trockenes Blatt

20231013_090624 Details trockenes Blatt

20231013_091407 erster Aufguss

20231013_091420 Details Aufguss

20231013_092729 späterer Aufguss

20231013_094213 deutlich späterer Aufguss

20231013_100801 viel späterer Aufguss

20231013_100819 Details nasses Blatt

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