• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Menghai, Bulang, Laobanzhang
  • Jahrgang: 2017
  • Form: Bingcha, 357g (nur Sample vorhanden)
  • Private Produktion (Mr. Ho) via Puerh.uk

Wie Stephane gestern schrieb wäre Tee in der Tat langweilig, wenn man immer nur High-End Zeug trinkt, da irgendwann auf Grund der hedonistischen Anpassung das zum Standard wird - daher schätze ich auch einfachere Tees, da diese einem helfen die Schönheit von wirklich guten Tees zu erkennen. Und auch wenn mir dafür etwas deftigere Tees liegen, hat der FL Sheng aus Jinggu gestern seinen Zweck dafür erfüllt und so kann ich heute reinen Gewissens ein Tee der höchsten Weihen probieren: den 2017er Gold Mark Lao Ban Zhang. Dieser wurde wie der tolle 2016/2011er Gold Mark Gua Feng Zhai ebenfalls von Mr. Ho produziert, was bereits im Vorfeld auf einen ordentlichen Tee hoffen lässt - auch wenn ich über Mr. Ho keine detaillierte Hintergrundinfos habe und nur den GFZ kenne spricht dieser doch Bände! Preislich liegt der LBZ natürlich mit 2,69€/g nochmals etwas über dem GFZ was in Anbetracht des Hypes um LBZ wenig verwunderlich ist - und tatsächlich muss man leider sagen, dass Gushu-Material aus LBZ mittlerweile ein vielfaches dessen kostet.
Das Blatt ist wie beim GFZ toll anzusehen: groß und dunkel mit für die Bulang-Region typischen flauschigen Knospen - diese sind hier noch recht hell, was darauf schließen lässt, dass das Material auch "tatsächlich" von 2017 stammt und nicht wie beim GFZ vorab als Maocha gereift ist. Das zeigt sich dann auch beim ersten Aufguss: das nasse Blatt ist deutlich grüner als beim GFZ und der Aufguss heller - dennoch ist direkt ersichtlich, dass der Tee vom selben Produzent stammt, denn auch hier findet sich bei den ersten Aufgüssen eine gewisse Fruchtsaft-Note. Allerdings mit anderem Unterbau: während sie beim GFZ auf einer Pilz-Basis steht (Pilze mit Gsälz?) ist hier die Basis Zitronen-Limonade - im ersten Moment angenehm frisch-bitter was dann aber sofort in eine natürliche Süße übergeht, die zu Beginn von einer dezenten Adstringenz begleitet wird, die aber nicht stört. Worum es sich bei der Fruchtsaft-Note handelt? Storage? Special Sauce? Egal, auch wenn sie nicht typisch für die jeweilige Region ist gefällt sie mir persönlich gut und nach ca. 4 Aufgüssen ist sie nahezu verschwunden und der Regions-Charakter kann glasklar beobachtet werden - je nach Betrachtungsweise kann das sogar zur Komplexität beitragen, da der Spannungsbogen dadurch größer wird. Wenn es soweit ist kommt der Bulang-Charakter jedenfalls etwas deutlicher zum Vorschein, aber es dominiert dennoch klar die Süße und der Tee ist dank Gushu-Material sanft und weich mit einer sehr schön schweren Textur (ohne dabei jedoch extrem zu werden). Dazu passt auch gut das Qi: gerade zu Beginn deutlich ausgeprägt ist wirkt es leicht und belebend aber dabei trotzdem ruhig und ohne "hibbelig" zu machen - auch hier spielt es definitiv eine Rolle, dass es sich um Gushu-Material handelt. Aber: es ist (wie bei Bulang meist der Fall) sehr kopflastig und nicht wie beim GFZ im Körper wirkend - letzteres liegt mir persönlich mehr und hinterlässt bei mir einen stärkeren Eindruck, bei jemandem der eher auf eine anregende Wirkung steht kann das natürlich umgekehrt sein. Spannend ist auch die Phase wenn der Tee langsam ausklingt (wobei er ziemlich lange durchhält): wenn Fruchtsaft und Regions-Charakteristik nachlassen kommt eine sehr schöne Grundblatt-Note zum Tragen (was generell ein Indikator für einen guten Tee ist), die von einer sauberen, guten Fermentation zeugt und deren Aroma den Raum füllt - auch hier ist der Tee noch herrlich und es ist wirklich spannend, wie klar sich diese 3 dedizierten Phasen der Session unterscheiden lassen! Auf jeden Fall zusammen mit dem 2013er LBZ von Yu (der aber natürlich einen ganz anderen Weg geht) klar der beste LBZ den ich bislang probieren durfte - vielen Dank für das tolle Sample, Paolo!
Bewertung: 6-Sterne

20230430_072446 trockenes Blatt

20230430_072707 Details trockenes Blatt

20230430_073947 erster Aufguss

20230430_075155 zweiter Aufguss

20230430_080327 dritter Aufguss

20230430_081310 Details Aufguss

20230430_082054 späterer Aufguss

20230430_083721 deutlich späterer Aufguss

20230430_085903 viel späterer Aufguss

20230430_090737 noch späterer Aufguss

20230430_090754 Details nasses Blatt

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