• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Yibang
  • Jahrgang: 1990er
  • Form: Bingcha, 320g (nur Sample vorhanden)
  • Ding Xing Hao (鼎興號) (via The Chinese Tea Shop)

Wie der 70er Vintage Camphor Sheng war auch dieser Tee "Beifang" auf der Suche nach etwas anderem: von Ding Xing Hao (鼎興號) hatte ich davor noch nie gehört - es handelt sich wohl um eine Fabrik in Menghai, die ursprünglich auf die Herstellung von Jincha spezialisiert war. Neben einer groben Altersangabe (90er = im besten Fall 1999) wird über den Tee noch gesagt, dass er in Guangdong trocken gelagert wurde - die Bilder im Shop sehen jedenfalls sehr gut aus und auch das Material des Samples besteht aus schönen großen Blättern, die jedoch schon Anzeichen von einer zeitweisen etwas feuchteren Lagerung zeigen (wenn auch zum Glück nicht so schlimm wie bei dem 70er, siehe Detailbild). Was mich aber etwas irritiert ist die Angabe, dass der Tee aus Yibang stammen soll: die Fabrik liegt in Menghai, Yibang in Mengla - gut, sie kann natürlich Material von auswärts gekauft haben aber was in aller Welt soll die Angabe "arbor tree of Yi Bang MountainߖMR, Meng Hai tea regain" zu bedeuten? Das "ߖ" ist das 12. Zeichen in N'ko, ein Schriftsystem füt Manding (eine Sprache aus West Afrika) - WTF?? Und ein Hilal (Mondsichel) auf einem Wrapper zu sehen ist auch recht ungewöhnlich - wohl einer der mysteriösesten Shengs, der mir bislang untergekommen ist und das ganz ohne künstlich ein Mysterium draus zu machen!
Zum Tee an sich: der Tee hat noch deutlich mehr Aggressivität übrig als der 70er und es wird bereits beim Aroma des nassen Blatts klar, dass die feuchte Phase schon länger zurückliegen muss - er weißt zwar typische Noten auf, fühlt sich aber nicht feucht an. Der aggressive Aspekt äußert sich in einer leichten Adstringenz und einer deutlichen Bitterkeit, die einen sehr speziellen Charakter hat: keine inhärente Bitterkeit wie bei einem Bulang sondern eine sehr medizinische, an Walnuss-Haut erinnernde Bitterkeit - das klingt zwar eher unangenehm, gefällt mir aber tatsächlich ganz gut und passt irgendwie super zu dem Chaozhou-Kännchen (da Chaozhou-Ton ganz anders riecht als Yixing-Ton, riecht folglich auch der Tee darin anders, was ihm einen anderen Charakter gibt - und gerade bei etwas derberen Tees gefällt mir die Kombination mit Chaozhou besonders gut). Vor allem die ersten drei Aufgüsse sind schön intensiv und es zeigt sich auch ein leichtes, angenehmes Qi. Geschmacklich dominiert neben der nussigen Bitterkeit vor allem eine intensive Holz-Note wie von altem, feuchten Holz (im glasierten Schälchen kommt die Bitterkeit etwas dominanter rüber, im Bizenstyle-Fingerhut wirkt der Tee etwas breiter) - Süße, Blumigkeit und andere freundliche Noten sucht man jedoch vergebens (was mich nicht stört). Bis hierhin hätte ich den Tee auch mindestens gleich gut bewertet wie den 70er, da die Textur zwar nicht ölig-schwer wie im Shop beschrieben ist, aber doch hinreichend schwer für einen schönen Tee - allerdings lässt der Tee ab dem vierten Aufguss schnell sehr stark nach und der Tee ist dann nur noch dünn und etwas bitter (was sich auch an der Aufguss-Farbe zeigt: zu Beginn wie bei dem 70er fast schwarz (wenn auch kein so starker Rotstich) wird sie schnell Dunkelbraun und schließlich fast schon Hellbraun), dafür gibt es deutlichen Abzug - schade, ansonsten hätte es ein echt schöner Tee sein können. Cwyn hat übrigens zu diesem Tee vor 7 Jahren eine ganz amüsante Besprechung auf Steepster gepostet.
Bewertung: 4-Sterne

1990 Ding Xing Hao trockenes Blatt

1990 Ding Xing Hao Details trockenes Blatt

1990 Ding Xing Hao erster Aufguss

1990 Ding Xing Hao zweiter Aufguss

1990 Ding Xing Hao Details Aufguss

1990 Ding Xing Hao dritter Aufguss

1990 Ding Xing Hao Details Kännchen

1990 Ding Xing Hao späterer Aufguss

1990 Ding Xing Hao deutlich späterer Aufguss

1990 Ding Xing Hao noch späterer Aufguss

1990 Ding Xing Hao Details nasses Blatt

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