- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan (Blend)
- Jahrgang: 2019
- Form: Bingcha, 200g (nur Sample vorhanden)
- Crimson Lotus Tea
Der Name des Tees macht unmissverständlich klar, was man zu erwarten hat noch bevor man die Beschreibung im Shop liest (was ich erst im Nachhinein getan habe) - eine neutrale Betrachtung des Tees ist da nur schwer möglich - bleibt also die Frage: hält der Tee, was er so vollmundig versprich?
Beim Betrachten des trockenen Blatts wird klar, dass es nicht nur ein Blend von verschiedenen Regionen ist, sondern auch ein Blend aus "echtem" Sheng und Yesheng - was durchaus interessant klingt: Blends hatte ich zwar schon (zu) viele aber an einen Blend aus Sheng und Yesheng kann ich mich adhoc nicht erinnern. Ob sich dadurch die Schwächen von reinem Yesheng-Material (kaum Körper/Textur, zu wenig Tiefe) mitigieren lassen? Allerdings ist der Yesheng-Anteil bei dem Blend sehr gering - wodurch wohl eher umgekehrt das normale Sheng-Profiel durch Yesheng-Aromen (denn hier ist Yesheng stark) erweitert werden könnte. Das Aroma des nassen Blatts lässt jedenfalls nicht viel von dem Yesheng-Anteil durchblicken: im Gegensatz zu den meist sehr "duftenden" Yeshengs ist hier das Aroma dumpf und zurückhaltend - aber es ist auch ein Blend.
Im Aufguss dann zeigt sich der Yesheng durchaus etwas in Form von einer sehr fruchtigen Note, wie sie einige der süßen Yesheng-Varianten haben - diese Fruchtigkeit liegt etwas abgesetzt über dem restlichen Profil, das leider wie bei modernen Blends viel zu oft etwas unentschieden ist: ein bisschen Körper, ein bisschen Blumigkeit, primär leicht zugängliche Süße - freundlich aber belanglos. Bei etwas stärkeren Aufgüssen kommt eine gewisse Adstringenz durch, ohne jedoch zu unangenehm zu werden - alles halb so wild, liegt der Fokus des Tees doch klar wo anders ... oder? Nach einigen Aufgüssen stellt sich zwar ein leicht "zittriges" Gefühl ein, was ich zwar eher mit Koffein als mit Qi in Verbindung bringe aber da hier die Unterscheidung nicht immer scharf ist, lassen wir das trotzdem mal gelten - aber ein "richtiges" Qi im Sinne von es tut sich was auf tieferer Ebene sucht man leider vergeblich. Klar, es gibt keinen subjektiveren Faktor beim Tee als das Qi und dass heute einer der Tage ist, an denen es schon am frühen Morgen fast 30° in der Wohnung hat ist sicher nicht hilfreich für dessen Beurteilung - aber auch keine Ausrede: andere Tees mit wirklich starkem Qi "funktionieren" auch dann (z.B. mein nach wie vor unangefochtener Favorit der Rareness 5 von prSk). Als ich dann nach der Session die Beschreibung im Shop gelesen habe musste ich durchaus etwas lachen: "This tea is a creative blend of all of the most intense, hardest hitting, mental lobotomizing, consciousness opening sheng puerh we could find this year." - nope, definitiv nicht. Zumal Stärke selten in Brutalität liegt: es muss nicht immer Hardcore (nicht das was DU denkst!) sein, das intensivste Qi ist das, welches man nicht kommen sieht, die Arme schwer und den Geist ruhig werden lässt - aber das ist selten. Der Fairness halber muss man aber auch sagen, dass 80$ für 200g heutzutage ja fast schon ein Schnäppchen ist - und auch wenn der Tee letztlich über seine eigenen Füße gestolpert ist, ist der Sheng-Yesheng-Blend durchaus mal etwas interessantes (was ich aber dennoch nicht so schnell wieder brauche, haha).
Bewertung: 3-Sterne