- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China (verschiedene Regionen)
- Jahrgang: 2017, Herbsternte
- Form: Long Zhu, 8g
- Bitterleaf Teas
Hierbei handelt es sich um ein interessantes Tasting Set, mit dem 4 verschiedene häufig in Shengs anzutreffende Eigenschaften demonstriert werden sollen - hier als kleines Set mit 4 * 8g Dragon Balls, wobei es aus dem selben Material auch 200g Bings zu kaufen gibt. Das Set hab ich vor einiger Zeit gekauft und ist um ehrlich zu sein etwas untergegangen - es war sicherlich gedacht, die Tees frisch zu trinken aber auch so spannend, 4 Tees vom selben Produzenten, aus dem selben Jahr aber von unterschiedlichen Regionen zu probieren. Alle Tees stammen aus der 2017er Herbsternte und bestehen aus "mixed picking material", was ich als primär jüngere Pflanzen mit etwas älterem Material interpretiere (da sonst aus Marketing-Gründen sicher der besonders hohe Anteil an Gushu hervorgehoben worden wäre ;-)
tián (甜)
Tián, zu Deutsch "süß". Dieser Tee stammt aus Guafengzhai - um ehlich zu sein hätte ich hier eher Jingmai-Material erwartet, da das für mich der Inbegriff von Zuckerguss-Sheng ist (evtl. bin ich hier aber auch etwas von den Farmerleaf Gulan/Gushu/Shengtai geprägt) - aber da Jingmai bereits für den Xiāng-Tee verwendet wurde, hätte ich persönlich eher Walong gewählt - Guafengzhai ist für mich der Inbegriff von Textur und Tiefe, auch wenn sich durchaus immer ein gewisser "Süßer Faden" durch zieht. Jedenfalls gibt es hier schon eine leichte Süße, aber der Tee zeichnet sich vor allem durch eine ausgeprägte Textur aus - bei der sich leider der Herbst-Charakter besonders ausgeprägt zeigt, wie es bei nicht all zu hochwertigen Herbst-Shengs leider meist der Fall ist. Auch in Punkto Tiefe ist nicht all zu viel geboten, was das oben angesprochene Mischungsverhältnis jung zu alt bestätigt - alles in allem leider eher enttäuschend, obwohl (oder gerade weil?) ich ein ziemlicher GFZ-Fanboy bin.
Bewertung: 2-Sterne
róu (柔)
Róu, zu Deutsch "weich" (oder auch "sanft). Dieser Tee stammt aus Yiwu - die Wahl kann ich klar nachvollziehen, auch wenn Yiwu doch recht weit gefasst ist (und GFZ in Yiwu liegt). Um so überraschender ist, dass der Tee alles andere als weich war - von den 4 Tees war das mit abstand der derbste! Das liegt vor allem daran, dass der Tee im Vergleich zu den anderen eine deutlich gröbere Verarbeitung abbekommen hat, die Blätter sind teils richtiggehend "angekokelt" - was wiederum in einer rauchigen Röst-Note resultiert, die dem nassen Blatt ein sehr interessantes Aroma von gegrilltem Gemüse gibt (was keineswegs unangenehm ist). Dadurch erinnert mich der Tee entfernt an angenehme Lagerfeuer-Shengs wie z.B. den 2019er Naka Qiao Mu von TTpl (ohne jedoch dessen Qualität zu erreichen). Man mag hierbei natürlich darüber streiten, ob nicht ein Makel ist, aber da mir solche Rauchnoten bekanntermaßen zusagen, sorgt das hier für Charakter, welcher dem Tee sonst vermutlich fehlen würde und überlagert den Herbst-Charakter des Tees. Dazu ein leichtes Qi - auch wenn das Ziel verfehlt wurde, der interessanteste Tee des Sets.
Bewertung: 3-Sterne
kǔ (苦)
Kǔ, zu Deutsch "bitter". Auch ohne nachzulesen war klar, woher dieser Tee stammen muss: Bulang. Leider wurde bei der Auswahl explizit darauf geachtet, kein all zu bitteres Material zu verwenden - und das, obwohl Herbst-Tee ohnehin nicht so bitter ist, wie die Frühjahrsernte. Dadurch ist der Tee ironischerweise der süßeste Tee des Sets, da das bisschen an Bitterkeit sofort durch die Huigan-Süße ersetzt wird - sie zeigt sich allenfalls in dem erfrischenden Charakter des Tees, wodurch er jünger wirkt als die anderen Tees im Set. Von allen Tees hat dieser auch das mit Abstand schönste Blattgut - und auch hier gibt es ein leichtes Qi. Zwar keine Überraschung wie der Róu-Tee, aber für mich der beste Tee des Sets (auch wenn nur minimal besser als der Róu und daher die selbe Bewertung).
Bewertung: 3-Sterne
xiāng (香)
Xiāng, zu Deutsch "duftend". Wie schon erwähnt stammt dieser Tee aus Jingmai und hier wurde das Ziel auch erreicht: das nasse Blatt besticht durch ein schön fruchtiges, leicht blumiges Aroma - das des Aufgusses ist etwas herber und hat eine minimal medizinische Note. Insgesamt aber ein sehr stereotypisch/"offensichtlicher" Sheng ohne Qi, Tiefe oder Textur - ein YS-Abziehbild das nicht im Gedächtnis bleibt. Nicht mein Fall.
Bewertung: 1-Stern