- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Menghai, Bulang
- Jahrgang: 2007
- Name im Shop: Bu Lang 2007
- Form: Bingcha, 357g (nur Sample vorhanden)
- Liming Tea Factory (黎明茶厂) bzw. deren Marke Bajiaoting (八角亭) (via TeaTracks)
Nach dem sehr schönen 2006er BJT Bulang gestern ist es nur logisch heute den 2007er zu trinken, denn ich liebe solche "zielgerichteten" Vergleiche wenn man entweder horizontal (verschiedene Regionen des selben Jahrgangs des selben Produzenten), vertikal (verschiedene Jahrgänge der selben Region des selben Produzenten) oder wie hier qualitativ (selbe Region und selber Jahrgang (auch wenn es hier nicht ganz der selbe Jahrgang ist) des selben Produzenten aber unterschiedliche Qualitätsstufen) Tees vergleichen kann (denn zwischen unterschiedlichen Produzenten ist das immer sehr ungenau, da sich Produktionsmethoden, Qualitätslevel etc. zu sehr unterscheiden). Jedenfalls ist alleine schon optisch klar, dass es sich um einen ganz anderen Tee als gestern handelt: völlig anderer Wrapper, deutlich kleinteiligeres Blattgut und eine deutlich festere Pressung - interessant wäre hier zu wissen, ob die Wrapper-Gestaltung etwas über die Qualitätsstufe des Tees aussagt, denn im Gegensatz zu dem 2006er heißt dieser hier nur 布朗乔木 (Bulang Qiaomu) also kein Anspruch auf Gushu, aber dazu kenne ich mich leider zu wenig mit Factory-Sheng aus, um dazu etwas sagen zu können. Eventuell hängt das aber auch mit dem konkreten Produktionsdatum zusammen, denn von 2006 zu 2007 gab es den berühmten Puerh-Markt-Crash, der neben Preisanpassungen auch produktionstechnische Veränderungen nach sich zog, insbesondere hinsichtlich Qualitätssicherung (so hat der 2007er z.B. auch ein QS-Siegel auf dem Wrapper, der 2006er nicht), aber da ich das nicht weiß, halte ich es wie gestern und lass einfach den Tee für sich sprechen.
Bereits beim Aroma des trockenen sowie nassen Blatts zeigen sich deutliche Unterschiede: es fehlt die saftige, pilzige Komplexität des 2006er dafür mehr Bitterkeit und vor allem deutlich mehr Rauch. Die letzten beiden Faktoren sind auch die dominanten Aspekte der Geschmacksebene - in den ersten zwei bis drei Aufgüssen nahezu ausschließlich und man muss schon sagen, dass der Tee hier ziemlich herb ist (nicht zuletzt wegen der auch nach den 15 Jahren deutlich vorhandenen Adstringenz) und für einen ungeübten Magen wäre es sicher empfehlenswert, vorher etwas zu essen (zum Glück hilft die Tamba-Keramik von Masafumi Ohnishi etwas, um die Adstringenz abzumildern). Ab dem dritten Aufguss wird es dann etwas entspannter und zumindest im Abgang zeichnet sich eine leichte Süße ab, die interessanterweise auch eine florale Note hat aber insgesamt bietet der Tee bei weitem nicht die Vielfalt und Wandelbarkeit des 2006ers weshalb bei der Wertung Aggressivität gegenüber Komplexität eindeutig überwiegt. Wenig überraschend ist auch, dass der Tee hinsichtlich Qi und Tiefe kaum etwas bieten kann - aber man muss auch sehen, dass der Preis mit 0,19€/g heutzutage für einen 2007er Tee durchaus als sehr preiswert angesehen werden muss (wobei auch die 0,47€/g des 2006er mehr als fair sind). Sehr spannend ist auf jeden Fall, dass trotz ähnlicher Lagerung (bis 2021 in Kunming und der 2007er auch in Menghai) der 2007er um einige Jahre jünger wirkt als der 2006er - die festere Pressung mag ein Teil-Faktor sein, aber definitiv nicht ausreichend um einen solch krassen Unterschied zu erklären.
Insgesamt ist der 2007er eher das, was ich von einem typischen Factory-Sheng gewohnt bin - zwar absolut trinkbar (im Vergleich zu manch anderen) aber sehr weit von dem äußerst positiven 2006er entfernt, daher mit entsprechend niedrigerer Wertung.
Bewertung: 2- oder 3-Sterne