- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Yiwu
- Jahrgang: 2002
- Form: Bingcha, ???g (nur Sample vorhanden)
- Jinsong Yu (via Shui Tang)
Ein sehr spannendes Sample, was ich von Meng-Lin bei der letzten Bestellung erhalten habe: für mich der bislang älteste Pu von Yu! Wenn man die Fakten aus einem Artikel der Züricher Zeitung zusammenfasst, muss Yu (zum Zeitpunkt des Artikels als "Mittvierziger", also ~45 Jahre, beschrieben) schon als Jugendlicher angefangen haben, Pu'erh zu "erforschen" ("Anfang der Neunziger", d.h. 45 - 24 Jahre = 21 Jahre) - wenn man davon ausgeht, dass er ganz zu Beginn noch nicht selbst Pu produziert hat (sofern die Angaben denn zutreffend sind - laut einem Tee Freund hat Yu bis 1997 Wulong gelernt, dann bis 1999 bei einer Pu Factory gearbeitet und war somit erst ab ca. 2000 selbst als Pu-Produzent Aktio aktiv), gehört dieser Tee mit seinen 20 Jahren wohl zu einem seiner früheren Werken. Und im Gegensatz zu einem Gaoshan o.ä. handelt es sich hier um einen Blend verschiedener Yiwu-Dörfer, wie es auch bei dem 2008er Yiwu der Fall ist - dieser hat sich in den letzten 3 Jahren seit der letzten Notiz übrigens gut entwickelt und gefällt mir inzwischen deutlich besser, daher sind die alten Notizen nur bedingt als Vergleich brauchbar.
Nun aber zum Tee: Da Yu Tees ja meist doch eher dezent sind bin ich beim ersten Aufguss recht kräftig an die Sache rangegangen und war dann ziemlich erstaunt, wie herb der Tee im ersten Aufguss war - durch eine intensive Säure war klar, dass der Tee eindeutig zu lange gezogen war. In den nächsten Aufgüssen war ich dann vorsichtiger - für Yu-Verhältnisse ist der Tee immer noch geradezu derb im Geschmack und die Säure geht leider nicht ganz weg, bei normal-kurzen Ziehzeiten aber auf ein tolerierbares Maß zurück, und dann zeigt der Tee, was er kann: er startet zunächst mit einer schönen Walnuss-Note, begleitet von etwas Pfifferlingen, trockenem Laub und Holz - sehr herbstlich. Interessant: obwohl es sich um einen Yiwu handelt gibt es keine Spur von Süße - erst im Abgang zeigt sich diese verhalten - bei einer Blindverkostung hätte ich nie auf Yiwu getippt! Aber obwohl er (für Yu) geschmacklich etwas derber ist (global gesehen gibt es da natürlich ganz andere Kaliber) zeigt fühlt sich der Aufguss sehr sauber und rein an - etwas, was auch von den wunderbaren Reifungsnoten bestätigt wird: vor allem in den späteren Aufgüssen, wenn sich die initial deftigen Noten etwas gelegt haben kommen diese wunderbar zur Geltung - das absolute Highlight ist hier eine wunderbare Wachs-Note (zumindest erinnert es mich etwas an Bienenwachs), ähnlich wie sie z.B. auch bei dem 2009er Youle von Douji zu finden ist. Desto später der Aufguss desto süßer wird der Tee - zwar bleibt die Säure leider immer im Hintergrund bestehen, aber immerhin ist sie keine so aggressive Magenkiller-Säure wie bei einem typischen Factory-Sheng und da sie mit zunehmenden Aufgüssen kontinuierlich abnimmt ist es tatsächlich so, dass mir der Tee nicht etwa am Anfang am besten gefällt (wie es sonst meist der Fall ist) sondern ab dem 8. Aufguss oder so, wenn diese nur noch sehr dezent vorhanden ist und die Reifungsnoten voll zur Geltung kommen. Das Qi ist hingegen typisch Yu: dezent, unaufdringlich aber durchaus kraftvoll - da lässt sich auch eine eher leichte Textur verschmerzen. Für seine 20 Jahre wirkt der Tee noch etwas jung, daher tippe ich auf eine eher trockene Lagerung (vermutlich Taiwan), aber insgesamt gefällt er mir sehr gut - und wirklich spannend auch mal diese Seite von Yu kennenzulernen.
Bewertung: 5-Sterne