- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Miaojiu, Mangsheqing
- Jahrgang: 2024
- Form: Bingcha, 250g
- pu-erh.sk
Der teuerste Tee von diesem Jahrgang bei prSK ist der Mangsheqing Gaogan mit 2,34€/g - wem der Ort kein Begriff ist: Mangsheqing liegt direkt nördlich von Yiwu und ist nur sehr schwer zugänglich, dazu stammt das Material Gaogan, also hochgewachsene Bäume, die man zum ernten erklettern muss, daher kein Wunder, dass der Tee etwas teurer als die anderen ist (wer mehr wissen möchte: bei der 2022er Version hab ich etwas ausführlicher zu geschrieben).
Beim Tee muss ich ehrlich gestehen: bei einer Blindverkostung hätte ich nicht auf Mangsheqing getippt (außer mit entsprechenden "Leitplanken" dass es sich nur um die diesjährigen prSK China-Shengs handelt, dann im Ausschlussverfahren evtl.), denn so verblüffend die 2022er Version war (Kiwi und Hähnchenbrust), so anders waren die 2023er und 2021er (davon hatte Peter leider selbst nur ein Probe-Bing) Versionen und ebenso verblüffend jedoch völlig anders ist die diesjährige Version! Das Kräutrige kann man bestenfalls später erahnen aber gerade zu Beginn hat das nasse Blatt ein sehr intensives Aroma, das mich frappierend an Weihnachtspunsch (Orange und Nelken) erinnert, das hatte ich bislang auch noch nie (und ich hatte schon den einen oder anderen Sheng). Die Nelken finden sich zwar zum Glück (?) nicht auf der Geschmacksebene wieder, wohl aber die Zitrus-Note einer Orange, wenn auch nicht so intensiv wie im Aroma - dafür dann aber beim Hui Gan um so intensive rund langanhaltender! So schön und außergewöhnlich das auch ist: den Tee darauf zu reduzieren wäre jedoch nicht fair, denn da geht noch eine ganze Menge mehr auf der Geschmackseben. Einerseits parallel dazu - hier findet sich dann die Kräutrigkeit der 2023er Version plus Bitterkeit und eine überraschend angenehme Adstringenz, die vermutlich für die Intensität der Orangen-Note mit-verantwortlich ist - als auch wenn man den Spannungsbogen über die Session hinweg betrachtet. Aber gerade wenn man den Tee etwas höher dosiert rate ich auch hier wieder zu etwas kühlerem Wasser als kochend heiß, denn der Tee kann durch die Adstringenz schon auch Zähne zeigen - und das wäre bei einem Tee wo selbst jemand der sagt "Geschmack ist mir egal, gebt mir Qi" ins Schwärmen ob des Geschmacks kommt doch schon etwas traurig (die Aggressivitäts-Metrik ist auf Basis von kühlerem Wasser bewertet). Apropos Qi: wie bei den beiden Vorgängern auch hier wieder sehr intensiv und startet auch wieder im Kopf - dieses mal jedoch eher an den Schläfen als an der Stirn - und auch mit Tiefe geizt der Tee nicht. Das einzige was man dem Tee vorwerfen kann, wenn man denn möchte (ja, ich finde immer was zum meckern) ist die Textur: sie ist exakt wie Wasser - als ob man gar kein Tee sondern reines Wasser trinken würde. Deshalb auch das "möchte" im vorherigen Satz, denn das wirkt trotzdem nicht dünn wie bei anderen Tees sondern rein - dennoch bekommt der Tee hier mal keine so hohe Wertung wie bei den anderen Metriken. Insgesamt aber wieder ein wahnsinns Tee, der jeden Cent wert ist und auch wenn er leichter zugänglich ist wie so manch ultra-ätherischer Gaogan aus Yiwu dennoch ein Tee für besondere Gelegenheiten, wo man ihm Zeit und Aufmerksamkeit widmen kann.
Bewertung: 6-Sterne, Favorit