- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: Vietnam, Ha Giang, Thuong Son
- Jahrgang: 2016
- Form: Bingcha, 350g (nur Sample vorhanden)
- Meetea
Nach the Firstborn war klar, dass ich diesen Tee als nächstes probieren muss, um einen Vergleich zwischen einem frischen und einem schon etwas gereiften Tee zu haben, da das insbesondere bei neuen Regionen interessant ist - zwar kein so weiter Blick in die Zukunft wie bei dem tollen 1980er Thai Maocha aber besser als nur frische Tees kennenzulernen. Interessant an der Stelle ist auch der Hinweis im Shop: ordentliche Pu'erh-Lagerung ist wohl nicht so das Ding in Vietnam und da es dort so super feucht ist, wirkt sich das sehr negativ auf den Tee aus - dieser wurde jedoch zum Glück nach 2 Jahren natürlicher Lagerung (in Hà Giang) in ein "trockenes" Lagerhaus (<70° Luftfeuchtigkeit gilt in Vietnam als trocken 🙈) in Hanoi gebracht. Und ebenfalls interessant: "Trà Phổ Nhĩ sống" ist Thailändisch für Sheng Pu'erh.
Optisch erinnert mich der Tee etwas an einen Bulang gleichen Alters: schön dunkle, leicht gräuliche Blätter (nicht wegen übermäßiger Feuchtigkeit sondern wegen den Härchen auf den Blättern) mit optisch deutlich hervorstechenden hellen Knospen. Das Aroma ist voll und clean, was definitiv für eine ordentliche Lagerung spricht und sich auch auf der Geschmacksebene bestätigt: keine Off-Noten, es dominiert die für Vietnam-Gushu wohl typische Bitterkeit (wobei das auch wieder eine ganz eigene ist, so wie eine Bulang-Bitterkeit vollkommen anders ist, als eine Mengsong-Bitterkeit), allerdings nicht mehr so frisch wie bei dem Firstborn sondern tiefer, begleitet von einem gewissen Maß an Adstringenz und einer süßlich-floralen Note. Eigentlich bin ich von floralen Noten nur bedingt ein Freund aber diese erinnert mich etwas an getrocknete Blumengestecke erinnern, irgendwie dunkel und schwer, warm und herbstlich, ganz anders als frische Blumen - quasi so wenn man einen bildhaften Vergleich (KI sei Dank) machen möchte:
Die im Shop erwähnte Süße suche ich zwar bei meiner Dosierung zu Beginn vergebens aber im Abgang ist sie durchaus vorhanden und sehr langanhaltend - auch das Aroma im leeren Schälchen "klebt" regelrecht an diesem und ist von einer äußerst schwer-süßen Qualität, sehr schön! Qi und Tiefe kann der Tee mehr bieten als der Firstborn - zwar nicht auf high-end Level aber genügend, damit mir die Session Spaß macht und das wichtigste: auch dieser Tee fühlt sich super clean an - mit 0,43€/g ist er zwar etwas teurer als das Maocha aber hat ja auch bereits 9 Jahre Reifung hinter sich - ein chinesischer Tee auf diesem Qualitätslevel und mit diesem Alter wäre definitiv teurer. Ein wirklich schönes Beispiel, was Vietnam-Sheng so kann - davon werde ich mir auf jeden Fall noch etwas zulegen, alleine schon um zu sehen, wie die weitere Reifung sich so entwickeln wird 😊
Bewertung: 5-Sterne