• Kategorie: Pu'erh, Sheng
  • Herkunft: China, Yunnan, Puer, Lancang, Bangwai
  • Jahrgang: 2009, Herbsternte
  • Form: Bingcha, 400g (nur Sample vorhanden)
  • "A guy called Jim" via pu-erh.sk

Heute ist der nächste Tee aus Peters vertikalem Tasting-Set an der Reihe: der 2009er Bangwei ist wie der großartige 2009er Gua Feng Zhai auch eine Produktion von "Jim", allerdings wie der ebenfalls tolle 2009er Mansa ein Herbsttee. Bei Bangwai oder Bangwei (beides mal 邦崴 geschrieben) ist leider nie so wirklich klar, woher der Tee letztlich stammt - da das bekanntere Dorf aber das in Lancang ist, nehme ich das i.d.R. als Standard an, außer es gibt explizite Hinweise auf Jingdong.
Nach den High-End Chenyuan Hao Sheng der letzten male wirkt das Blatt hier regelrecht unbeeindruckend, aber man soll ja ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen (wobei das bei einem Bingcha eher der Wrapper wäre? egal) - das Aroma ist zunächst eher dezent, nach dem Spülgang zeigen sich aber sehr vielversprechende holzige Fermentationsnoten sowie ein etwas aggressiver Unterton. Beim Geschmack wird dann die Bedeutung von diesem Unterton klar: ein bisschen Bitterkeit aber vor allem eine mächtige Portion Adstringenz, die eine Erinnerung von Rauchigkeit mit sich führt - Erinnerung deshalb, weil diese überhaupt nicht im Aroma wahrnehmbar ist, auf der Geschmacksebene aber vorhanden zu sein scheint, wobei das aber auch eine Täuschung sein kann, hervorgerufen durch das Zusammenspiel der zahlreichen Geschmacksfacetten des Tees und dem ordentlichen Maß an Derbheit, die mich an ein idealisierten Factory Sheng denken lässt (idealisiert deshalb, weil diese Qualität allenfalls bei den privaten Produktionen zu finden ist, die niemals beim Massenmarkt ankommen). Ich bin ja kein großer Fan von Adstringenz und hier ist sie bei der ziemlich heftigen Dosierung von 10g im 90ml Kännchen für mich eigentlich fast schon zu viel, aber trotzdem ist es genau diese Adstringenz mit ihrer imaginären Rauchigkeit, die dem Tee einen so speziellen Charakter gibt - was aber ausschließlich deshalb funktionieren kann, weil der Tee von erstklassiger Qualität ist! Wie bei Peters Eigenproduktionen kann man hier die Reinheit des Tees spüren und viele Tiefe im Tee erkennen - das Qi ist angenehm und vor allem in den ersten Aufgüssen durchaus wahrnehmbar und durch das spannende Zusammenspiel von Aroma und Geschmack ergibt sich hier auch viel Komplexität (wenn auch eine deutliche Aggressivität) - aber erst diese deftige Derbheit der rauchigen Adstringenz macht den Charakter des Tees wirklich zu etwas Besonderem. Übrigens ist auch die Adstringenz das einzige, was bei dem Tee ein Hinweis darauf ist, dass es sich um einen Herbsttee handelt: er ist in keinster Weise dumpf, eindimensional oder schwächlich, wie es bei den typischen Herbst-Produktionen von YS und Co meist der Fall ist - er hat mehr Power und Charakter als 99% der Frühjahrstees - aber wirklich gute Herbsttees haben wie z.B. der 2019er Rareness 5 Autumn mehr Adstringenz als die entsprechende Frühjahrsversion. Toller Tee, bei dem man wirklich froh sein kann, dass er in der EU reifen durfte - die trockene Lagerung hat diesen speziellen Charakter sehr gut erhalten/gefördert, was bei einer feuchten Lagerung sicherlich verwässert wäre. Ich muss mir bei Gelegenheit mal wieder den Mansa von Jim vornehmen - zu schade, dass ich als unerfahrener Einsteiger (man muss schon etwas Erfahrung sammeln, bevor man lernt worauf es bei einem Tee ankommt und dass man tiefer blickt als z.B. nur die auf den ersten Blick ersichtliche Aggressivität) damals nur diesen einen Bing von den Tees die Peter von Jim im Angebot hatte gekauft habe...
Bewertung: 5- oder 6-Sterne

2010 Bangwei trockenes Blatt

2010 Bangwei Details trockenes Blatt

2010 Bangwei erster Aufguss

2010 Bangwei zweiter Aufguss

2010 Bangwei Details Aufguss

2010 Bangwei dritter Aufguss

2010 Bangwei späterer Aufguss

2010 Bangwei deutlich späterer Aufguss

2010 Bangwei viel späterer Aufguss

2010 Bangwei Details nasses Blatt

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