- Kategorie: Pu'erh, Sheng
- Herkunft: China, Yunnan, Xishuangbanna, Mengla, Yiwu, Guafengzhai
- Jahrgang: 2009
- Form: Bingcha, 400g (nur Sample vorhanden)
- "A guy called Jim" via pu-erh.sk
Auch wenn mich die neuen prSK Thai-Sheng sehr interessieren wollte ich heute zunächst nochmals einen Rückblick auf letztes Wochenenden machen: da haben ein paar Teefreunde und ich ein kleines Tee-Treffen bei mir gemacht und viele gute Tees und spannenden Vergleiche (z.B. der Vergleich mehrerer Jahrgänge eines Tees miteinander oder die selbe Region von unterschiedlichen Produzenten) gehabt - an dieser Stelle nochmals herzlichen Dank an alle Teilnehmenden, insbesondere an Peter, der mit Abstand die längste Anfahrt hatte! Das Highlight des Treffens war für mich klar der Sonntag Nachmittag, an dem wir drei verschiedene High-End Guafengzhai von unterschiedlichen Jahrgängen und Produzenten miteinander verglichen haben und zum Abschluss noch einen 30 Jahre alten unbekannten Sheng getrunken haben - jeder einzelne super und mit intensivem Qi, zusammen haben sie uns (im positiven Sinne) komplett geplättet, so ein heftiges Qi-Erlebnis hatte ich noch nie! Und einer der erwähnten GFZ war der 2009er, den Peter in seinem Querschnitts Sample Set anbietet - mit dem Rest des Samples wollte ich mir den heute nochmals genauer anschauen, um eventuelle gegenseitige Beeinflussungen beim Parallel-Vergleich auszuschließen (auch wenn Parallel-Vergleiche sehr aufschlussreich sind, ist das natürlich ein Nachteil davon).
Das Aroma vom nassen Blatt macht bereits klar, dass man es hier mit einem anderen Charakter als dem ungewöhnlichen 2016er Goldmark GFZ (dessen Material ja eigentlich von 2011 stammt) oder dem würdevoll gealterten 2003er GFZ zu tun hat: eine sehr schöne Rauchigkeit macht klar, dass man es hier mit einem etwas derberen Charakter zu tun hat. Wobei "derb" hier eindeutig positiv gemeint ist, denn es ist keine unschöne Aschenbecher-Rauchigkeit von einer billigen Factory-Produktion sondern eine saubere, weite Lagerfeuer-Rauchigkeit wie z.B. beim 2015er Xiaoshu Lincang. Und genau diese Sauberkeit/Natürlichkeit zeichnet den Charakter des Tees auch auf der Geschmacksebene aus: während der 2016er Goldmark vor allem zu Beginn mit einer pilzig-fruchtigen Süße dick aufträgt und man eine gewisse Fruchtsaft-Assoziation erzeugt wirkt der 2009er mit mehr Bitterkeit und Adstringenz natürlicher mit dem Charakter von klarem Quellwasser. Apropos: an dem zugegeben doch recht Puerh-lastigen treffen haben wir festgestellt, dass das Quellwasser ungefiltert trotz seiner enormen Härte von ~18° dH am besten kommt - ich werde daher künftig (sofern der Pu nicht zu zart besaitet ist) direkt das Quellwasser nutzen, auch wenn das bedeutet, dass ich einerseits für Nicht-Pu künftig ein anderes (gefiltertes) Wasser nutzen muss statt einer Mischung für alles und andererseits es auch im Sommer schneit (zumindest für meine Teekännchen ;-). Aber zurück zum Tee: rauchig und (etwas) derb bedeutet jedoch nicht, dass es sich um einen simplen Tee handelt - von den dreien würde ich diesen sogar gerade auf Grund der Kanten, der Wandlungsfähigkeit und vor allem der Tiefe für den komplexesten halten und auch wenn das Qi einen Tick dezenter ist als bei dem 2016er Gold Mark ist es trotzdem noch weit über dem Durchschnitt. Übrigens sehr spannend: nach einigen Aufgüssen verschwindet bei dem 2016er die Frucht-/Pilzsaft Note recht plötzlich während der 2009er zu dem Zeitpunkt deutlich zahmer geworden ist - ab da liegen die beiden mit einer absolut typischen, "wilden" Süße (Shanye Yun (山野云), zu Deutsch "der Geschmack des wilden Berges") sehr viel näher beisammen als zu Beginn - der 2003er liegt durch die deutlich fortgeschrittene Reifung etwas weiter entfernt, der selbe GFZ-Charakter lässt sich aber trotzdem glasklar erkennen. Genau wie die anderen beiden ein spitzen Tee der es auf Anhieb (genau wie die anderen beiden) in meine persönliche (zugegeben sehr GFZ-lastige) Top-Ten geschafft hat - zu schade, dass es diesen Tee nicht offiziell zu kaufen gibt!
Bewertung: 6-Sterne